Seminom im Stadium II: Primäre retroperitoneale Lymphknotendissektion mit guten perioperativen Ergebnissen

Krebsbefallene Lymphknoten (künstlerische Darstellung, KI-generiert). Grafik: Ruslan Batiuk – stock.adobe.com

Die primäre retroperitoneale Lymphknotendissektion (RPLND) bei Seminom im Stadium II weist laut einer aktuellen systematischen Übersichts­arbeit gute perioperative Ergebnisse auf, jedoch tritt ein Rückfall häufiger auf als bei der Standardbehandlung.

Die Daten zum Langzeitüberleben und zu funktionellen Aspekten seien begrenzt, aber vielversprechend, urteilen die Autoren um Nathan Lawrentschuk von der Universität Melbourne (Australien). Das Team führte eine umfassende Literaturrecherche nach Publikationen zum Thema in den Datenbanken Medline, Embase und Scopus vom Beginn bis November 2023 durch. Unter Verwendung des MINORS-Tools (Methodological Index for Non-Randomised Studies) analysierten die Autoren 6 Studien mit 385 Patienten. 48,5 % der Patienten wiesen Seminome im klinischen Stadium IIA und 51,5 % im Stadium IIB auf. Die Patienten waren im Schnitt 37 (20–64) Jahre alt. Die mediane Operationszeit betrug 187 min, der mediane geschätzte Blutverlust 150 ml und die mediane Krankenhausaufenthaltsdauer 4 Tage.

Insgesamt ­entwickelten 6,1% der Patienten Komplikationen, die dem Clavien-Dindo-Grad ≥3 entsprachen. Nur 4 Studien berichteten über die Anejakulationsrate (Median: 4,9%). Nur 1 Studie enthielt Langzeitdaten und zeigte ein 5-Jahres-OS von 92% bei Patienten im Stadium IIA/B, die mit RPLND behandelt wurden. Die übrigen 5 Studien hatten eine mediane Nachbeobachtungszeit zwischen 18,5 und 37 Monaten und berichteten über eine mittlere Rezidivrate von 15,6%. Die meisten Rezidive (78%) traten nicht im Ausräumungsbereich der RPLND auf. Höhere klinische und pathologische Lymphknotenstadien waren mit Rezidiven verbunden, ebenso die metachrone oder verzögerte Entwicklung einer retroperitonealen Lymphadenopathie (initial Stadium I, im Gegensatz zu einer De-novo-Erkrankung im Stadium IIA/B).

(ms)