Sehnenriss in der Schulter: OP bringt bessere Ergebnisse als Krankengymnastik

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Sehnenrisse in der Schulter sind sehr häufig. Vielfach wurde bislang den Patienten zu einer nicht operativen Behandlung  wie Physiotherapie/Krankengymnastik geraten. Und das, obwohl eine Heilung der Sehne ohne Operation nicht stattfindet. Eine Studie, die über 10 Jahre Patienten mit OP und Krankengymnastik verglichen hat, belegt nun erstmals, dass eine Operation langfristig der Krankengymnastik deutlich überlegen ist. 

Auf die Studie verweist der Berufsverband für Arthroskopie (BVASK). Denn: eine nicht operative Behandlung von Sehnenrissen in der Schulter führe langfristig zu einer schlechteren Schulterfunktion und erhöhe sogar das Risiko einer Rissvergrößerung. Durch die OP ließen sich die Gelenkfunktion und Lebensqualität nach einem Sehnenriss wieder herstellen. 

Laut BVASK zteigte die tägliche Erfahrung von Schulterärzten schon vorher die Überlegenheit der Operation, doch wissenschaftliche Studien konnten diese Beobachtung bisher nicht eindeutig belegen. Der Grund: bisherige Studien untersuchten nur kurzfristige Effekte. 

Erstmas wurde nun eine vergleichende Untersuchung zwischen einer Schulteroperation und Krankengymnastik über 10 Jahre durchgeführt. Fast alle (97 %) Patienten standen für eine Untersuchung nach 10 Jahren zur Verfügung. “Eine Studie von dieser Qualität ist einzigartig. Diese Studie erfüllt die höchsten Qualitätskriterien in der Wissenschaft. Daher sind die Ergebnisse als besonders gesichert anzusehen”, so der BVASK. Die Behandlung eines Sehnenrisses in der Schulter habe das Ziel, die langfristige Gelenkfunktion und Lebensqualität zu verbessern. Die Studie zeige eindeutig, dass diese Ziele durch eine OP eher erreicht werden als durch Krankengymnastik. Und noch mehr: “Die norwegischen Ärzte haben durch Ultraschall bewiesen, dass Sehnenrisse, die nicht durch eine Operation repariert werden, über die Zeit größer werden. Hierdurch wird nicht nur die Schulterfunktion immer schlechter. Es sinken auch die Erfolgschancen einer späteren Operation”, betont der BVASK.

Dr. Ralf Müller-Rath, 1. Vorsitzender des BVASK erläutert: „Deshalb muss nun nicht jeder Patient mit einem Sehnenriss an der Schulter operiert werden. Die Entscheidung zu einer Operation durch einen erfahrenen Schulterchirurgen gemeinsam mit dem Patienten muss in jedem Fall individuell getroffen werden. Hierbei sind viele Kriterien zu beachten. Dennoch: Besonders aktive Menschen, die infolge eines Sehnenrisses an der Schulter an Schmerzen oder Kraftlosigkeit leiden, profitieren sehr von einer Operation.” Eine Behandlung mit Krankengymnastik bringe schlechtere Ergebnisse. Daher sollte mit einer Operation nicht zu lange gewartet werden, denn es bestehe das Risiko, dass der Riss schlimmstenfalls dann nicht mehr operativ verschlossen werden könne, so Müller-Rath weiter.

Originalarbeit:
Moosmayer S, Lund G, Seljom US et al. At a 10YearFollow-up, Tendon Repair Is Superior to Physiotherapy in the Treatment of Small and Medium-Sized RotatorCuff Tears. J Bone Joint Surg Am. 2019 Jun 19;101(12):1050-1060.