Spielt die Immunantwort eine Rolle für die Prognose bei einer Krebserkrankung?

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Nicht nur im Bereich Kopf-Hals-Tumore wird dazu intensiv geforscht. Ein internationales Symposium in Essen Ende Januar stellt Ergebnisse vor.

Nachrichten über vielversprechende Therapieoptionen bei Krebserkrankungen würden wir alle gern öfter hören. 70 Prozent der Deutschen fürchten sich gesundheitlich am meisten vor dieser Erkrankung. Prof. Stephan Lang macht jedoch Mut, wenn er sagt, dass die Behandlung von Kopf-Hals-Tumoren mit sogenannten Check-Point-Inhibitoren einen „Lichtstreif am Horizont“ bedeutet, da hiermit Fortschritte bei der Behandlung der immerhin sechsthäufigsten Krebsart weltweit erreicht werden. Um diese Krebserkrankung möglichst zu vermeiden, so Lang, sei die beste Vorsorge eine gesunde Lebensweise. Denn Hauptursache sind Rauchen und übermäßiger Alkoholkonsum über viele Jahre hinweg. In den letzten Jahren gewinnen allerdings zunehmend Humane Papillomviren (HPV) als Ursache an Bedeutung. Die Prognose der dadurch verursachten Krebserkrankung ist jedoch oftmals besser als die von Rauch- oder Alkohol-assoziierten Tumoren. Die genauen Gründe hierfür werden aktuell erforscht und sind im Zusammenhang mit dem Immunsystem zu vermuten, bei denen auch die oben genannten Check-Point-Inhibitoren eine wesentliche Rolle spielen.

Seit mehreren Jahren besteht die Möglichkeit der Impfung gegen die HPV-Hauptrisiko-Subtypen. Neben diesen Präventionsmaßnahmen ist die Möglichkeit zur therapeutischen Impfung bei bereits bestehenden Tumoren, beispielsweise mit mRNA-Impfstoffen, Gegenstand intensiver Forschungsbemühungen. Das Verständnis der Interaktion von Tumor und Immunsystem ist von großer Bedeutung für die Entwicklung neuer, effektiverer Therapien, die mit großem Aufwand vorangetrieben werden, und über die sich untern anderem führende Wissenschaftler aus aller Welt auf dem internationalen Symposium austauschen. Der Bedarf nach Fortschritten ist groß.  Die Verbesserung der Überlebensrate bei Kopf-Hals-Tumoren war in den letzten Jahrzehnten nur marginal. Seit man mit der Immuntherapie behandelt, sind Ärzte wie Lang vorsichtig optimistisch, dass sich dies ändern könnte. Die Immuntherapie kann dafür sorgen, dass die entarteten Krebszellen vom Körper als fremd oder nicht funktionierend erkannt und ausgeschaltet werden. Die Therapie wird bereits routinemäßig bei fortgeschrittenen Kopf-Hals-Tumoren eingesetzt. Einschränkend bleibt festzuhalten, dass nicht alle Patienten und nicht alle Krebsformen auf diese Behandlung ansprechen.

Stephan Lang ist Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde am Universitätsklinikum Essen und Initiator einer wissenschaftlichen Tagung, die sich mit der Interaktion des Immunsystems mit den Krebszellen beschäftigt. Diese Tagung findet am 28. und 29. Januar zum dritten Mal und mit globaler Beteiligung statt. „Ein internationaler, persönlicher Austausch ist hier extrem wichtig, um sich gegenseitig auf den neuesten Forschungsstand zu bringen und gemeinsam neue innovative Projekte zu initiieren“, sagt Lang. Aus diesem Grund findet die Tagung auch hybrid unter Berücksichtigung aller notwendigen Corona-Maßnahmen statt.