Speicheltests: Risiko für Typ-2-Diabetes erkennen, bevor Symptome auftreten4. August 2025 Speicheltest (Foto: © Shotmedia/stock.adobe.com) Kanadische Forschende haben ein nicht invasives Verfahren getestet, das frühe Warnsignale chronischer Erkrankungen erkennen lassen soll. Die Messung erhöhter Insulinspiegel im Blut ist eine bewährte Methode zur Ermittlung der Stoffwechselgesundheit und kann das Risiko für die Entwicklung zukünftiger gesundheitlicher Probleme wie Typ-2-Diabetes, Adipositas und Herzerkrankungen aufzeigen. Nötig dafür ist aber natürlich die Entnahme einer Blutprobe, was manchen Patienten unangenehm ist. Nun hat ein Forscherteam von der kanadischen University of British Columbia (UBC), Campus Okanagan, herausgefunden, dass hier die Messung des Insulinspiegels im Speichel eine gute, nicht invasive Alternative bietet. Laut Studienautor Dr. Jonathan Little, Professor an der School of Health and Exercise Sciences der UBC Okanagan, kann ein einfacher Speicheltest sogar noch einen Schritt weiter gehen: Mit ihm lassen sich laut dem Forscher auch frühe Stoffwechselveränderungen im Zusammenhang mit Adipositas feststellen. Die kürzlich in „Applied Physiology, Nutrition, and Metabolism“ veröffentlichte Studie umfasste 94 gesunde Teilnehmende von ganz unterschiedlicher Statur. Nach einer Fastenphase trank jede Person einen standardisierten Mahlzeitenersatz-Shake, gab 30, 60 und 90 Minuten danach Speichelproben ab und unterzog sich zusätzlich einem Test, bei dem Blut aus der Fingerbeere entnommen wurde. Chance für frühzeitige Veränderungen der Lebensgewohnheiten „Adipöse Menschen hatten einen deutlich höheren Insulinspiegel im Speichel als Menschen mit leichtem Übergewicht oder Untergewicht – obwohl ihr Blutzuckerspiegel vergleichbar war“, berichtet Little. „Dies deutet darauf hin, dass Speicheltests eine einfache, nicht invasive Methode sein könnten, um Personen mit einem Risiko für Typ-2-Diabetes zu identifizieren, bevor Symptome auftreten.“ Der Wissenschaftler betont, dass sich ein Prädiabetes bereits zehn bis zwanzig Jahre vor der Diagnose eines manifesten Typ-2-Diabetes entwickeln kann. Jonathan Little von der UBC Okanagan untersucht Stoffwechselstörungen, die für Typ-2-Diabetes charakteristisch sind. In seiner aktuellen Studie hat er bewertet, wie ein Speicheltest dazu beitragen kann, zukünftige Stoffwechselprobleme wie Diabetes und Fettleibigkeit vorherzusagen. (Foto: © UBC Okanagan) „Wenn eine Hyperinsulinämie erkannt werden kann, bevor der Blutzuckerspiegel ansteigt, könnten Risikopatienten für Typ-2-Diabetes frühzeitig identifiziert werden“, betont Little. „So könnten Lebensstiländerungen und andere Behandlungen eingeleitet werden, lange bevor der Blutzuckerspiegel ansteigt.“ Laut Co-Autor Dr. Hossein Rafiei zielte die neue Studie zwar auf die Entwicklung eines praktikablen, nicht invasiven Tests für Hyperinsulinämie ab, doch machten die Wissenschaftler nach dem Verzehr des Mahlzeitenersatz-Shakes noch eine interessante Entdeckung. In früheren Untersuchungen hatte Rafiei zeigen können, dass der Insulinspiegel im Speichel dem Plasmainsulinspiegel im Tagesverlauf nach kohlenhydratreichen und -armen Mischmahlzeiten sehr ähnlich ist. Dies deutet darauf hin, dass sich anhand der Insulinkonzentration im Speichel zwischen starken und geringen Reaktionen des Insulinspiegels im Plasma unterscheiden lässt und sie bei der Vorhersage des Schweregrades einer Hyperinsulinämie und einer möglichen Insulinresistenz eine Rolle spielen könnte. Hoher Insulinspiegel im Speichel auch bei manchen schlanken Probanden Rafiei merkt an, dass interessanterweise auch einige Studienteilnehmende mit geringerem Körpergewicht nach der Mahlzeit auffällige Spitzen des Insulinspiegels im Speichel aufwiesen. Dies deutet der Forscher als Hinweis darauf, dass diese Personen möglicherweise einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes ausgesetzt waren, auch wenn sie nicht übergewichtig waren und normale Blutzuckerwerte hatten. „Die Feststellung, dass manche schlanke Menschen einen hohen Insulinspiegel haben, ist sehr interessant“, erklärt Rafiei. „Dies deutet darauf hin, dass der Insulinspiegel im Speichel von größerem Nutzen sein könnte als die Ermittlung von Körpergewicht oder Taillenumfang.“ In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler zudem den Zusammenhang zwischen Taillenumfang, Body-Mass-Index, Alter und Geschlecht. Dabei stellten sie fest, dass der Taillenumfang am stärksten mit dem Insulinspiegel im Speichel assoziiert war. „Diese Ergebnisse lassen vermuten, dass der Taillenumfang ein zuverlässigerer Indikator für eine Hyperinsulinämie sein könnte als das Alter oder das Gesamtkörpergewicht, wenn man den Insulinspiegel im Speichel misst“, sagt Rafiei. „Unsere Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass sich die Insulinkonzentration im Speichel besser als der Blutzuckerspiegel dazu eignen könnte, zwischen Menschen mit einem besseren Stoffwechsel und Menschen mit einem höheren Risiko für eine Hyperinsulinämie zu unterscheiden.“
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