Sinusitis bei Kindern: Standard-Antibiotika wirken gleich gut16. Oktober 2023 Foto: Peakstock/stock.adobe.com Eine akute Sinusitis gehört zu den häufigsten Gründen für eine Antibiotikagabe bei Kindern. So werden etwa in den USA fünf Millionen Antibiotika-Verordnungen pro Jahr dafür ausgestellt. Verschrieben werden meist Amoxicillin und Amoxicillin-Clavulanat. US-amerikanische Forschende des Brigham and Women’s Hospital, USA, haben die Behandlungsergebnisse von 300.000 Kindern ausgewertet, die eine der beiden Medikamente bekommen haben. Sie konnten keine Unterschiede bezüglich der Raten für Therapieversagen von Amoxicillin beziehungsweise Amoxicillin-Clavulansäure fest. So war etwa eine erneute Antibiotikatherapie beziehungsweise zusätzliche Behandlung wegen Sinusitis oder Komplikationen vergleichbar häufig. Therapieversagen wurde insgesamt sehr selten festgestellt. Allerdings war das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen, insbesondere gastrointestinaler Symptome und Hefeinfektionen, unter Amoxicillin-Clavulanat höher. „Diese Studie liefert aktuelle, verwertbare Daten und Evidenz dazu, welches Antibiotikum ein Arzt zur Behandlung eines Kindes mit akuter bakterieller Sinusitis wählen sollte“, sagte der Hauptautor Timothy Savage, MD, MPH, MSc, ein assoziierter Epidemiologe in der Abteilung für Pharmakoepidemiologie und Pharmakoökonomie des Brigham. „Wie die Studie zeigt, gibt es keinen Unterschied in der Rate von Therapieversagen, unabhängig davon, welches der beiden Antibiotika man wählt.“ Es kann davon ausgegangen werden, dass Amoxicillin-Clavulanat gegen ein breiteres Spektrum von Bakterien wirkt als Amoxicillin, aber es ist auch mit mehr gastrointestinalen Nebenwirkungen verbunden. Experten befürchten, dass eine übermäßige Verschreibung von Amoxicillin-Clavulanat langfristig die Entwicklung einer Antibiotikaresistenz bei Infektionsbakterien beschleunigen könnte. Die Studie sollte die Frage klären, ob die Vorteile der Verschreibung von Amoxicillin-Clavulanat an Kinder mit akuter Sinusitis die kurz- und langfristigen Risiken überwiegen. Dazu werteten die Autoren die klinischen Daten von 320.141 Kindern mit der Diagnose akute Sinusitis aus und verglichen ob bei Kindern, die mit Amoxicillin oder Amoxicillin-Clavulanat behandelt wurden, die Therapie nicht anschlug. Sie stellten keine Unterschiede zwischen den beiden Wirkstoffen bezüglich der Raten für Therapieversagen fest. Nur in weniger als zwei Prozent der Fälle schlug die Therapie nicht an, was meist durch eine Änderung der Medikation behoben wurde. Nur in 0,1 Prozent der Fälle gab es Therapieversagen oder Komplikationen, die den Besuch einer Notfallambulanz oder Krankenhauseinweisung notwendig machten. Die klinischen Daten zeigten auch, dass Nebenwirkungen zwar selten auftraten, aber öfter bei Patienten, die mit Amoxicillin-Clavulanat therapiert wurden. So kam es unter Amoxicillin-Clavunalat bei 2,3 Prozent der Fälle zu Nebenwirkungen und bei 2 Prozent der Patienten, die Amoxicillin bekamen. Kinder, die mit Amoxicillin-Clavulantat therapiert wurden, hatten ein um 15 Prozent höheres Risiko für gastrointestinale Nebenwirkungen und ein 33 Prozent höheres Risiko für Hefepilzinfektionen verglichen mit Kindern, die Amoxicillin bekamen. Nach Ansicht der Autoren ist Amoxicillin die bessere Wahl für eine Erstlinien-Therapie bei akuter Sinusitis bei Kindern. Dabei werden nicht alle Fälle von akuter Sinusitis durch Bakterien verursacht, einer früheren Studie zufolge könnten Viren für bis 32 Prozent der Erkrankungen verantwortlich sein. Da sich die Symptome bei bakteriellen und viralen Infektionen kaum unterscheiden, entscheiden sich Ärzte oft für eine Antibiotika-Therapie und überwachen, ob die Behandlung anschlägt. In den USA erhalten rund 85 Prozent der Kinder mit akuter Sinusitis ein Antibiotikum. Amoxicillin beziehungsweise Amoxicillin-Clavulanat machen 65 Prozent der Verordnungen aus. Da die Analyse keine randomisierte klinische Studie war, machen die Autoren darauf aufmerksam, dass ein Bias die Ergebnisse beeinflusst haben könnte. Sie haben versucht das auszuschließen, indem unterschiedliche Datenanalysen durchgeführt wurden, die Ergebnisse unterschieden sich nicht.
Mehr erfahren zu: "Magnetisches Jamming eröffnet neue Möglichkeiten für die Mikrorobotik" Magnetisches Jamming eröffnet neue Möglichkeiten für die Mikrorobotik Könnten winzige magnetische Objekte, die sich schnell zusammenballen und sofort wieder auseinanderfallen, eines Tages filigrane Eingriffe im menschlichen Körper durchführen? Eine neue Studie von Forschenden des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme […]
Mehr erfahren zu: "Hörverlust durch Mutation im CPD-Gen" Weiterlesen nach Anmeldung Hörverlust durch Mutation im CPD-Gen Eine Mutation im CPD-Gen hat eine seltene Form von angeborenem Hörverlust zur Folge, so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Die Autoren konnten auch Therapieansätze mit zwei bekannten Medikamenten aufzeigen.
Mehr erfahren zu: "Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt" Patientenversorgung nach bestem verfügbaren Wissensstand bis heute nicht sichergestellt Zum Welttag der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung (20.10.) hat Cochrane Deutschland für das Land noch Nachholbedarf bei diesem Thema ausgemacht.