Sekretbildende Mittelohrentzündung: Gegen den Einsatz intranasaler Steroide

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Ziel einer aktuell in „Otolaryngology – Head and Neck Surgery“ veröffentlichten Studie war die Evaluierung des Managements der sekretbildenden Mittelohrentzündung bei Kindern unter Einsatz intranasaler Steroide.

Außerdem wurde untersucht, ob der Einsatz von Steroiden variiert, je nachdem ob die Patienten in einer Praxis oder in einer Klinik vorstellig wurden und inwieweit sich festlegen lässt, ob es damit verbundene Lücken in der Behandlung der sekretbildenden Mittelohrentzündung bei Kindern gibt.

Die Otolaryngologen der renommierten Harvard Medical School in Boston unternahmen hierzu eine Querschnittsanalyse der administrativen Datenbank „National Ambulatory and Hospital Ambulatory Medical Care Surveys“ aus den Jahren 2005 bis 2012. Der Einsatz der intranasalen Steroide wurde mittels univariater, multivariater und stratifizierter Analysen berechnet. Hauptziel der Untersuchung war die Gabe intranasaler Steroide, als primärer Prädiktor galt die Diagnose „sekretbildenden Mittelohrentzündung“.

Die Autoren fanden annähernd 2 Milliarden (1.943.177.903) Arztbesuche aufgrund sekretbildender Mittelohrentzündung; in 10,0 % Fälle wurden intranasale Steroide verabreicht. Demgegenüber kamen in 3,5 % der Fälle, in denen keine sekretbildende Mittelohrentzündung diagnostiziert wurde, ebenso intranasale Steroide zum Einsatz (univariates Chancenverhältnis 3,07, 95 % Konfidenzintervall, 1,85-5,08).

Nach einer Anpassung der Daten gemäß Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und weiteren grundlegenden Ausgangsbedingungen, ergab die multivariate Analyse, dass das Management der sekretbildenden Mittelohrentzündung bei Kindern mit einem erhöhten Einsatz intranasaler Steroide einhergeht (Chancenverhältnis 3,58, 95 % Konfidenzintervall, 1,60-8,01). Dieses Behandlungsmuster erwies sich besonders in ambulanten Praxen als prävalent (Risikodifferenz 6,6 %) und wurde seltener in Hospitälern oder Notfallambulanzen praktiziert.

Trotz des Vorliegens anderslautender Studienergebnisse, so kritisieren die Autoren, werden in den USA weiterhin nasale Steroide bei der Behandlung der sekretbildenden Mittelohrentzündung bei Kindern eingesetzt. Sie fordern Qualitätskontrollen des Therapiemanagements, da es nicht angehen könne, dass weiterhin eine ineffektive Therapie Anwendung findet. (am)

Quelle: Wang et al. Otolaryngol Head Neck Surg. 2017 Aug;157(2):289-296.