Sinusitis mit erhöhtem Rheuma-Risiko assoziiert15. April 2024 Foto: labden/stock.adobe.com Eine Sinusitis ist mit einem um 40 Prozent erhöhten Risiko für bestimmte Rheuma-Erkrankungen – insbesondere dem Sjögren-Syndrom – assoziiert. Am stärksten zeigt sich der Zusammenhang fünf bis zehn Jahre vor den Symptombeginn. Bereits frühere Studien hatten auf einen Zusammenhang zwischen Sinusitis und verschieden Arten von Stoffen, die die Lunge reizen hingewiesen, unter anderem Luftverschmutzung und respiratorische Infektionen sowie die Entwicklung rheumatischer Erkrankungen, beispielsweise Rheumatoide Arthritis. Allerdings war bislang nicht klar, ob eine Sinusitis ein möglicher Faktor für eine Prädisposition auch für andere rheumatische Erkrankungen ist. Um diese Wissenslücke zu schließen, führten Kronzer et al. eine Fallkontrollstudie durch. Für ihre Studie nutzten die Autorinnen und Autoren Daten des Rochester Epidemiology Projects (REP), ein System zur Verknüpfung medizinischer Daten von mehr als 500.000 Personen, die irgendwann zwischen 1966 und 2014 in Olmsted County, Minnesota, gewohnt haben. Die Stichprobe für die Studie schloss die Daten von 1729 Erwachsenen mit ein, die neu für eine systemische autoimmune rheumatische Erkrankung diagnostiziert waren, etwa Rheumatoide Arthritis, Antiphospholipid-Syndrom sowie Sjörgren-Syndrom oder Vaskulitis wie Riesenzellarteriitis und rheumatische Polymyalgie. Zwei Drittel der Betroffenen waren Frauen, das mittlere Alter lag bei 63 Jahren. Jeder Patient beziehungsweise jede Patientin wurde mit drei anderen Personen ohne rheumatische Erkrankung auf Basis des Alters zum Zeitpunkt der Diagnose und Geschlecht gemacht (insgesamt 5187). Sinusitis-Erkrankungen vor der Diagnose der rheumatischen Erkrankung wurden nach Zeitsegmenten getrennt betrachtet: ein bis fünf Jahr vor Diagnose, 5 bis zehn Jahr vor Diagnose sowie zehn und mehr Jahre vor der Diagnose. Als mögliche Einflussfaktoren wurden Alter, Body-Mass-Index (BMI), Raucherstatus zum Zeitpunkt der Rheuma-Diagnose, Geschlecht und Ethnie berücksichtigt. Im Durchschnitt vergingen 7,5 Jahre zwischen einer Sinusitis und der Diagnose einer rheumatischen Erkrankung. Rheumatische Arthritis (688 Fälle) und rheumatische Polymyalgie (610 Fälle) waren die häufigsten Diagnosen. Die Studienergebnisse zeigen, dass eine Krankengeschichte mit Sinusitis mit einem bis zu 40 Prozent erhöhten Risiko für die neue Diagnose einer rheumatischen Erkrankung assoziiert war. Der Zusammenhang war für systemische autoimmune rheumatische Erkrankungen am stärksten, etwa das Antiphospholipd-Syndrom (7-mal höhere Risiko) und das Sjögrens-Syndrom mit einer Verdopplung des Risikos. Eine akute Sinusitis war mit einem um 18 Prozent höheren Risiko für eine seronegative Rheumatische Arthritis assoziiert. Der Zusammenhang zwischen Sinusitis und neu diagnostizierter rheumatischer Erkrankung war am stärksten in den fünf bis zehn Jahren vor Symptombeginn: Hier war das Risiko insgesamt um 70 Prozent erhöht, für das Sjögren-Syndrom allerdings dreimal so hoch und für rheumatische Polymyalgie doppelt zu hoch. Je häufiger Sinusitis-Episoden auftraten, desto größer war die Wahrscheinlichkeit der Neudiagnose einer rheumatischen Erkrankung. So wurde bei Personen mit sieben oder mehr Sinusitis-Episoden, fast fünfmal so häufig eine systemische Autoimmunerkrankung, fast neunmal so häufig das Sjögren-Syndrom und doppelt so häufig eine Vaskulitis diagnostiziert. Für wiederholte Episoden von Sinusitis ohne Vorgeschichte zeigte sich ebenfalls eine signifikante Dosis-Wirkungs-Assoziation mit seronegativer Rheumatoider Arthritis, die bei fünf oder mehr Episoden zu einer Vervierfachung des Risikos führte. Bei Nichtrauchern war die Assoziation zwischen Sinusitis und rheumatischen Erkrankungen insgesamt am stärksten. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, können keine endgültigen Schlüsse zu Kausalfaktoren aus den Ergebnissen gezogen werden, wie die Autorinnen und Autoren der Studie hervorheben. Sie weisen auch auf bestimmte Einschränkungen ihrer Studie hin, etwa eine vorwiegen weiße Studienpopulation und wenige Fälle bestimmter Arten rheumatischer Erkrankungen. Dass die rheumatischen Erkrankungen selbst das Risiko einer Sinusitis erhöht, kann den Autoren zufolge nicht ausgeschlossen werden. Bakterielle Erreger, wie sie bei der Sinusitis vorkommen, könnten jedoch eine Rolle bei rheumatischen Erkrankungen spielen. Hinzu komme, dass die Sinusitis die Arterienverhärtung beschleunigt, was ihren möglichen entzündlichen Auswirkungen zusätzliches Gewicht verleiht, erklären die Forschenden. Sie ziehen das Fazit: „Insgesamt deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass die Entzündung der Nasennebenhöhlen eine Rolle bei der Entstehung und möglicherweise auch bei der Pathogenese rheumatischer Erkrankungen spielt.“
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