Septischer Schock: MHH-Team erforscht neue Behandlungsstrategie15. September 2022 Klaus Stahl (links) und Fachkrankenschwester Beate Renz an einem Plasmaaustausch-Gerät in einem Patientenzimmer. | Foto: ©Karin Kaiser/MHH Ein interdisziplinäres Forscherteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) will in einer multizentrischen Studie untersuchen, ob ein therapeutischer Plasmaaustausch bei Patienten mit septischem Schock die Überlebensrate steigern kann. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert die Studie mit 1,2 Millionen Euro. Eine Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall. Die Betroffenen müssen meist auf einer Intensivstation behandelt werden. In schweren Fällen erhalten sie kreislaufunterstützende Medikamente, müssen künstlich beatmet, und ihre Nierenfunktion muss mit Dialyse unterstützt werden. „Es kommt darauf an, eine Sepsis frühzeitig zu diagnostizieren und sofort mit der Therapie zu beginnen“, sagt Prof. Sascha David von der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der MHH. Ohne medizinische Versorgung steigt das Sterberisiko pro Stunde um sieben Prozent. Gesundes ersetzt krankes Plasma Der therapeutische Plasmaaustausch ist kein neues Verfahren. Im Rahmen der Behandlung eines septischen Schocks ist er jedoch noch nicht etabliert. Davids Arbeitsgruppe „Translationale Intensivmedizin“, zu der auch PD Dr. Klaus Stahl von der Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie und Dr. Benjamin Seeliger von der Klinik für Pneumologie gehören, beschäftigt sich bereits seit mehreren Jahren mit dem Thema. Beim Plasmaaustausch wird das kranke Plasma von dem Plasma eines gesunden Menschen ersetzt. „Dabei kombinieren wir mit einem einzigen Eingriff zwei therapeutische Maßnahmen“, erklärt Stahl. „Zum einen werden die im kranken Plasma vorhandenen schädlichen Stoffe, beispielsweise entzündungsfördernde und gefäß- und durchblutungsstörende Moleküle, entfernt. Zum anderen werden die durch die Sepsis verbrauchten schützenden Stoffe, die entzündungshemmend wirken und die Gefäße stabilisieren sowie die Durchblutung fördern, durch das gesunde Plasma ersetzt.“ Schnelle Stabilisierung Die Arbeitsgruppe setzt das Verfahren immer nur zusätzlich zu den anderen bereits fest etablierten Behandlungsmaßnahmen der Sepsis ein. In kleineren Studien erzielte sie mit dem additiven therapeutischen Plasmaaustausch bereits gute Erfolge. Der Zustand der Betroffenen verbesserte sich häufig selbst bei schwerstem septischem Schock schnell. „Bereits nach zwei Stunden konnten wir eine deutliche Kreislaufstabilisierung feststellen und nach sechs Stunden konnten die kreislaufunterstützenden Maßnahmen um die Hälfte reduziert werden“, berichtet Stahl. Mehr als 20 Studienzentren „Die neue Behandlungsstrategie ist sicher und birgt das Potenzial möglicherweise deutliche Vorteile für die Patientinnen und Patienten zu erbringen. In der neuen Studie wollen wir wissenschaftlich fundiert herausfinden, ob sie tatsächlich auch die Überlebensrate erhöht. Vieles deutet darauf hin“, erklärt David. An der internationalen Studie sind mehr als 20 Zentren in Deutschland, der Schweiz und Österreich mit rund 270 Patientinnen und Patienten beteiligt. Geleitet wird die Untersuchung vom Team der AG „Translationale Intensivmedizin“ um David und Stahl sowie von PD Dr. Christian Bode von der Uniklinik Bonn. Die Studie, die von der DFG mit 1,2 Millionen Euro über 36 Monate gefördert wird, startet Anfang 2023.
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