SpiFa zur Diagnostik: „Innovation braucht ärztliche Führung“

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Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) stellt klar: Weder politische Deregulierung noch ökonomische Interessen sollten Innovationen in der Diagnostik treiben. Medizinische Diagnostik müsse ärztlich verantwortet werden.

Digitale Verfahren, neue Anbieter und regulatorische Veränderungen verändern die Rahmenbedingungen medizinischer Diagnostik – doch nicht immer zum Vorteil der Patientensicherheit und der Qualität, wie der SpiFa in einer Mitteilung hervorhebt. Mit zwei Positionspapieren reagiert der Verband auf die „besorgniserregende Entwicklung, dass zunehmend Leistungen der medizinischen Labordiagnostik außerhalb ärztlicher Verantwortung erbracht werden“. Die Forderung: Es brauche klare bundeseinheitliche Rahmenbedingungen für eine ärztlich verantwortete Diagnostik.

Der SpiFa macht deutlich: Medizinische Diagnostik ist kein Anhängsel der Versorgung – sie ist konstitutiv für Prävention, Früherkennung und individualisierte Therapie. Ohne ärztliche Verantwortung verliert sie ihre Qualität und Richtung.

Angebote außerhalb der Heilkunde „nicht im Sinne der Patientensicherheit“

Dr. Michael Müller, Vorsitzender des Ausschusses für diagnostische Medizin des SpiFa warnt: „Wenn Leistungen wie molekulargenetische Untersuchungen oder Tests auf meldepflichtige Infektionskrankheiten außerhalb der Heilkunde angeboten werden, ohne dass eine ärztliche Indikationsstellung erfolgt, ist das nicht im Sinne der Patientensicherheit – auch wenn nach außen der Eindruck fachärztlicher Qualität erweckt wird.“

„Die diagnostischen Fachrichtungen – etwa Humangenetik, Pathologie, Mikrobiologie, Radiologie, Nuklearmedizin oder Transfusionsmedizin – stellen als konditionale Disziplinen überhaupt erst die Teilhabe an wirksamer Versorgung sicher. Ihre schnelle und qualitätsgesicherte Verfügbarkeit ist entscheidend für eine verantwortungsvolle Patientensteuerung – stationär wie ambulant“, ergänzt Prof. Elke Holinski-Feder, Präsidentin des Berufsverbandes Deutscher Humangenetiker e.V. (BVDH), Mitgliedsverband des SpiFa.

„Diagnostik darf nicht zum Spielball der Kommerzialisierung werden“

Konkret setzt sich der SpiFa mit Nachdruck für den uneingeschränkten Arztvorbehalt für Indikationsstellung, Durchführung und Befundung diagnostischer Leistungen sowie die strikte Einhaltung regulatorischer Anforderungen (MDR/IVDR-Zertifizierungen) und die vollständige Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zur Qualitätssicherung ein. Politische Pläne, die auf eine Entkopplung ärztlicher Verantwortung in der Diagnostik abzielen, lehnt der SpiFa entschieden ab.

Dr. Ronald Jochens, 2. Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Nuklearmediziner e.V. (BDN), ebenfalls Mitgliedsverband des SpiFa, erklärt abschließend: „Diagnostik darf nicht zum Spielball der Kommerzialisierung werden. Innovation braucht ärztliche Führung – nicht Deregulierung. Fachärztinnen und Fachärzte tragen die medizinische Verantwortung in Deutschland – auch und gerade in der Diagnostik. Sie müssen deshalb an allen Entscheidungsprozessen zur Einführung neuer Verfahren aktiv beteiligt bleiben.“