SGLT2-Hemmer können die Herzgesundheit verbessern, ohne als Diuretika zu wirken

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Eine Studie unter Leitung der Duke-NUS Medical School, des National Heart Centre Singapore (NHCS) und des Klinikums Nürnberg hat neue Erkenntnisse darüber erbracht, wie SGLT2-Hemmer Patienten mit Herzinsuffizienz nützen.

Die Ergebnisse dieser klinischen Studie, die im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlicht wurden, lassen Zweifel an der vermuteten harntreibenden Wirkung des SGLT2-Hemmers Dapagliflozin bei Patienten mit Herzinsuffizienz aufkommen. Entgegen der allgemeinen Annahme können diese Medikamente die kardialen Ergebnisse und die Herzgesundheit verbessern, ohne als Diuretika zu wirken, berichten die Forscher.

Die Studie untersuchte den SGLT2-Hemmer Dapagliflozin bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz. Wie erwartet, erhöhte das Medikament die Glukoseausscheidung im Urin stark. Doch der Körper reagierte auch mit einer erhöhten Ausschüttung von Vasopressin. Dadurch wurde der Anstieg des Urinvolumens minimiert – und selbst nach 24 Stunden blieb das Urinvolumen der Patienten trotz anhaltender Glukoseausscheidung durch Dapagliflozin stabil. Diese Ergebnisse widersprechen der vorherrschenden Theorie, dass SGLT2-Hemmer die Stauung durch Diurese oder erhöhte Urinproduktion verringern.

Prof. Jens Titze erklärt, dass das Gehirn die durch diese Medikamente verursachte Dehydrierung schnell ausgleicht, was darauf hindeutet, dass ihr Nutzen für Patienten mit Herzinsuffizienz auf anderen Mechanismen beruhen könnte als der Verringerung der Flüssigkeitsüberlastung: „Es scheint, dass der interne Flüssigkeitsmesser des Gehirns sehr schnell einen verminderten Flüssigkeitshaushalt feststellt und dann die Nieren zwingt, den Urin weiter zu konzentrieren, um den Wasserverlust des Körpers zu verhindern. Dies deutet darauf hin, dass wir unsere Annahmen darüber, wie SGLT2-Hemmer Patienten mit Herzinsuffizienz zugute kommen, überdenken müssen, da eine Entstauung durch erhöhte Urinproduktion nicht die Antwort zu sein scheint.“

Neue nicht-invasive Instrumente

Während diese Medikamente Patienten mit Herzinsuffizienz oder chronischen Nierenerkrankungen eindeutig zugute kommen, sind die Mechanismen, die für diese positiven Wirkungen verantwortlich sind, noch unklar, betonen die Forscher. Eine Theorie besagt, dass der durch diese Medikamente ausgelöste Prozess der Energie- und Wassereinsparung Stoffwechselveränderungen im Körper hervorruft, die die Organfunktion verbessern, heißt es. Titze erläutert: „Wir vermuten, dass der anfängliche Glukose- und Wasserverlust, der durch die SGLT2-Hemmer verursacht wird, einige uralte und evolutionär hoch konservierte Überlebenssignale des Körpers auslöst, die Stoffwechselschalter umlegen, um die Herz- und Nierenfunktion zu verbessern.“

Parallel zur klinischen Studie in Singapur haben die Mitarbeiter des Teams in Deutschland Methoden entwickelt, mit denen sich die Aktivierung dieser alten Stoffwechselwege im Urin der Patienten nachweisen lässt.