Social Freezing: Eizellen frühzeitig einfrieren

Foto: © Andriy Bezuglov, Fotolia.com
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Eine moderne Methode der Fortpflanzungsmedizin, das Social Freezing, erweitert den Spielraum für Frauen, sich ihren Kinderwunsch später erfüllen möchten. „Das Einfrieren von eigenen Eizellen und eine künstliche Befruchtung ermöglichen Frauen spätere Schwangerschaften“, erklärt Professor Dr. med. Katrin van der Ven im Vorfeld des 61. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE). 

Der Höhepunkt der fruchtbaren Phase einer Frau liegt vor dem dreißigsten Lebensjahr. In dieser Zeit stehen aber häufig Ausbildung und berufliche Entwicklung im Vordergrund. Danach sinken die Chancen für eine Schwangerschaft und schließlich auch für ein gesundes Kind. Trotzdem werden Frauen in Deutschland immer später Mütter: Seit 2003 liegt die Geburtenrate für Frauen unter 30 niedriger als bei Frauen über 30 Jahren. Diese soziokulturelle Entwicklung in den Industrieländern ist auch eine Herausforderung für Fortpflanzungsmediziner. „Inzwischen ist es aber möglich, Eizellen schonend einzufrieren und eine sogenannte Fertilitätsreserve anzulegen“, erklärt Professor Dr. med. Katrin van der Ven. Mit Hilfe der künstlichen Befruchtung der eigenen Eizellen können sich Frauen dann später ihren Kinderwunsch erfüllen und schwanger werden.

Ursprünglich war das Einfrieren von Eizellen (Kryokonservierung) eine medizinische Vorsichtsmaßnahme bei Patientinnen mit Krebserkrankungen; heute ist Social Freezing eine etablierte Variante der Reproduktionsmedizin. Die Rate der so erreichten Befruchtungen und Schwangerschaften ist genauso hoch wie bei einer künstlichen Befruchtung mit frischen Eizellen. Risiken sind bei Schwangerschaften aus eingefrorenen im Vergleich zu frischen Eizellen nach neuesten Daten nicht erhöht. „Vor der Entscheidung für Social Freezing sollte sich jede Frau individuell und ausführlich über gesundheitliche und finanzielle Aspekte beraten lassen“, rät Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE und Leiter der Endokrinologie der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

„Das Thema Social Freezing ist von großer gesellschaftlicher Relevanz. Daher laden wir Interessierte zu unserer öffentlichen Podiumsdiskussion ein“, sagt der Kongresspräsident der DGE, Professor Dr. rer. nat. Ulrich Schweizer vom Institut für Biochemie und Molekularbiologie, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Von den medizinischen und psychologischen Aspekten abgesehen, gebe es einige ungelöste rechtliche und ethische Aspekte, die in der Zukunft geklärt werden müssten, ergänzt Schweizer. „Hierzu gehört beispielsweise die Frage, was mit Eizellen beziehungsweise befruchteten Eizellen und Embryonen geschehen soll, wenn diese nicht für eine Schwangerschaft genutzt werden“, sagt der Kongresspräsident.

Zu dem Thema findet eine offene Abendveranstaltung mit Referaten und einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 15. März 2018, 18:30 bis 20:00 Uhr, im Hörsaal I der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn statt.