Strategie bei Atemnotattacken und Acetylcholinfreisetzung in Bürstenzellen: Dissertationspreise der Deutschen Lungenstiftung vergeben3. April 2023 Ausgezeichnet für ihre Dissertationsarbeiten: Karlotta Schlösser (li.) und Alexander Perniss. (Foto: © Mike Auerbach) Die Deutsche Lungenstiftung (DLS) hat in der vergangenen Woche im Rahmen des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in Düsseldorf den „Deutschen Dissertationspreis Pneumologie“ verliehen. Der Preis im Gesamtwert von 6000 Euro – gestiftet vom Unternehmen Boehringer Ingelheim Pharma – wird für die beste klinische sowie die beste experimentelle Dissertationsarbeit auf dem Gesamtgebiet der Pneumologie ausgeschrieben. Ziel ist die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Pneumologie. Beste klinische Forschungsarbeit: Besserer Umgang mit Atemnotattacken ohne zusätzliche Medikamente Der DLS-Dissertationspreis für die beste klinische Arbeit ging an Dr. Karlotta Schlösser aus Köln. Sie ist wissenschaftliche Referentin bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Ausgezeichnet wird Schlösser für ihre Arbeit zu einer möglichen neuen klinischen Behandlungsstrategie von Atemnotattacken. Das Ziel ihrer Promotion, abgelegt am Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, war die Entwicklung und spätere Evaluation von einer kognitiven und verhaltensorientierten Kurzintervention, die den Umgang mit Atemnotattacken ohne zusätzliche Medikamente verbessern soll. In ihrer Arbeit mit dem Titel „Cognitive and behavioral intervention for the management of episodic breathlessness“ hat sich Karlotta Schlösser mit zwei konkreten Projekten beschäftigt: Im ersten beschreibt sie die Entwicklung der kognitiven und verhaltensorientierten Kurzintervention. Dazu wurden im Rahmen einer Online-Umfrage unter multiprofessionell tätigen Experten insgesamt 15 kognitive und verhaltensorientierte Strategien zum Umgang mit Atemnotattacken herausgearbeitet. In Schlössers zweitem Dissertationsprojekt untersuchte sie in einer Pilotstudie die Machbarkeit, Sicherheit, Zufriedenheit sowie die potenziellen Effekte der kognitiven und verhaltensorientierten Kurzintervention, die auf der Online-Umfrage basiert. Teilgenommen daran haben 49 Patienten, die aufgrund einer lebenslimitierenden Erkrankung unter Atemnotattacken litten. Das Ergebnis: Die Teilnehmenden der Studie berichten, dass ihnen die neu gewonnen Kompetenzen dabei helfen, besser mit Atemnotattacken und ihren Ängsten während einer Attacke umzugehen. Sollte dieser Effekt in einer randomisiert kontrollierten Studie belegt werden können, wäre der flexible Einsatz im klinischen Alltag oder in Atemnotambulanzen denkbar. „Wir fanden, dass diese Arbeit, die lösungsorientiert eine für unsere Patientinnen und Patienten belastende Problematik adressiert, besonders gut zur DLS passt. Neben der Auswahl des Themas hat uns insbesondere die methodische Herangehensweise der Preisträgerin sehr gefallen“, sagte PD Dr. Franziska C. Trudzinski, Oberärztin der Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg, im Namen des Vorstandes der Deutschen Lungenstiftung anlässlich der Preisverleihung. Beste experimentelle Forschungsarbeit: Identifizierung einer neuen Klasse bakterieller Produkte Für die beste experimentelle Arbeit wurde Dr. Alexander Perniss aus Gießen prämiert. Der Preisträger hat mittlerweile eine Position als Postdoctoral Research Fellow am Brigham and Women‘s Hospital der Harvard Medical School in Boston (USA) angenommen. Im Rahmen seiner Dissertation an der Universität Gießen, einem Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), hat er sich mit der mukoziliären Clearance beschäftigt. Seine Arbeit mit dem Titel „Pathogenerkennung durch solitäre chemosensorische Zellen und Koppelung an die mukoziliäre Clearance“ hatte unter anderem das Ziel, zu untersuchen, welche Zellen in den Atemwegen das Signalmolekül Acetylcholin freisetzen können und was zu dieser Freisetzung führt. „Acetylcholin reguliert verschiedene Abläufe im Körper und ist vor allem für die Signalübertragung im Nervensystem essenziell. Zudem spielt Acetylcholin bei verschiedenen Erkrankungen der Atemwege wie Asthma und COPD eine entscheidende Rolle“, erläuterte Perniss. Er hat sich in diesem Zusammenhang in der Luftröhre von Mäusen die solitären cholinergen chemosensorischen Zellen – also Bürstenzellen – genauer angeschaut. Im Rahmen der Arbeit ließ sich erstmals nachweisen, dass diese Zellen Acetylcholin freisetzen können. Mittels verschiedener Versuche und Methodiken konnte der Preisträger mit seinen Kollegen eine neue Klasse bakterieller Produkte identifizieren, welche den Selbstreinigungsmechanismus der Atemwege verstärken. Diese bakteriellen Produkte waren auch in Proben von Patienten zu erkennen. Erstmals überhaupt konnte nachgewiesen werden, dass Bürstenzellen diese bakteriellen Signalstoffe erkennen und infolgedessen Acetylcholin freisetzen. „Dies wiederum steigert die Selbstreinigung der Atemwege und schützt somit den Körper vor einer Ausbreitung der Infektion in den Atemwegen. Bürstenzellen sind nicht nur in Mäusen und anderen Säugetieren zu finden, sondern auch beim Menschen nachzuweisen“, sagt Permiss. Die gewonnenen Kenntnisse aus seiner Arbeit bilden die Grundlage für zukünftige Arbeiten des Preisträgers und anderer Forschern weltweit, in denen die Funktionen dieser Zellen im Menschen genauer untersucht werden. „Von den allesamt sehr guten experimentellen Arbeiten, die wir dieses Jahr beurteilt haben, hat uns die Arbeit von Dr. Perniss mit Abstand am besten gefallen. Unter Verwendung komplexer methodischer Ansätze konnte im Rahmen der Arbeit ein bislang unbekannter klinisch relevanter Pfad identifiziert werden“, begründete Trudzinski die Wahl der Preis-Jury.
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