Stoffwechsel: Neue Art von beigen Fettzellen entdeckt14. August 2024 Fettgewebe einer Maus mit weissen und beigen Fettzellen. Die kleineren Zellen mit mehreren Tröpfchen im Innern sind beige Fettzellen (mikroskopische Aufnahme). Bildquelle: Anand Sharma / ETH Zürich Ein internationales Forschungsteam der Eidgenössischen Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) hat eine neue Art von beigen Fettzellen entdeckt. Diese unterscheiden sich von den bisher bekannten beigen Fettzellen. „Die neuartigen beigen Fettzellen spielen eine wichtige Rolle beim Energieumsatz im menschlichen Körper. Sie wirken positiv gegen Stoffwechselkrankheiten und Übergewicht“, kommentiert Anand Sharma, Postdoc in der Gruppe von ETH-Professor Christian Wolfrum und Mitautor der Studie. „Deshalb ist es so wichtig, im Detail zu verstehen, wie sie funktionieren“, fügt er hinzu. Geleitet wurde die Studie von der ETH Zürich, der Universität Basel, dem Universitätsklinikum Leipzig und dem Dana-Farber Cancer Institute in Boston. Zahlreiche weitere Spitäler und Forschungseinrichtungen weltweit waren daran beteiligt. Verlauf der Studie Die bisher bekannten beigen Fettzellen erzeugen Wärme gleich wie die braunen Fettzellen: über das Protein UCP1. In den vergangenen Jahren bemerkten Wissenschaftler, dass es auch beige Fettzellen ohne das Protein UCP1 gibt, und dass sie ebenfalls Energie verbrauchen und damit Wärme produzieren. Das Forschungsteam der ETH Zürich und der beteiligten Institutionen hat die neue Klasse von beigen Fettzellen nun genau charakterisiert und gezeigt, wie sie das tun: über einen Sisyphos-Mechanismus. Der funktioniert so: Bei allen biochemischen Prozessen, die in den Zellen ablaufen, entsteht immer etwas Wärme. Die neue Klasse der beigen Fettzellen macht sich das zunutze und lässt einzelne Prozesse scheinbar sinnlos hin- und herlaufen. Die Zellen verwenden dafür vor allem zwei Umwandlungsprozesse: Sie wandeln auf Hochtouren Fette in ihre Bestandteile, die Fettsäuren, um und bauen daraus ebenso schnell wieder neue Fette auf. Ähnlich verfahren sie mit dem Molekül Kreatin. Mithilfe eines Enzyms wandeln sie es in das verwandte Molekül Kreatinphosphat um – nur um es postwendend wieder in Kreatin zurückzuwandeln. Wissenschaftler nennen diese Prozesse „futile cycles“, also nutzlose Stoffwechselzyklen. Im biochemischen Haushalt bringen sie in der Summe nichts, sie verbrauchen aber Energie und erzeugen Wärme. Diabetes und Fettleibigkeit verhindern Das Forschungsteam beschrieb den neuen Typ beiger Fettzellen zunächst bei Mäusen. Anschliessend untersuchten sie auch Fettgewebe von Menschen und konnten zeigen, dass diese Fettzellen auch dort vorkommen. Während nur weniger als die Hälfte der Menschen die bisher bekannten beigen Fettzellen besitzt, kommen die neuen Futile-Cycle-Fettzellen bei fast allen Menschen vor. Allerdings haben nicht alle Menschen gleich viele davon. Wie die Forschenden zeigen konnten, sind Personen mit vielen beigen Fettzellen schlanker und haben tendenziell eine bessere Stoffwechselgesundheit: Sie sind weniger anfällig für Übergewicht und Stoffwechselstörungen wie Diabetes. Dies gilt sowohl für die bekannte als auch für die neue Form der beigen Fettzellen. „Indem beige Fettzellen Energie in Wärme umwandeln, bauen sie überschüssiges Fett ab“, erklärt Tongtong Wang, Doktorandin in der Gruppe von ETH-Professor Wolfrum und Erstautorin der Studie. Die Forschenden erklären auch, wie die neuen Erkenntnisse in Zukunft medizinisch genutzt werden könnten: Denkbar wäre etwa die Transplantation von beigen Fettzellen in Menschen, die davon nur wenige haben und an Stoffwechselkrankheiten oder Gewichtsproblemen leiden. Denkbar wäre außerdem, Medikamente zu entwickeln, die die beigen Fettzellen – die oft inaktiv sind – zu aktivieren. Damit könnten Menschen mit hohem Blutzuckerspiegel behandelt werden oder ehemals übergewichtige Menschen, die ihr Gewicht mit einer Operation oder anderweitig reduziert haben. „Die Aktivierung der beigen Fettzellen könnte ihnen helfen, ihr niedrigeres Körpergewicht langfristig zu halten“, sagt Sharma abschließend.
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