Schweine kooperieren beim Problemlösen ohne tieferes Verständnis zu zeigen28. März 2025 (Symbolbild) Foto: © janecat – stock.adobe.com Viele Tierarten handeln zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Bei Hausschweinen wurde kürzlich gezeigt, dass sie einen Holzbalken paarweise anheben (joint log-lift, JLL), um an Futter zu gelangen. Nicht klar war jedoch, ob die Schweine verstehen, dass sie für diese Aufgabe einen Partner brauchen. Eine nun in „Scientific Reports“ erschienene Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien konnte nicht nachweisen, dass hinter dem kooperativen Verhalten ein nachweisbares tieferes Verständnis für die Notwendigkeit von Zusammenarbeit steckt. In der Testanordnung der Studie wurden Schweine, die die JLL-Aufgabe zuvor in der Lernphase erfolgreich mit Partnerschweinen bewältigt hatten, in der Testphase zunächst alleine mit der Aufgabe/ dem Apparat konfrontiert. Sie konnten aber eine Tür öffnen, um einem vertrauten Partnertier aus dem Nachbargehege Zugang zu gewähren, damit es ihnen bei der Lösung des Problems hilft. In allen Versuchsbedingungen öffneten die Schweine die Tür zum Nachbargehege und ließen so das zweite Tier in ihr Gehege (sofern sich dieses dort befand). Ein Vergleich der verschiedenen Testbedingungen ergab aber, dass die Latenzzeiten zum Öffnen der Tür, um einen Partner zu rekrutieren, und zur Rückkehr zum JLL-Apparat nach dem Öffnen der Tür nicht darauf schließen lassen, dass die Versuchstiere die Notwendigkeit eines Partners für die Problemlösung verstanden haben. „Wie viele andere Tierarten bei kooperativen Aufgaben, dürften (wohl) auch Schweine bei der JLL-Aufgabe ein komplexes kooperatives Ergebnis erzielen, ohne die Notwendigkeit eines Partners vollständig zu realisieren“, schließt daraus Studien-Erstautor Jim McGetrick, vormals am Zentrum für Tierernährung und Tierschutzwissenschaften der Vetmeduni und nun am Department für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien. Gemeinsam in Aktion ohne Kenntnis der Zusammenhänge? Laut Studien-Letztautor Jean-Loup Rault, Professor für Tierschutzwissenschaften an der Vetmeduni, lässt sich zusammenfassend sagen, „dass die Schweine in dieser Studie zwar während der Lernphase sehr erfolgreich einen Balken mit einem Partner hochheben konnten, die anschließende Testsituation jedoch nur begrenzte Hinweise darauf lieferte, dass sie die Notwendigkeit eines Partners für die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderung auch verstehen, obwohl sie eine große soziale Motivation zeigen.“ Denn obwohl sie die Tür im Testgehege öffneten und es in einigen Fällen gelang, den Balken mit dem Partner in der JLL-Bedingung, in der ein Partnerschwein notwendig und (im Nachbargehege) vorhanden war, zu heben, zeigte der Vergleich der unterschiedlichen Testbedingungen größtenteils nicht, dass sie ihr Verhalten daran anpassten, ob ein Partner benötigt wurde oder nicht. Zukünftige Arbeiten werden laut McGetrick erforderlich sein, um festzustellen, ob Schweinen die Konsequenzen des Öffnens einer Tür in einer solchen Situation klar sind – denn auch das ist bislang nicht erwiesen. Die Komplexität der Aufgabe, die den Schweinen gestellt wurden, kann trotz ihrer bekannten Intelligenz eine Herausforderung sein, mit der auch andere Tierarten, sogar der Mensch, zu kämpfen haben könnten.
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