Sechs von zehn Patienten mit Herzstillstand wird nicht durch Laien geholfen

Kampagnenlogo zum World Restart a Heart Day. Quelle: Deutscher Rat für Wiederbelebung e .V. (GRC)

Zum World Restart a Heart Day, der jährlich am 16. Oktober stattfindet, ruft Prof. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des Deutschen Reanimationsregisters der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) zu mehr Engagement bei der Laienreanimation auf.

„Wir sind auf die ganze Bevölkerung angewiesen, um in Deutschland noch mehr Menschen mit Herz-Kreislauf-Stilltand zu retten“, sagt Gräsner. „Es reicht nicht aus, nur Schülerinnen und Schüler auszubilden, die mit diesen Fähigkeiten dann ins Leben gehen. Jeder, ob jung, ob alt, sollte die Basismaßnahmen für eine Herz-Lungen-Wiederbelebung beherrschen!”

„Knapp über 40 Prozent Laienhelfer-Quote kann nicht akzeptiert werden“

Mit dem Deutschen Reanimationsregister der DGAI engagiert sich Gräsner seit 15 Jahren dafür, mehr Menschen im Falle eines Falles zur Herz-Lungen-Wiederbelebung zu bewegen. Das Deutsche Reanimationsregister ist die größte Sammlung von Daten zur Herz-Lungen-Wiederbelebung in Deutschland. Seit seiner Gründung 2007 durch die DGAI wurden rund 400.000 Datensätze zu Herz-Lungen-Wiederbelebung vor der Krankenhaus-Einlieferung und in Kliniken gesammelt und ausgewertet. Demnach liegt die Quote der Laienhelfer bei einem Herzstillstand in Deutschland nur knapp über 40 Prozent.

Das bedeutet: Von zehn Menschen, deren Herz plötzlich stehen bleibt, werden nur vier in den ersten Minuten von Ersthelferinnen und Ersthelfern behandelt. Gräsner rechnet weiter: “Die restlichen sechs Patientinnen und Patienten haben ein enormes Risiko, nach dem Ereignis schwer behindert zu sein oder sogar zu versterben, obwohl sie mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung gute Chancen hätten, keinen Schaden zu erleiden.” Das dürfe so nicht akzeptiert werden. Hier müssten dringend alle ihren Beitrag leisten.

„Im Vergleich zu anderen Ländern müssen wir bei Reanimationen noch besser werden“, mahnt Gräsner. „Wir haben in Europa längst noch nicht den Rang erreicht, der möglich wäre.“ Die Corona-Pandemie habe die Bemühungen um mehr Herz-Lungen-Wiederbelebung gebremst, aber nicht gestoppt. Jetzt sei es an der Zeit, neuen Schwung zu holen und die Zahlen noch einmal deutlich zu steigern.

„Der größte Fehler ist, nichts zu tun!“

Gräsner, selbst seit Jahren erfahrener Notarzt und Direktor des Instituts für Rettungs- und Notfallmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel, macht deutlich: „Der größte Fehler bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand ist, nichts zu tun!“ Die Maßnahmen seien einfach und schnell zu erlernen, zum Beispiel im Internet oder in einem Erste-Hilfe-Kurs. Wer Angst vor einer Infektion habe, müsse den Brustkorb der Patientin oder des Patientin nicht entblößen und müsse auch keine Mund-zu-Mund- oder Mund-zu-Nase-Beatmung ausführen, erklärt Gräsner weiter. Wer die Beatmung allerdings gelernt habe und beherrsche, der solle sie auch ausführen. Denn durch die Beatmung stiegen die Überlebenschancen der Betroffenen noch weiter an.