Seronegative Myasthenia gravis: Genetische Testung könnte Therapie beeinflussen3. November 2025 Foto: © ChoiruLyt – stock.adobe.com Ein beträchtlicher Anteil der mit seronegativer Myasthenia gravis diagnostizierten Patienten weist eine zugrunde liegende erbliche Ätiologie auf. Ihnen eine genetische Testung anzubieten, könnte die Therapie günstig beeinflussen. Darauf deuten die Ergebnisse eines internationalen Forscherteams hin. Myasthenia gravis (MG) ist eine Erkrankung der neuromuskulären Endplatte, die typischerweise mit Autoantikörpern (Abs) einhergeht. Etwa zehn Prozent der Patienten sind jedoch seronegativ (SNMG). Eine internationale Studie zeigt nun, dass ein beträchtlicher Anteil dieser SNMG-diagnostizierten Patienten eine zugrunde liegende erbliche Ätiologie aufweist. Angeborene myasthenische Syndrome als Differenzialdiagnose Neue Erkenntnisse deuteten darauf hin, dass SNMG durch erbliche Erkrankungen, insbesondere angeborene myasthenische Syndrome (CMS), nachgeahmt werden könne, die eine unterschiedliche Behandlung erfordern, erklären Martin Krenn von der Medizinischen Universität Wien (Österreich) und Kollegen den Hintergrund ihrer Untersuchung. Um den Anteil von CMS unter Patienten mit der Diagnose SNMG zu bestimmen, führten die Forschenden bei 50 Patienten mit SNMG (35 weiblich) eine Whole-Exome-Sequenzierung (WES) durch. Diese waren nach der Überweisung an drei tertiäre neuromuskuläre Zentren umfassenden serologischen Tests unterzogen worden, um Antikörper gegen (geclusterte) Acetylcholinrezeptoren, muskelspezifische Kinase, Lipoproteinrezeptor-verwandtes Protein 4 und spannungsgesteuerte Kalziumkanäle auszuschließen. Ansprechen auf Immuntherapien schließt molekulare CMS-Diagnose nicht aus Das mediane Alter bei Ausbruch der Erkrankung betrug 35 Jahre (Interquartilsbereich 24,0–46,0). Bei sieben Patienten (14%) wurde mittels WES eine genetische Diagnose von CMS gestellt (4 mit CHRNE– und 3 mit RAPSN-Varianten). Darüber hinaus wurden in vier Fällen Befunde von unklarer klinischer Bedeutung gemeldet, die CACNA1S, DOK7, DPAGT1 und RAPSN betrafen. Obwohl Patienten mit CMS in der univariaten Analyse tendenziell ein jüngeres Alter bei Ausbruch der Erkrankung aufwiesen (p=0,04; r= 0,29), blieben nach Korrektur für multiple Tests keine klinischen oder demografischen Faktoren signifikant mit einer molekularen Diagnose assoziiert. Nur ein Patient mit einer bestätigten CMS-Diagnose berichtete über eine positive Familienanamnese. Sechs Personen mit CMS (86%) hatten entweder immunmodulatorische Behandlungen (n=4) erhalten oder sich einer Thymektomie (n=4) unterzogen. Von den vier Patienten mit CMS, die Immuntherapien erhielten, wurde bei drei eine zumindest teilweise Remission berichtet. „Unsere Ergebnisse liefern Hinweise darauf, dass ein beträchtlicher Anteil der mit SNMG diagnostizierten Patienten eine zugrunde liegende erbliche Ätiologie aufweist. Bemerkenswert ist, dass ein (subjektives) Ansprechen auf Immuntherapien eine molekulare CMS-Diagnose nicht ausschließt“, betonen die Autoren abschließend. Entsprechend könnte es tiefgreifende therapeutische Auswirkungen haben, seronegativen Patienten mit myasthenischen Syndromen eine genetische Testung anzubieten. (ej/BIERMANN)
Mehr erfahren zu: "Frauen mit Querschnittlähmung: Neuartiges Gerät soll selbstständiges Katheterisieren erleichtern" Frauen mit Querschnittlähmung: Neuartiges Gerät soll selbstständiges Katheterisieren erleichtern Forscher am Fraunhofer IPA in Stuttgart entwickeln im Projekt 2LIP ein Gerät, das querschnittgelähmten Frauen das selbstständige Katheterisieren erleichtern soll.
Mehr erfahren zu: "Intensivmedizin: Fachgesellschaften bekräftigen interdisziplinäre Zusammenarbeit" Intensivmedizin: Fachgesellschaften bekräftigen interdisziplinäre Zusammenarbeit Für die Qualität der Intensivmedizin sind eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit am Patientenbett und klare Zuständigkeiten zwischen den beteiligten Fachrichtungen entscheidend. Diese Grundprinzipien bekräftigen vier deutsche Fachgesellschaften.
Mehr erfahren zu: "Hohe Feinstaubbelastung erhöht das Schlaganfallrisiko" Hohe Feinstaubbelastung erhöht das Schlaganfallrisiko Feinstaubbelastung steht in Zusammenhang mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko, insbesondere in städtischen Regionen. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft spricht sich für präventive Strategien und Frühwarnsysteme aus, um Risikogruppen und Versorgungseinrichtungen besser vorzubereiten.