Skifahren, Mountainbiking, Bergsteigen: Sport als Ursache für Polytraumata9. Mai 2025 Foto: benjaminnolte – stock.adobe.com Wenn Sport zur Gefahr wird ‒ Herausforderungen der Mediziner bei schwersten Verletzungen. „Es ist nur ein kurzer Moment beim Skifahren oder Mountainbiking, der aber das Leben für immer verändern kann“, sagt Dr. Moritz Katzensteiner, Assistenzarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Ordenskliniken der Barmherzigen Schwestern, Linz. Über 18 Monate arbeitete er jüngst an der Klinik Diakonissen in Schladming, einem Berg- und Freizeitsport-Gebiet, dass es – unfallträchtig gesehen – in sich hat. Auf dem 40. Kongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS), in diesem Jahr an der Donauuniversität Krems, stellt er schwerste Verletzungen und Polytraumen vor, ordnet deren Entstehung und die Therapien ein. Der Fachgesellschaft zufolge steht fest, dass obwohl die meisten Freizeitsportler noch jung und fit sind, eine Widerherstellung der Strukturen exakt wie vor dem Unfall nur in Ausnahmefällen vollumfänglich möglich ist. Wenn auch immer es das Ziel bleibe. Gerade beim Skifahren sind oft die Strukturen um das Kniegelenk betroffen. „Hier sehen wir teils katastrophale Verletzungen“, so Katzensteiner. Am schwerwiegendsten sind hier unter anderem Tibiakopffrakturen einzuordnen – ein komplexer Gelenkbruch, der häufig durch hohe mechanische Einwirkung im und um das Kniegelenk entsteht. Anatomisch „original“ sind solch schweren Gelenkbrüche nicht wiederherstellbar. Der Chirurg: „Wir haben dann hier zum Teil 35-jährige fitte Patienten, die unter Umständen in ein paar Jahren trotz optimaler perioperativer Verfahren eine sekundär traumatische Arthrose entwickeln und eine Knie-Prothese benötigen.“ Ebenso häufig, wenn auch selten mit langfristigen Konsequenzen, sind Oberschenkel-Schaftbrüche, die meist auf der gesteigerten Risikobereitschaft der Skifahrer beruhen. Trotz fehlender Gelenkbeteiligung sollte gerade in diesen Situationen ein schnelles Handeln forciert werden, da gerade bei Brüchen im Bereich der großen Röhrenknochen zum Teil kreislaufwirksame Mengen an Blut verloren werden können, erläutert der Experte. An der Wirbelsäule seien es meist die Lendenwirbelregion sowie der thorakolumbale Bereich. Hierbei reichten die Schweregrade von „einfachen“ Kompressionsbrüchen bis hin zu instabilen Verrenkungsbrüchen mit und ohne neurologischer Ausfallssymptomatik. Die Therapien für diese teils schwersten Sportverletzungen sind individuell. Mit modernsten operativen Verfahren versuchen Orthopäden und Unfallchirurgen den Schaden möglichst gering zu halten und bei der Wiederherstellung nahe an der Anatomie zu bleiben – häufig jedoch reicht die alleinige Wiederherstellung der knöchernen Strukturen nicht, da viele Brüche mit Begleitverletzungen im Weichteil assoziiert sind, erklärt die GOTS. In den Sommermonaten stellt Katzensteiner zufolge vor allem das Downhill-Fahren mit Mountainbikes ein großes Verletzungspotenzial dar. Häufig zögen sich die Sportler schwerste Verrenkungsbrüche der Schulter oder Trümmerbrüche des Handgelenkes zu – auch hier seien mit wenigen Ausnahmefällen junge Erwachsene oder Jugendliche betroffen. Tischler oder Elektriker beispielsweise könnten dann zum Teil nur mehr eingeschränkt in ihrem eigentlichen Beruf eingesetzt werden. Ebenso zunehmend seien Mountainbiker mittleren Alters betroffen, die auf eBikes plötzlich in Regionen vorstoßen, für die sie – ohne Motorisierung – gar keine Konditionierung hätten. Sie überschätzten sich sowohl psychisch als auch körperlich und stießen dann an ihre individuellen Grenzen oder überschritten diese gar. „Sie haben zwar oft nicht so schwere Verletzungsmuster, dafür aber Herz-Kreislauf-Probleme, Übergewicht oder relevante Begleiterkrankungen und Medikamente, die eine notwendige operative Versorgung sowie das postoperative Prozedere erschweren“, so Katzensteiner. Ein bisschen Urlaub, ein bisschen Wandern, Bergsteigen und Klettern – denkt sich mancher Freizeitathlet. Doch so einfach ist die Sache nicht, betonen die Experten und warnen: Ohne ausreichende Kondition, Konstitution und Koordination rutschen immer mehr Menschen ab, stürzen und müssen vor Ort in den Kliniken versorgt werden.
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