Staub in Kindertagesstätten: Studie belegt Zusammenhänge von Bakteriengemischen mit der Lungengesundheit von Kindern29. September 2023 Foto: © oksix/stock.adobe.com Bestimmte Kombinationen von Bakterien, die in Kindertagesstätten beziehungsweise dort in Staub zu finden sind, können mit bei Kleinkindern auftretendem Wheezing in Verbindung gebracht werden, wie eine aktuelle Untersuchung zeigt. Kinder verbringen möglicherweise jede Woche viele Stunden in der Tagesbetreuung, und Studien haben bereits in der Vergangenheit nahegelegt, dass die Bedingungen in solchen Einrichtungen Auswirkungen auf die Atemwegsgesundheit in der frühen Kindheit haben können. Die nun Anfang September auf dem internationalen Kongress der European Respiratory Society (ERS) präsentierten Forschungsergebnisse liefern Hinweise darauf, warum der Besuch einer Tagesstätte die Lungengesundheit von Kindern beeinträchtigen kann, was wiederum auf mögliche sinnvolle Maßnahmen zur Senkung des Asthmarisikos hinweisen könnte. „Kleine Kinder kommen über ihre Haut und oral sowie durch Inhalation mit den in Kindertagesstätten vorkommenden Bakterien in Kontakt“, erklärte Dr. Annabelle Bédard vom französischen Nationalen Institut für Gesundheit und medizinische Forschung, INSERM, auf dem Kongress. „Wir können daher davon ausgehen, dass sich eine solche Exposition über die verschiedenen Mikrobiota in den Atemwegen, auf der Haut und im Darm auf die sich entwickelnde Lunge von Kindern auswirkt.“ Die Wissenschaftler sammelten mithilfe eines speziellen Staubsaugers Proben vom Boden von 103 verschiedenen Kindertagesstätten in der Region Paris und identifizierten in jeder dieser Proben mittels genetischer Analyse im Labor die verschiedenen darin enthaltenen Bakterienarten. Parallel dazu baten die Forschenden die Eltern von 515 Kindern, die diese Kindertagesstätten besuchten, um Informationen dazu, ob ihre Kinder an Atemwegsbeschwerden wie Wheezing litten. Die Kinder waren im Durchschnitt etwa zwei Jahre alt. Basierend auf den in den Proben gefundenen Bakterienarten konnten die Forscher die Mikrobiota-Mischungen aus den Kindertagesstätten in vier große Kategorien einteilen. Eine, in der Streptococcus und Lactococcus vorherrschten, war im Vergleich zu einer häufiger gefundenen Kategorie (eine Mischung aus Streptococcus-, Neisseria- und Haemophilus-Bakterien) mit einem erhöhten Risiko für Wheezing assoziiert. „Bei Kindern unter drei Jahren gilt Wheezing als frühes Anzeichen von Asthma“, erinnerte Bédard. „Unsere Studie lässt die Schlussfolgerung zu, dass es Unterschiede in Bezug auf das Risiko für wiederkehrendes Wheezing gibt, abhängig von der in Tagesstätten vorkommenden Bakterienmischungen. Bédard ergänzte: „Nun müssen wir herausfinden, welche Faktoren diese Bakteriengemeinschaften beeinflussen, zum Beispiel wie die Räume gereinigt und belüftet werden und welche Luftqualität in Innenräumen herrscht. Zusammen mit zukünftigen Erkenntnissen aus anderen Studien könnte dies dazu beitragen, zu verstehen, wie sich die Bedingungen verbessern und öffentliche Gesundheitsstrategien zur Vorbeugung chronischer Atemwegserkrankungen wie Asthma bei Kindern entwickeln lassen.“ Bédard und ihre Kollegen werden nun diese Faktoren und ihren Einfluss auf die Staubmikrobiota und die Atemwegsgesundheit von Kindern untersuchen. Die Arbeitsgruppe möchte außerdem die Kinder in der Tagesbetreuung weiter beobachten, um zu sehen, ob sie im späteren Kindesalter Asthma entwickeln. Prof. Angela Zacharasiewicz vom Klinikum Ottakring in Wien (Österreich), die der Arbeitsgruppe für pädiatrisches Asthma und Allergien der ERS vorsitzt, erklärte anlässlich der Vorstellung der Studie: „Überall um uns herum leben Bakterien und andere Mikroben, und wir beginnen zu verstehen, dass sie sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf unsere Atemwegsgesundheit haben können. Wir müssen noch viel über diese komplexen Gemeinschaften und die Reaktion unseres Körpers darauf lernen. Diese Studie legt einen Zusammenhang zwischen der Atemwegsgesundheit von Kleinkindern und dem Bakteriengemisch in den Kindertagesstätten nahe, die sie besuchen. Wenn wir mehr über diese Wechselwirkungen erfahren, können wir hoffentlich die gesündesten Umgebungen schaffen, in denen unsere kleinen Kinder wachsen und gedeihen können.“
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