Silikosen durch Quarzfeinstaub: Laut einer neuen Studie werden 10.000 australische Arbeiter aufgrund aktueller Exposition an Lungenkrebs erkranken

Foto: © m-pictures/stock.adobe.com

Die Gefahren einer Exposition gegenüber Quarzfeinstaub im Baugewerbe für die Lungengesundheit sind bekannt. Wissenschaftler in Australien gehen nun aufgrund einer neuen Datenmodellierung davon aus, dass dort mehr als eine halbe Million Arbeiter derzeit dem schädlichen, kristallines Siliciumdioxid (SiO2) enthaltenden Staub ausgesetzt sind.

Kunststein, der hauptsächlich für Küchenarbeitsplatten verwendet wird, hat als Quelle für Quarzfeinstaub besondere Bedeutung. Der Staub kommt natürlich auch in vielen Bau- und Konstruktionsprodukten wie Sand, Erde, Stein, Beton und Mörtel vor und wird bei der Herstellung von Bauprodukten wie Ziegeln, Fliesen und Glas verwendet.

In den vergangenen 60 Jahren, so schreibt die Curtin University (Australien) in einer aktuellen Mitteilung, seien Silikosen dortzulande sehr selten gewesen. Mit zunehmender Verwendung von Kunststein für Küchenarbeitsplatten nehme die Zahl der Erkrankungen aber wieder zu, was die australische Regierung dazu veranlasst habe, die National Dust Diseases Taskforce einzurichten. Im vergangenen Monat veröffentlichte Safe Work Australia eine Erklärung zu den Auswirkungen dieser Empfehlung, in der Möglichkeiten zum Management der Expositionsrisiken vorgeschlagen werden.

Als Ergebnis einer vom Australian Council of Trade Unions in Auftrag gegebenen Studie verwendeten die Wissenschaftler von der Curtin University ein besonderes Verfahren, um vorherzusagen, wie viele Australier in ihrem Leben aufgrund ihrer Exposition gegenüber Quarzfeinstaub in einem bestimmten Jahr an Lungenkrebs erkranken würden.

Hauptautorin Dr. Renee Carey von der Curtin School of Population Health erklärt, die Modellierung liefere die beste verfügbare Schätzung der zukünftigen Zahl von Lungenkrebs- und Silikosefällen, die aus der Exposition gegenüber SiO2 am Arbeitsplatz resultieren würden. „Unsere Modellierung sagt voraus, dass mehr als 10.000 Australier an Lungenkrebs erkranken und bei bis zu 103.000 Arbeitern eine Silikose diagnostiziert werden wird, da sie derzeit am Arbeitsplatz Quarzfeinstaub ausgesetzt sind.“

„Wir haben geschätzt, dass derzeit mehr als eine halbe Million australischer Arbeiter in verschiedenen Branchen, darunter Bauwesen, Bergbau und Steinbrüche sowie Fertigungsberufe, Quarzfeinstaub ausgesetzt sind“, fügt die Forscherin hinzu.

Co-Autorin Prof. Lin Fritschi, ebenfalls von der Curtin School of Population Health, erklärt, ein Verbot von Kunststein würde Leben retten – fast 100 Lungenkrebserkrankungen und tausend Fälle von Silikose könnten so verhindert werden. „Während ein vollständiges Verbot von Kunststein die beste Option wäre, ist es möglich, die gesundheitlichen Auswirkungen der Arbeit mit Kunststein durch verschiedene Methoden wie obligatorischem Nass-Schneiden oder einer Staubabsaugung am Werkzeug zu reduzieren, solange diese Methoden kombiniert werden mit dem konsequenten Einsatz von hochwertigem Atemschutz.” Die Schäden durch andere Arten von SiO2-haltigen Materialien könnte der Forscherin zufolge durch den Einsatz besserer Verfahren zu Minderung entstehender Stäube in Bergwerken und auf Baustellen und durch den Einsatz von Nass-Schneideverfahren beim Durchtrennen und Schleifen von Beton verringert werden.

Laut Carey ist weitere Forschung auf diesem Gebiet erforderlich: Bessere Schätzungen seien möglich, sobald neue Informationen verfügbar sind.

Durch die Schätzung der Anzahl erwachsener Australier im Jahr 2016, die am Arbeitsplatz Quarzfeinstaub ausgesetzt waren, und durch die anschließende Modellierung der Anzahl der Lungenkrebsfälle konnte das Team ein Prozent – ​​oder 10.390 – der vorhersagen Lungenkrebsfälle auf die berufliche Exposition einer Person gegenüber Quarzfeinstaub zurückführen.