Sepsis-Sterblichkeitsrate in Deutschland deutlich höher als in vergleichbaren Ländern

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Anlässlich des Welt-Sepsis-Tages am 13. September bekräftigt die Sepsis-Stiftung ihre Forderung, in Deutschland einen nationalen Sepsisplan zu implementieren.

Bei der Sepsis handelt es sich um eine akut lebensbedrohliche Infektionskrankheit. Je nach Definition und Quelle wird die Inzidenz mit 230.000 bis 500.000 Menschen im Jahr in Deutschland angegeben, wovon zwischen 85.000 und 140.000 Menschen versterben. Viele der Überlebenden leiden an schweren Folgeschäden.

Deutschland im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich kommt Deutschland mit Blick auf die Sepsis-Sterblichkeit nur schlecht weg, wie eine aktuelle Analyse der Autoren des Global Burden of Disease Reports (GBDR) zeigt, über die die Sepsis-Stiftung informiert. Demnach war die Rate von mehr als 250 Sepsis-Toten pro 100.000 Einwohnern (EW) in Deutschland 2021 mehr als doppelt so hoch wie in Australien (109) und höher als in anderen Ländern wie Norwegen (148), Finnland (142), Schweiz (162) und Dänemark (190).

„Diese Analyse zeigt auch, dass die Sterblichkeit infolge von Atemwegs- und Lungenentzündungen in Deutschland innerhalb 30 Jahren um zehn Prozent und in der Schweiz um 44 Prozent gesunken ist“, verdeutlicht die Sepsis-Stiftung. Ferner sei die Wahrscheinlichkeit an einem Harnwegsinfekt zu versterben in Deutschland etwa 30 Prozent höher als in der Schweiz. Bei einer im Bauchraum ausgelösten Sepsis sei das Risiko zu versterben in Deutschland um 47 Prozent höher.

Finanzielle Kosten der Sepsis

Der dringende Handlungsbedarf ergibt sich nach Ansicht der Sepsis-Stiftung nicht nur aus humanitären Gründen. Er diene auch der zukünftigen Finanzierbarkeit unserer Gesundheits- und Sozialsysteme und der Zukunfts- und Konkurrenzfähigkeit unseres Gesellschafts- und Wirtschaftssystems.

Die Stiftung beziffert die jährlichen Kosten für die Akut- und Rehabehandlung einer Sepsis auf jährlich 32,7 Milliarden Euro. Dies entspricht einem Anteil von etwa 6,5 Prozent an den gesamten Gesundheitsausgaben in Deutschland.

Ursachen für hohe Krankheitslast

Die Stiftung sieht folgende Haupursachen für die hohe Krankheitslast durch Sepsis in Deutschland:

  • Die fehlende Umsetzung von Qualitätssicherungsmaßnahmen in den Krankenhäusern, die in anderen Ländern zu einer Halbierung der Sepsissterblichkeit geführt haben
  • Derzeit werden in lediglich fünf Prozent der deutschen Akutkrankenhäuser regelmäßige Schulungen für das ärztliche und pflegende Personal zur Sepsisfrüherkennung angeboten
  • Das geringe Sepsiswissen selbst bei Notärzten und Rettungssanitätern
  • Die seit Jahrzehnten verzögerte Umsetzung der Krankenhausstrukturreform und Einhaltung der Mindestfallzahlen bei komplexen medizinischen Maßnahmen durch die Krankenhäuser
  • Das seit Jahrzehnten auf niedrigem Niveau stagnierende Wissen über Vorbeugungsmöglichkeiten, Frühsymptome und den Notfallcharakter von Sepsis bei der Allgemeinbevölkerung
  • Die niedrigen Impfquoten gegen Infektionskrankheiten, die zu den Hauptursachen von Sepsis gehören wie – Lungenentzündungen, Hirnhautentzündungen, Grippe und COVID-19.

Forderung nach nationalem Sepsisplan

Die Stiftung betont zwar, dass die Bundesregierung bei der globalen Bekämpfung der Sepsis bisher eine Führungsrolle einnahm. Dennoch gehört Deutschland noch nicht zu den europäischen Ländern, die wie Belgien, Frankreich, Irland, Italien, Spanien, Schweden, die Schweiz und das Vereinigte Königreich eine nationale Sepsisstrategie auf den Weg gebracht haben. Aus Sicht der Sepsis-Stiftung ist die dringende Forderung nach einem nationalen Sepsisplan daher aktueller denn je.

(ah/BIERMANN)