Sprechende Medizin stärken – und endlich umsetzen

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Der Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (BPM) e.V. fordert den Gesetzgeber auf, im Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) die immer wieder versprochene Stärkung der „sprechenden Medizin“ endlich umzusetzen.

Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie böten eine individuelle und zeitnahe Versorgung von Patientinnen und Patienten mit akuten psychischen und psychosomatischen Beschwerden an. Hier seien die fachärztlichen Gesprächsleistungen die zentrale und evidenzbasierte Behandlungsform, heißt es von Seiten des Berufsverbandes.

„Nicht jeder unserer psychisch und psychosomatisch kranken Patienten braucht eine längerfristige Richtlinien-Psychotherapie. Viele von ihnen benötigen jedoch eine fachärztliche Behandlung ihrer körperlichen und seelischen Symptome“, so die Vorsitzende, Dr. Irmgard Pfaffinger. Hier gehe es besonders um diejenigen Patientinnen und Patienten, die von anderen Fach- und Hausärzten gesagt bekommen: „Sie haben nichts!“ “Diese Patienten wollen mit ihren körperlichen Beschwerden ernst genommen werden und werden eine psychotherapeutische Behandlung zunächst wahrscheinlich sogar ablehnen”, sagte Pfaffinger.

Viel Leid würde diesen Kranken und viel Geld würde der Versichertengemeinschaft erspart bleiben, wenn diese frühzeitig zu einem Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie kämen. “Wenn Bundesgesundheitsminister Spahn es mit seinem „Versorgungsgesetz“ ernst meint, hat er – endlich – auch dafür zu sorgen, dass die Gesprächsleistungen der Fachärzte für Psychosomatische Medizin, Psychiatrie und Psychotherapie gegenüber der Richtlinien-Psychotherapie aufgewertet werden”, forderte Pfaffinger.

Spahn signalisiert Gesprächsbereitschaft

In der öffentlichen Anhörung vor dem Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu den Folgen des
Terminservice- und Versorgungsgesetzes (TSVG) forderte indes Ariadne Sartorius, die die von den drei Psychotherapeutenverbänden bvvp, DPtV und VAKJP initiierte Petition gegen die gestufte und gesteuerte
Versorgung für psychisch kranke Menschen eingebracht hatte, die Streichung des umstrittenen Passus.

Sie schlug unter anderem vor, eine vertragliche Gestaltung von Kooperationsmodellen zur besseren Vernetzung in der Behandlung von Patienten mit komplexem Behandlungsbedarf zu schaffen. „Der große Erfolg der Petition spricht für sich“, betonte Sartorius. Zu den 200.000 Mitzeichnern gehörten nicht nur Psychotherapeuten, sondern viele betroffenen Menschen und ihre Angehörigen und schlicht Bürger, die die zusätzliche Belastung von hilfesuchenden Patienten eindeutig ablehnen.“

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte in seinen Ausführungen weitere Gesprächsbereitschaft signalisiert. Am 17. Januar 2019 soll die Diskussion zu einer besseren psychotherapeutischen Versorgung in einer Gesprächsrunde im Deutschen Bundestag fortgesetzt werden, zu der der Minister Vertreter von Berufs- und Fachverbänden, aber auch der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Krankenkassen geladen hat.

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Quellen Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie e.V.Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten (bvvp), Deutsche PsychotherapeutenVereinigung (DPtV)