Stoffwechsel-Schalter könnte die Ausbreitung von Bauchspeicheldrüsenkrebs verhindern

Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine der tödlichsten Krebserkrankung, mit einer durchschnittlichen Fünf-Jahres-Überlebensrate von nur 13 Prozent. (Abbildung: © Sebastian Kaulitzki/stock.adobe.com)

Wissenschaftler haben ein Molekül entdeckt, das Pankreaskarzinome bei der Ausbreitung in die Leber unterstützt. Die Beobachtung eröffnet möglicherweise neue Wege für die Therapie dieser Krebserkrankung.

Wie die Forschenden in „Science Advances“ berichten, haben sie ein Molekül – Neuropeptid Y (NPY) – als einen wichtigen Treiber der Metastasierung von Bauchspeicheldrüsenkrebs identifiziert. „Bei NPY handelt es sich um ein Signalmolekül, das am besten für seine Rolle bei der Regulierung des Stoffwechsels, von Appetit und Sättigungsgefühl bekannt ist“, erläutert Dr. David Herrmann, Seniorautor und Arbeitsgruppenleiter am Garvan Institute of Medical Research (USA). „Wir haben beobachtet, dass NPY in Pankreaskarzinomzellen im Vergleich zu normalem Gewebe signifikant erhöht ist. Als wir in Mausmodellen die Funktion von NPY blockierten, wurde die Ausbreitung von Bauchspeicheldrüsenkrebs in die Leber, den häufigsten Metastasierungsort bei Patienten, deutlich reduziert. Diese vorläufigen Ergebnisse zeigen, dass dieses Molekül ein vielversprechendes Zielmolekül für weitere Untersuchungen zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs ist.“

Verlangsamung von Bauchspeicheldrüsenkrebs

„Unsere Untersuchung zeigt, dass Pankreaskarzinome ein Molekül, das für die Regulierung physiologischer Prozesse wie Nahrungsaufnahme und Energiehaushalt bekannt ist, kapert und nutzt, um seine eigene Ausbreitung zu fördern“, berichtet Erstautorin Dr. Cecilia Chambers vom Garvan Institute. „Durch die Blockade dieses Moleküls könnten wir die Bewegung von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen und das metastatische Wachstum in der Leber verlangsamen und so die Ausbreitung der Krebserkrankung begrenzen.“

In der nun vorgelegten Studie untersuchten die Forschenden erstmals die Rolle von NPY bei der Metastasierung von Bauchspeicheldrüsenkrebs und bauten damit auf früheren Untersuchungen auf, in denen das Molekül mit der Progression von Mamma- und Prostatakarzinomen sowie Neuroblastomen in Verbindung gebracht wurde.

„Überraschenderweise trug die Blockade von NPY neben dem beobachteten antimetastatischen Effekt auch dazu bei, den Verlust von Muskel- und Fettgewebemasse (Kachexie) zu reduzieren, der häufig mit der Progression von Krebserkrankungen einhergeht“, sagt Seniorautor Dr. David Herrmann vom Garvan Institute. „Dieser zusätzliche Vorteil für den Erhalt von Muskel- und Fettgewebe könnte entscheidend dafür sein, dass Patienten Chemotherapien und andere Behandlungen gut vertragen.“

Neue Wege für eine personalisierte Behandlung

Diese Erkenntnisse könnten den Weg für gezieltere Behandlungen ebnen, erklärt Prof. Paul Timpson, Leiter des Invasion and Metastasis Lab am Garvan Institute und ergänzt: „Wir fanden besonders hohe NPY-Werte bei hochaggressivem und metastasiertem Bauchspeicheldrüsenkrebs. Dies deutet darauf hin, dass die Blockade von NPY eine wirksame personalisierte Behandlung für diese Patientengruppe sowie für Personen mit starkem Gewichtsverlust aufgrund einer Krebserkrankung sein könnte.“

Nach ihren vielversprechenden Ergebnissen entwickelten die Forschenden einen Antikörper, der die Wirkung von NPY bei Krebs neutralisieren soll. Diesen testen sie nun an Mausmodellen und an Gewebe von Bauchspeicheldrüsenkrebspatienten.

Vom Forschungsergebnis zu klinischen Studien

Während die aktuelle Untersuchung erste Hinweise darauf liefert, dass die Hemmung von NPY die Krebsausbreitung verringern und den Gewichtsverlust reduzieren kann, arbeitet das Forschungsteam nun daran, die Kombination dieser Strategie mit bestehenden Behandlungen zu optimieren. „Einer unserer nächsten Schritte ist die Weiterentwicklung dieses Ansatzes in Kombination mit Chemotherapie“, erläutert Herrmann. „Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass der Zeitpunkt entscheidend ist. Daher ist es wichtig zu bestimmen, ob die NPY-Hemmung am wirksamsten ist, wenn sie vor oder nach der Chemotherapie eingesetzt wird. Dieses Verständnis ist wichtig für die Umsetzung unserer Erkenntnisse in klinische Studien und letztlich für die Verbesserung der Behandlungsergebnisse dieser Krankheit.“