Schwedische Studie: Raucherzahlen sinken, doch Lungenkrebsraten nicht im selben Ausmaß3. April 2024 Abbildung: © kwstas/stock.adobe.com Obwohl die Zahl der Raucher in Schweden sehr stark zurückgegangen ist, nimmt die Zahl der Lungenkrebsfälle in der Bevölkerung nicht so stark ab wie erwartet. Tatsächlich haben die Lungenkrebsfälle unter Frauen zugenommen. Zu dieser Erkenntnis sind die Autoren einer kürzlich veröffentlichten Studie an der Universität Umeå (Schweden) gelangt – eine Erkenntnis, die den Forschenden zufolge die Sichtweise darüber ändern könnte, wie lange sich Rauchen auf die Gesundheit auswirkt. „Rauchen ist zweifellos der wichtigste Risikofaktor für Lungenkrebs“, erklärt Bengt Järvholm, Professor an der Abteilung für öffentliche Gesundheit und klinische Medizin an der Universität Umeå. „Daher ist es verwunderlich, dass der Rückgang des Tabakkonsums in den Statistiken noch nicht stärker sichtbar ist. Es bedarf weiterer Forschung, um herauszufinden, woran das liegt.“ Die Zahl der Raucher ist in Schweden seit vielen Jahren rückläufig. Heute gibt einer von zwanzig Schweden, etwa fünf Prozent der Männer und Frauen, an, täglich zu rauchen. In den 1960er-Jahren rauchte etwa jeder zweite schwedische Mann im Alter zwischen 18 und 69 Jahren. Frauen begannen im Allgemeinen später mit dem Rauchen als Männer. In einer großen Studie aus dem Jahr 1963 rauchte nur etwas mehr als jede zehnte Frau (11%) im Alter von 50 bis 69 Jahren, während 46 Prozent der Männer Tabak konsumierte. Unter den Frauen rauchten in den 1960er-Jahren vor allem jüngere. Bisherigen Untersuchungen zufolge sinkt das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, erheblich und rasch, sobald man mit dem Rauchen aufhört. In einer britischen Studie nahm die Zahl der Menschen, die vor ihrem 75. Lebensjahr an Lungenkrebs erkrankten, bei denjenigen von 16 Prozent auf drei Prozent ab, die vor dem 50. Lebensjahr der Zigarette dauerhaft entsagten. Die Wissenschaftler aus Umeå haben die Veränderung der Rauchgewohnheiten in Schweden seit den 1950er-Jahren mit der Lungenkrebsinzidenz zwischen 1970 und 2021 unter Männern und Frauen im Alter von 40 bis 84 Jahren verglichen. Die Forschenden untersuchten dabei auch, wie sich das Risiko bei Männern und Frauen in verschiedenen Altersgruppen unterscheidet. Ältere Studien hatten gezeigt, dass Plattenepithelkarzinome diejenige Form von Lungenkrebs sind, die den stärksten Zusammenhang mit Tabakkonsum aufweist. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigten, dass das Risiko für eine Erkrankung je nach Lungenkrebsart sowie Alter und Geschlecht der Betroffenen stark schwankte. Aufgrund älterer Studien wäre zu erwarten gewesen, dass das Krebsrisiko unter älteren Menschen sinkt. Allerdings kam Lungenkrebs im Jahr 1970 bei Männern im Alter zwischen 75 und 79 Jahren genauso häufig vor wie im Jahr 2021. Die Zahl der Plattenepithelkarzinome erwies sich als stark rückläufig, während sie sich im Jahr 2021 bei der anderen häufigen Krebsart, dem Adenokarzinom, versechsfacht hatte. Das Risiko für Plattenepithelkarzinome war bei Frauen in der Altersgruppe 75 bis 79 Jahre auf das gleiche Niveau gestiegen wie bei Männern. Beim Adenokarzinom war das Risiko für Frauen und Männer ähnlich, obwohl es in den 1970er-Jahren große Unterschiede in den Rauchgewohnheiten zwischen Frauen und Männern gab. Die Studienautoren bieten für ihre Beobachtungen mehrere mögliche Erklärungen an. Eine könnte sein, dass die Untersuchten ihren Tabakkonsum als geringer angeben als er ist, dass also die Abnahme in Wirklichkeit möglicherweise geringer ausfällt. Eine andere mögliche Erklärung könnte sein, dass die bisherigen Annahmen darüber, wie schnell das Risiko einer Erkrankung abnimmt, wenn man mit dem Rauchen aufhört, zu hoch gegriffen sind. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass andere Umwelt- oder Lebensstilfaktoren eine Rolle spielen: Auch wer noch nie geraucht hat, kann an Lungenkrebs erkranken, allerdings kommt dieser seltener vor. Die Tatsache, dass der Trend bei Frauen so viel stärker ist als bei Männern, liegt daran, dass schwedische Frauen im Allgemeinen später mit dem Rauchen begonnen haben als Männer. „Die Ergebnisse sollten auf keinen Fall so interpretiert werden, dass es sinnlos ist, mit dem Rauchen aufzuhören“, unterstreicht Järvholm. „Im Gegenteil, die Studie betont, wie wichtig es ist, früh aufzuhören und möglichst nie damit anzufangen, da das Risiko für Lungenkrebs möglicherweise länger erhöht ist, als wir bisher angenommen haben.“ Die Studie zeigt: Wenn das Risiko für Lungenkrebs im Jahr 2021 so hoch wäre wie das im Jahr 1970 unter Männern und Frauen im Alter von 40 bis 84 Jahren, wären im Jahr 2021 statt 1695 etwa 2250 Männer an Lungenkrebs erkrankt – dies entspräche einem Rückgang um 555 Fälle. Bei den Frauen wären es 544 Fälle statt derzeit 2181 Fälle. Dies bedeutet, dass es einen Anstieg der Lungenkrebserkrankungen um 1637 Fälle gab. Die Studie basiert auf Daten aus dem Krebsregister des National Board of Health and Welfare, die mit Statistiken zum Tabakrauchen aus Umfragen und aus dem Verkauf von Zigaretten verglichen wurden.
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