Sport für Kinder: Warum richtiges Training und die vernünftige Dosis so wichtig sind22. April 2021 Foto: Köpenicker – stock.adobe.com Die Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) fordert, beim beim Sport ein kind- und entwicklungsgerechtes Training anzubieten und kein reduziertes Erwachsenen-Training durchzuführen. Die Bewegungsaktivität ist bei Kindern größer als bei Erwachsenen. Das liegt am Überschuss neuronaler Transmitter, an der Dominanz zerebraler Antriebe, der Neugier und daran, dass körperliche Anstrengung von Kindern subjektiv weniger stark empfunden wird, erklärt die GOTS. Deshalb sollten Kinder frühzeitig in ihrem Bewegungsdrang und ihrer „Bewegungsneugier“ gefördert werden, um das Interesse am Sport im frühen Schulkindalter (6-10 Jahre), im späten Schulkindalter (ab 10 Jahre) und später in der Pubertät zu erhalten. Denn ein sportmotorisches Training im Kindes- und Jugendalter diene nicht nur der der Leistungsoptimierung, der Haltungs- und Verletzungsprophylaxe, sondern auch der gesamt-physischen und psychischen Entwicklung. Alters- und geschlechtsspezifische Stoffwechselunterschiede Während die Skelettmuskulatur morphologisch zwischen Kindern und Erwachsenen sehr ähnlich ist, gibt es bedeutende Unterschiede im Stoffwechsel und damit der Funktion der Muskeln, die es für das kindgerechte Training zu berücksichtigen gilt, betont die GOTS weiter. “Die Energiebereitstellung erfolgt zugunsten eines oxidativen Stoffwechsels. Deshalb ist zum Beispiel ein isoliertes und fokussiertes Krafttraining nicht zielführend. Ein alleiniges Training der anaeroben Kapazität ebenso wenig, wegen eingeschränkter Laktatbildung”, so die Sportmediziner. Dazu komme, dass der Testosteronspiegel bei Kindern beider Geschlechter sehr niedrig ist. Daher unterscheide sich die Muskelkraft zunächst nur geringfügig zwischen Jungen und Mädchen. In der Pubertät beginne – bedingt durch Hormonschübe – die Divergenz zwischen physiologischen Leistungsfaktoren und anthropometrischen Größen bei Jungen und Mädchen. Erst kurz vor der puberalen Phase komme es dann zur Verzehnfachung des Testosteronspiegels bei Jungen, aufgrund dessen die Muskelmasse von 27 auf 40 Prozent zunimmt. Bewegungsmangel: zwischen 6 und 8 Jahren steigt die Haltungsschwäche auf bis zu 70 Prozent Die GOTS verweist zudem auf den gesellschaftlichen Trend der Bewegungsarmut, von der auch Kinder und Jugendliche nicht verschont blieben. “Ein chronischer Bewegungsmangel führt bei vielen zu Kraft- und Haltungsdefiziten. Ein kritisches Alter ist zwischen 6 und 8 Jahren: hier steigt die Haltungsschwäche bereits auf bis zu 70 Prozent, das Übergewicht auf 20 Prozent. Ein steigender Fettanteil führt zur Reduktion der sportmotorischen Leistungsfähigkeit”, konstatiert die Fachgesellschaft. Hier wirke ein kindgemäßes Muskel- und Krafttraining entgegen. Dieses habe positive Auswirkungen auch auf die gesamtmotorischen Fähigkeiten: die Bewegungen würden dynamischer, präziser und fließender. Die Empfindlichkeit des Gewebes von Kindern verhält sich proportional zur Wachstumsgeschwindigkeit Laut der GOTS muss der Grat zwischen Mangelbelastung und Verletzungsfolgen durch Überlastung stets im Blick bleiben. Die Empfindlichkeit des Gewebes von Kindern verhalte sich proportional zur Wachstumsgeschwindigkeit. Deshalb sei der kind- bzw. jugendliche Bewegungsapparat im Vergleich zum Erwachsenen in größerem Maß der Gefahr von Überlastungsschäden durch unphysiologische Trainingsreize ausgesetzt. Hingegen könne die Belastungsverträglichkeit bei kalendarisch und auch biologisch gleichaltrigen Kindern sehr unterschiedlich sein. Der kindliche Knochen ist erhöht biegsam (relative Mehreinlagerung von weicherem fibrösem Gewebe), aber vermindert zug- und druckfest. Das Sehnen- und Bandgewebe ist aufgrund schwächerer struktureller Struktur (reduzierte micellare Anordnung) weniger zugfest. Das Knorpelgewebe, bzw. die Wachstumsfuge sind aufgrund wachstumsbedingter Teilungsrate und Differenzierung stärker gegenüber Druck- und Scherkräften gefährdet. Die Wiederherstellungszeit und Adaptation des passiven Bewegungsapparates verläuft langsamer als die subjektive „Erholung“, so die Fahgesellschaft. Überlastungsbedingte Verletzungen seien daher vor allem Wachstumsstörungen der Sehnenansätze wie Osteochondrosen und Ossifikationsstörungen der Apophysen. Zu den akuten traumatischen Verletzungen gehörten überwiegend Apophysenausrisse und Avulsionsverletzungen. Sportmotorische Fähigkeiten wirken präventiv Die GOTS betont, dass präventiv eine muskuläre Beanspruchung und kindgerechtes Krafttraining zur umfassenden Ausbildung der körperlichen Leistungsfähigkeit unersetzlich sind. Wichtig sei dabei eine optimale Ausbildung vielfältiger sportmotorischer Fähigkeiten für die Adaptation und Ausrichtung des Knochengewebes und die Zugfestigkeit des Bindegewebes. Unter anderem diesem Thema widmet sich die GOTS als Partner auf dem Sports, Medicine and Health Summit 2021, der online vom 20. bis 24. April stattfindet.
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