Softskills, interpersonelle Kompetenzen und Teamspirit – nicht nur in der Weiterbildung

Referent Bertil Bouillon, das Moderationsteam Christoph Wölfl und Maria Dey Hazra, die Referentinnen Marit Herbolzheimer und Golnessa Rommelfanger beim Vortrag von Sportler und Performance-Coach David Breuer über Teamspirit. Foto: ja/Biermann Medizin

Die Weiterbildungsordnung bildet sie nicht ab, trotzdem sind sie wichtig für ein erfolgreiches Arbeiten: Soft Skills. Sie standen denn auch im Mittelpunkt einer Session des Jungen Forums auf dem diesjährigen DKOU.

„Interpersonelle Kompetenzen werden den Unterschied machen“, war sich Prof. Bertil Bouillon, Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sporttraumatologie am Klinikum Köln-Merheim, sicher. Standen früher vor allem technische und prozedurale Kompetenzen im Vordergrund in der Weiterbildung und im Job, komme es heute eben auch auf die interpersonellen Kompetenzen an. Als anschauliches Beispiel nannte er die Arbeit im Schockraum, bei der es auf die Kommunikation im Team ankomme. Und wenn die Kommunikation im Team nicht funktioniert, sei es zentral, Probleme so anzusprechen, dass das Anliegen beim Gegenüber auf fruchtbaren Boden fällt.

Teil interpersoneller Kompetenzen sei es, sich bewusst zu machen welche Rolle der erste Eindruck spielt. So hänge die Wirkung der Worte zum überwiegenden Teil von Stimme und Körpersprache ab und nur zu sieben Prozent vom Inhalt. „Es kommt mehr auf das wie an als auf den Inhalt“, hob Bouillon hervor. Das gelte es auch in der Kommunikation mit Patienten zu beachten. Zentral seien hier die Erwartungshaltung zu klären und empathisch zu sein.

Mit Blick auf das Kongressprogramm des DKOU konstatierte Bouillon, dass es zu 99 Prozent auf technische und prozedurale Kompetenzen ausgerichtet ist. Hier sei noch viel zu ändern.

Softskills und Psychohygiene wichtige Themen

„Ein Kurs für interpersonelle Kompetenzen ist so wichtig wie ein Osteosynthesekurs – ein Kurs, den jeder bis zum Facharzt mitnehmen sollte“, betonte Marit Herbolzheimer, Ärztin in Weiterbildung Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau und in der Leitung des Jungen Forums O und U. Die Realität sieht anders aus: Wie die Jahresumfrage des jungen Forums O und U zeigt, werden in mehr als der Hälfte der Kliniken, in denen die Teilnehmer arbeiten keine Kurse für interpersonelle Kompetenzen angeboten – ein Großteil wünscht sich das aber. Insgesamt zieht Herbolzheimer mit Blick auf die Musterweiterbildungsordnung das Fazit: „Softskills finden sich hier gar nicht.“

Auch bei den Themen transparente Fehlerkultur, Stressbewältigung, Prävention von Burnout oder Begleitung psychisch belastender Situationen sehen viele Umfrageteilnehmer noch Nachholbedarf. So gibt es in der Mehrheit der Kliniken kein Angebot zur Psychohygiene, ein gutes Drittel würde sich solche Angebote aber wünschen. Ein Drittel der Befragten gab allerdings aus an, so etwas werde nicht gebraucht, wie Herbolzheimer mit Verwunderung konstatierte. Die Umfrage zeigt Herbolzheimer zufolge, dass der wichtigste Punkt ist, dass das Thema überhaupt wahrgenommen wird. „Viele wünschen sich eine offene Tür, die Möglichkeit diese Themen beim Chef anzusprechen“, so Herbolzheimer. Viele wünschte sich von Chefs mehr Engagement beim Thema Teambuilding: „Der Chef muss das nicht organisieren, aber anstoßen“. Das können schon Kleinigkeiten sein, wie etwa der gemeinsame Gang in die Kantine oder gemeinsame Aktivitäten bis hin zu Kommunikationsseminaren.

Erfolgreiche Teams arbeiten füreinander statt nur miteinander

Team als „Toll, ein anderer macht’s“? „Das wollen wir nicht!“, betonte David Breuer, Handballspieler und -trainer und heute Performance-Coach. „Teams, die miteinander arbeiten, addieren ihre Potenziale. Aber Teams, die ihre Potenziale multiplizieren, arbeiten füreinander“, so Breuer, der in seinem Vortrag auf positive und negative Teameffekte einging. Beide müsse man erkennen und entsprechend damit umgehen. Als negative Effekte nannte er etwa „soziales Faulenzen“ – einzelne strengen sich auf Kosten der anderen weniger an oder den Effekt, dass bei steigender Personenzahl die Produktivität sinken kann. Ein negativer Effekt kann auch sein, dass Teammitglieder sich weniger anstrengen, wenn sie sehen, dass andere das ebenfalls so handhaben. „Tun Sie sich zusammen, arbeiten Sie mit einem anderen Spirit“, riet Breuer. Beim Teambuilding helfen könnten gemeinsame Rituale, so Breuer.

Eigene Ziele definieren, Karriere gestalten

Team geht nur gemeinsam, aber es kommt auf den einzelnen an – da waren sich die Teilnehmer der Veranstaltung weitgehend einig. Auch die eigene Karriere und seine Karriereplanung hat der einzelne in der Hand. Diesem Thema widmete sich Golnessa Rommelfanger, Universitätsklinikum Düsseldorf, in ihrem Vortrag. Im Zentrum steht für sie die Frage: „Was bedeutet Arbeit eigentlich für mich?“ Eine Rolle spielten die eigenen Erwartungen an die Arbeit und was man bekomme, so Rommelfanger. Es gelte Karriereziele zu definieren, dabei ehrlich zu sein und die Karriere individuell zu gestalten. Wichtig dabei seien der Austausch mit anderen – sowohl mit Peers als auch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen. „Die Zukunft ist kein Ort an den wir gehen, sondern eine Situation, die wir mitgestalten“, so Rommelfangers Fazit. (ja)