Stimmbandverletzungen: Neues injizierbares Gel vielversprechender Therapieansatz

Maryam Tabrizian (l.) und Nicole Li-Jessen mit Gewebeproben, mit denen die Sicherheit des in der Studie entwickelten Gels bestätigt werden soll. Foto: McGill University

Ein US-amerikanisches Forscher-Team hat ein injizierbares Hydrogel zur Therapie von Stimmbandverletzungen entwickelt. In vitro und im Tiermodell hat es sich in einer präklinischen Studie als vielversprechend gezeigt.

Der Verlust der Stimme ist oft dauerhaft, wenn sich Narben auf den Stimmbändern bilden. Aktuelle injizierbare Behandlungen bauen sich schnell ab, was Patienten zu wiederholten Eingriffen zwingen kann, die das empfindliche Gewebe weiter schädigen können. Forscher der McGill University haben ein neues Hydrogel zur Behandlung von Stimmbandverletzungen entwickelt, das vielversprechende erste präklinische Ergebnisse zeigt.

In ihrer in der Fachzeitschrift „Biomaterials“ veröffentlichten Studie berichten die Wissenschaftler, dass ihr neues Gel in Labor- und Tierversuchen wochenlang dem Abbau widerstand, länger als aktuelle injizierbare Materialien und den Stimmbändern eine bessere Chance auf Heilung gab.

„Molekularer Klebstoff“ für Stimmbandverletzungen

Das Gel wird aus natürlichen Gewebeproteinen hergestellt, die zu einem Pulver verarbeitet und in ein Gel umgewandelt werden. Um die Haltbarkeit zu verlängern, verwendete das Team ein Verfahren namens Click-Chemie. Wie die Autoren in ihrer Arbeit schreiben, hat das von ihnen entwickelte Hydrogel verbesserte mechanische Eigenschaften und wird langsamer abgebaut. Außerdem reduzierte es die Sekretion inflammatorischer Faktoren aus Fibroblasten, stimulierte die Vaskulogenese und im subkutanen Ratten-Modell integrierte es sich in das umgebende Gewebe.

„Dieses Verfahren macht unseren Ansatz einzigartig“, sagte Co-Autorin Maryam Tabrizian, Professorin am Institut für Biomedizinische Technik der McGill University und Inhaberin des Canada Research Chair für Nanomedizin und Regenerative Medizin. „Es wirkt wie ein molekularer Klebstoff, der das Material zusammenhält, damit es nach der Injektion nicht zu schnell auseinanderfällt.“

Nächster Schritt: Computersimulation

Stimmbandverletzungen treten besonders häufig bei älteren Erwachsenen auf, die unter Sodbrennen leiden oder rauchen, sowie bei Menschen, die ihre Stimme beruflich einsetzen, wie Sänger, Lehrer und Radiomoderatoren. Laut den US-amerikanischen National Institutes of Health leidet etwa jeder 13. Erwachsene jedes Jahr an einer Stimmstörung.

„Die Menschen halten ihre Stimme für selbstverständlich, aber ihr Verlust kann die psychische Gesundheit und Lebensqualität stark beeinträchtigen, insbesondere für diejenigen, deren Lebensunterhalt davon abhängt“, erklärte Nicole Li-Jessen, außerordentliche Professorin an der McGill School of Communication Sciences and Disorders und Canada Research Chair für personalisierte Medizin im Bereich Gesundheit und Erkrankungen der oberen Atemwege.

Die Forscher wollen das Gel nun in Computersimulationen testen, die sein Verhalten im Körper nachahmen. Sobald diese Ergebnisse validiert sind, hoffen sie, mit Versuchen am Menschen beginnen zu können. Wenn dies erfolgreich ist, könnte die Arbeit den Weg für eine minimalinvasive, länger anhaltende Behandlung von Stimmverlust ebnen.

(ja/BIERMANN)