Schwere COVID-19-Erkrankung: Kostengünstiges Medikament erweist sich in Studie als vielversprechend1. Oktober 2025 Schwer an COVID-19 erkrankte, hospitalisierte Patienten haben in einer Studie von inhalativem unfraktionierten Heparin mit einer verminderten Krankenhausmortalität und einer geringeren Beatmungswahrscheinlichkeit profitiert. (Abbildung: © EVGENIA/stock.adobe.com) Eine internationale Studie zeigt, dass mit einer schweren COVID-19-Erkrankung hospitalisierte Patienten, denen inhalatives unfraktioniertes Heparin (UFH) gegeben wurde, mit halb so hoher Wahrscheinlichkeit eine Beatmung benötigten wie solche, die die Standardbehandlung erhielten. Das Team unter der Leitung von Wissenschaftlern der Australian National University (ANU) in Zusammenarbeit mit Forschenden des King´s College London (Großbritannien) beobachtete zudem, dass die mit UFH Behandelten ein signifikant vermindertes Mortalitätsrisiko besaßen. In die Analyse waren Daten zu fast 500 Patienten in sechs Ländern eingeflossen. Neben seiner Wirkung als Antikoagulans besitzt Heparin auch antientzündliche und pan-antivirale Eigenschaften. Frühere Forschungsergebnisse hatten bereits für COVID-19-Patienten, denen inhalatives Heparin verabreicht worden war, bessere Atmungs- und Sauerstoffniveaus ergeben. Die Autoren der aktuellen Studie glauben, dass der Wirkstoff auch bei der Bekämpfung anderer schwerer Atemwegsinfektionen wie Pneumonien hilfreich sein könnte. Nicht nur antikoagulativ, sondern auch antiviral und antientzündlich Prof. Clive Page, emeritierter Pharmakologieprofessor vom King´s College London, der die Untersuchung gemeinsam mit Prof. Frank van Haren von der ANU leitete, erklärt: „Inhalatives Heparin wirkt antiviral, antientzündlich und antikoagulativ. Es gibt kein anderes Medikament mit dieser einzigartigen Kombination.“ Der Wissenschaftler ergänzt: „Wir wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, dass die nächste Pandemie kommt. Und es gibt immer noch COVID-19-Patienten, die sehr schwer erkranken. [Mit Heparin] haben wir wirklich ein starkes As im Ärmel.“ Die Studienautoren hatten zwischen Juni 2020 und Dezember 2022 insgesamt 478 Patienten aus zehn Krankenhäusern in Argentinien, Brasilien, Ägypten, Indonesien, Irland und den USA in ihre Untersuchung aufgenommen. Die OR für Intubation oder Tod betrug bei Anwendung von UHF 0,43 (95%-KI 0,26–0,73; p=0,001), die OR für die Mortalität im Krankenhaus lag bei 0,26 (95%-KI 0,13–0,54; p<0,001) im Vergleich zur alleinigen Standardbehandlung. Probleme mit der Sicherheit von UHF wurden nicht beobachtet, auch keine Fälle von Lungen- oder systemischen Blutungen in der Gruppe mit vernebeltem UFH. Vor routinemäßiger Anwendung ist noch mehr Forschung nötig Zwar unterstreichen die neuen Forschungsergebnisse das Potenzial inhalativen Heparins, doch es ist noch mehr Entwicklungsarbeit nötig, bevor die Behandlung routinemäßig angewendet werden kann. Laut van Haren wäre das Medikament auch bei Patienten mit kompromittiertem Immunsystem hilfreich, wenn diese eine Infektion der Atemwege erleiden – Krebspatienten beispielsweise. „Es ist egal, von welcher Art von Atemwegsinfektion ein Patient betroffen ist“, erläutert van Haren. „Der Wirkstoff – wenn er inhaliert wird – stoppt sie und verhindert Schädigungen der Lunge. Wir möchten eine weitere Studie in Europa durchführen, um die Wirksamkeit gegen andere häufige Atemwegsinfektionen zu bestätigen, wie Influenza und Infektionen mit dem respiratorischen Syntyzialvirus. Und weil [das Medikament] kostengünstig ist, ist es für Patienten in Ländern mit geringen Einkommen besser zugänglich.“ Die Wissenschaftler entwickeln nun eine verbesserte Formulierung von Heparin, die speziell auf die inhalative Gabe zugeschnitten ist. Die Studie wurde sowohl in „eClinicalMedicine“ veröffentlicht als auch zeitgleich beim diesjährigen Kongress der European Respiratory Society (ERS) in Amsterdam (Niederlande) vorgestellt. (ac)
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