Statine bei COVID-19: Wahrscheinlich keine Reduktion der Sterblichkeit oder Senkung des Schweregrades10. November 2021 Eine an der Johns Hopkins Medicine mit fast 4500 hospitalisierten COVID-19-Patientinnen und -Patienten durchgeführte Studie legt nahe, dass Statine nicht hilfreich sind, um die COVID-bedingte Sterblichkeit oder die Schwere der Erkrankung zu reduzieren. (Abbildung: © M.E. Newman, Johns Hopkins Medicine, unter Verwendung von Public-Domain-Bildern) Bei den weltweiten Bemühungen zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler oft Medikamenten zugewandt, die als Therapien für andere Erkrankungen verwendet werden. Die Hoffnung dabei: Medikamente zu finden, die entweder SARS-CoV-2 abtöten oder die Auswirkungen einer Infektion verringern. Jüngste Studien mit kleinen Stichproben (<200 Personen) haben gezeigt, dass Statine ebenfalls die Wahrscheinlichkeit einer schweren COVID-19-Erkrankung oder damit verbundener Mortalität verringern können. Die Ergebnisse einer kürzlich an der Johns Hopkins Medicine in Baltimore (USA) mit fast 4500 wegen COVID-19 hospitalisierten Personen durchgeführten Studie liefern jedoch einen stärkeren Beweis für eine ganz andere Schlussfolgerung: Statine haben wahrscheinlich keine Auswirkungen – positiv oder negativ – auf die COVID-bedingte Sterblichkeit und können mit einem deutlich erhöhten Risiko für schwerere Erkrankungen verbunden sein. „Trotz der offensichtlich vorteilhaften Wirkung von Statinen auf die Outcomes bei verschiedenen Infektionskrankheiten hat unsere Studie gezeigt, dass ihr spezifischer Einsatz zur Behandlung von COVID-19 wahrscheinlich nicht gerechtfertigt ist“, erklärt Seniorautor Dr. Petros Karakousis, Professor an der Medizinischen Fakultät der Johns Hopkins Universität. „Im Vergleich zu früheren Untersuchungen haben wir eine größere und vielfältigere stationär behandelte Patientenpopulation untersucht und hatten bessere Kriterien zur Definition der Schwere der Erkrankung. Dadurch sind unsere Ergebnisse relevanter für die Vorhersage der Auswirkungen von Statinen auf die COVID-19-Ergebnisse bei hospitalisierten Patientinnen und Patienten.” In der Studie überprüften Karakusis und Kollegen die Daten von 4447 Personen im Alter von ≥18 Jahren, die in eine von 5 medizinischen Einrichtungen des Johns Hopkins Health Systems eingeliefert wurden und bei denen zwischen im Zeitraum 01.03.–30.06.2020 eine SARS-CoV-2-Infektion diagnostiziert wurde. Von diesen Personen erhielten 594 (13%) zum Zeitpunkt ihrer stationären Aufnahme Statine. Diese Statinanwender waren überwiegend Männer (57%) und höheren Alters (52–78 im Vergleich zu 29–62 Jahre) als die Patientinnen und Patienten, die keine Statine einnahmen. Prozentual gesehen waren die meisten der Statinanwender Schwarze (47%), Personen mit Bluthochdruck (74%) oder mit Diabetes (53%) und nahmen mit höherer Wahrscheinlichkeit Medikamente zur Blutdrucksenkung ein – zusammen mit Statinen zur Senkung des Cholesterins. Um der COVID-19-bedingten Mortalität zugerechnet zu werden, musste der Tod infolge der Erkrankung während des Krankenhausaufenthalts eintreten. Die Forschenden definierten eine schwere COVID-19-Erkrankung als einen Fall, bei dem der oder die Betroffene einen Krankenhausaufenthalt von ≥7 Tagen oder eine invasive Beatmung benötigte. Nach Berücksichtigung anderer bekannter Faktoren, die zu einer Datenverzerrung führen könnten, stellten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fest, dass die Verwendung von Statinen keinen signifikanten Einfluss auf die COVID-19-bedingte Sterblichkeit hatte. Sie beobachteten allerdings, dass Patientinnen und Patienten, die mit COVID-19 in ein Krankenhaus eingeliefert wurden und Statine einnahmen, ein um 18% erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf hatten als Personen, die keine cholesterinsenkenden Mittel einnahmen. „Eine plausible Erklärung für dieses Ergebnis ist, dass Statine die zelluläre Produktion des Angiotensin-Converting-Enzyms 2 (ACE2) erhöhen, dem Rezeptor auf der Zelloberfläche, durch den SARS-CoV-2 in die Zelle eindringt“, erläutert Karakousis. „Daher können Statine die Resistenz einer Zelle gegen Infektionen senken und wiederum die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen, dass der oder die Betroffene eine schwerere COVID-19-Erkrankung aufweist.“ In zukünftigen Untersuchungen solle versucht werden, den Zusammenhang zwischen Statinkonsum und COVID-19 besser zu definieren, meint Karakusis. „Alle bisher veröffentlichten Studien, einschließlich unserer, waren retrospektiv – und das bedeutet, egal wie sehr man versucht, andere Faktoren als die Verwendung von Statinen, die mit schlechten COVID-19-Outcomes verbunden sind, zu eliminieren: Es können immer noch welche am Werk sein“, sagt Karakusis. „Da gibt es zum Beispiel die Tatsache, dass viele Statinkonsumenten auch übergewichtig sind, Diabetes haben oder an Bluthochdruck leiden – alles Dinge, die sich schon allein auf den Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung auswirken können.“ Laut dem Mediziner ist der einzige Weg, um definitiv festzustellen, ob Statine einen Nutzen für COVID-19-Patientinnen und -Patienten haben, darin besteht, eine klinische Studie ist, in der randomisierte Patientengruppen zusätzlich zur Standardtherapie entweder Statine oder ein Placebo erhalten.
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