Sprachentwicklung bei Kindern mit Hörverlust

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Eine aktuelle US-amerikanische Studie liefert neue Einblicke in die Sprachentwicklung von Kindern mit Hörverlust. Die Autoren schlagen Strategien, die Kindern mit Cochlea-Implantaten helfen könnten, Verzögerungen in der Sprachentwicklung zu überwinden.

Lynn K. Perry und Daniel S. Messinger vom College of Arts and Sciences der Universität Miami und Ivette Cejas von der Leonard M. Miller School of Medicine der Universität Miami nehmen in ihrer Studie die Beziehung zwischen frühem Wortschatzwissen und späterer Sprachentwicklung bei Kindern mit Cochlea-Implantaten in den Blick. Dabei konzentrierte sich das Team auf den Anteil der formgebundenen Substantive im Anfangswortschatz der Kinder. Formbezogene Substantive sind Wörter wie „Stuhl“ oder „Tasse“, die eine Kategorie von Objekten anhand ihrer Form und nicht anhand anderer Merkmale wie Farbe oder Material beschreiben.

Die Studie konnte zeigen, dass ein höherer Anteil formbezogener Substantive im Wortschatz eines Kindes kurz nach der Cochlea-Implantation mit einer besseren Sprachentwicklung in den folgenden drei Jahren verbunden war. Zudem war der Zusammenhang zwischen den formbasierten Nomen und der langfristigen Sprachentwicklung bei Kindern mit Cochlea-Implantaten stärker als bei Kindern mit normalem Gehör.

Ihre Ergebnisse haben nach Ansicht der Autoren Auswirkungen darauf, Kindern mit Hörverlust zu helfen, anfängliche Sprachverzögerungen zu überwinden, die durch einen Mangel an auditivem Input und Zugang zu Sprachlauten verursacht werden, bevor sie Cochlea-Implantate erhalten.

„Das Erlernen von mehr formbasierten Substantiven schien sich sowohl auf die Anzahl der Wörter, die sie kannten, als auch auf ihre Grammatikkenntnisse und andere Aspekte der Sprache auszuwirken“, erklärte Perry, Erstautor der Studie. „Besonders bei den Kindern mit Cochlea-Implantaten war dies ein so starker Prädiktor, dass wir sogar drei Jahre später einige der Unterschiede in ihren Sprachfähigkeiten erklären konnten.“

Die in dieser Studie verwendeten Daten wurden im Rahmen der „Childhood Development after Cochlear Implantation Study“, einer nationalen, standortübergreifenden Längsschnittstudie, erhoben. Die Forschenden analysierten Daten zu den Sprachfähigkeiten von Kleinkindern mit Cochlea-Implantaten vor der Implantation und alle sechs Monate nach der Implantation. Außerdem untersuchten sie die Daten von Kindern mit normalem Gehör, die aus Vorschulen rekrutiert wurden.

Die Studie ergab, dass die Kinder, deren Wortschatz kurz nach der Implantation einen größeren Anteil an formgebundenen Substantiven enthielt, ein Jahr, zwei Jahre und drei Jahre nach der Implantation einen größeren Wortschatz hatten. Sie schnitten auch bei standardisierten Tests zu anderen sprachlichen Fähigkeiten besser ab und hatten mit größerer Wahrscheinlichkeit den Rückstand zu ihren normalhörenden Altersgenossen aufgeholt.

Frühere Studien hatten bereits gezeigt, wie wichtig formgebundene Substantive für die Sprachentwicklung von Kindern mit normalem Gehör sind. Das Aufgreifen dieses Musters im früh erlernten englischen Wortschatz kann den Kindern beim Erwerb neuer Wörter helfen kann. Vor dieser Studie war jedoch wenig über die Rolle formgebundener Substantive in der Sprachentwicklung von Kindern mit Cochlea-Implantaten bekannt.

„Dies ist ein echtes Experiment in der Natur, das zeigt, dass die Art der Wörter, die ein Kind kennt, seine Sprachentwicklung beeinflusst“, so Messinger. „Es ist bemerkenswert, dass diese Effekte bei Cochlea-Implantat-Trägern am stärksten waren, vielleicht weil formgebundene Substantive ihr Wortlernen lenkten, nachdem die Implantate ihnen Zugang zum Hören verschafften.“

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Kenntnis formgebundener Substantive die Sprachentwicklung von Kindern fördert und dazu beitragen kann, anfängliche Sprachverzögerungen bei Kindern mit Cochlea-Implantaten auszugleichen.

„Während Cochlea-Implantate zum Standard der Versorgung von Kindern mit beidseitigem schweren bis hochgradigen Hörverlust geworden sind, gibt es nach wie vor erhebliche Unterschiede in der Entwicklung der gesprochenen Sprache“, erklärte Cejas, der ergänzte: „Unsere Arbeit zeigt einen möglichen Weg für Interventionen auf, die dazu beitragen könnten, die bei einigen dieser Kinder bestehende Lücke im Wortschatz und in der Sprache zu schließen.

Obwohl in der Studie ein Zusammenhang zwischen dem anfänglichen Anteil formbezogener Substantive im Wortschatz eines Kindes und der späteren Sprachentwicklung festgestellt wurde, seien weitere Untersuchungen erforderlich, um einen kausalen Zusammenhang herzustellen, so die Autoren der Studie. Sie wiesen auch darauf hin, dass sie noch nicht wissen, warum einige Kinder einen größeren Anteil formbezogener Substantive in ihrem Wortschatz hatten als andere.

„Sowohl innerhalb der Gruppe der Kinder mit Cochlea-Implantaten als auch bei Kindern im Allgemeinen sehen wir Unterschiede in Bezug auf die Wörter, die Kinder zuerst lernen“, sagte Perry. „Ich denke, es wird wichtig sein, herauszufinden, woher diese Unterschiede kommen, um zu wissen, wie man alle Lernenden am besten unterstützen kann.