Strategie zum Schutz vor Kardiotoxizität durch Anthrazykline entwickelt

Empagliflozin-Molekül . Bild: ©molekuul.be – stock.adobe.com

Inhibitoren des Natrium-Glukose-Cotransporters 2 (SGLT2) schützen einer aktuellen Studie am Schweinemodell zufolge das Herz vor den toxischen Wirkungen von Anthrazyklinen.

Ein Wissenschaftlerteam des Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares (CNIC) hat in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern eine Strategie zur Vorbeugung der kardiotoxischen Wirkungen von Anthrazyklinen entwickelt. Eine häufige unerwünschte Nebenwirkung der Krebstherapie mit diesen Arzneimitteln ist die Kardiotoxizität. Die in „JACC: CardioOncology“ veröffentlichte Studie zeigt, dass die Behandlung mit dem SGLT2-Hemmer Empagliflozin die mit einer Anthrazyklin-Therapie verbundenen Herzschäden abmildern kann.

Bei 5% der Patienten ist die Anwendung von Anthrazyklinen mit schwerer Kardiotoxizität verbunden, die zu chronischer Herzinsuffizienz führt. „Obwohl die Kardiotoxizität von Anthrazyklinen seit Jahrzehnten bekannt ist, fehlten wirksame vorbeugende Therapien aufgrund des begrenzten Wissens über die beteiligten Mechanismen“, erklärte Studienleiter Dr. Borja Ibáñez, wissenschaftlicher Direktor des CNIC, Kardiologe am Krankenhaus Fundación Jiménez Díaz und Gruppenleiter im spanischen Herz-Kreislauf-Forschungsnetzwerk (CIBERCV).

Anagha Jagannathan, Carlos Real Jiménez, Laura Cádiz, Sofía Trigo Anca, Anabel Díaz-Guerra Priego, Miguel Fernández Tocino, Carlos Galán Arriola, Borja Ibáñez, Agustín Clemente Moragón, Sandra Gomez, Ana Devesa, Juan Rene Delgado Cornejo, Danielle Medina-Hernandez, Warren Alexander Skoza, Lucía Pilar López Palomar, Nico Hoffmann, Carlos Caballero Henares and Ángela Pollán García. Bild: ©CNIC

Das CNIC-Team konnte nachweisen, dass die Verabreichung einer täglichen Dosis von 20 mg Empagliflozin die kontraktile Funktion des Herzens von mit Anthrazyklinen behandelten Schweinen bewahrte und den Stoffwechsel des Herzmuskels schützte. Ein Hauptmerkmal der Studie war der Einsatz fortschrittlicher Diagnosetechniken, darunter Magnetresonanztomographie und Spektroskopie, zur Überwachung der Herzfunktion.

„Der Einsatz hochmoderner Technologien mit klinischen Anwendungen verleiht dieser Studie einen erheblichen translationalen Wert. Am CNIC setzen wir darauf, mithilfe fortschrittlicher Technologien Erkenntnisse zu gewinnen, die schnell auf die Patienten übertragen werden können“, kommentiert Dr. Valentín Fuster, Generaldirektor des CNIC und Co-Autor der Studie.

Der in der Studie festgestellte Schutzeffekt von Empagliflozin beruht auf einer Steigerung des myokardialen Verbrauchs von Ketonkörpern. Dadurch werden die Produktion von Adenosintriphosphat (ATP) und die Mitochondrienfunktion aufrechterhalten. „Die Behandlung mit Empagliflozin schützt das Herz, indem sie direkt auf die Stoffwechselprozesse einwirkt, die durch die Krebstherapie beeinflusst werden“, sagte Ibáñez.

Erstautorin Danielle Medina-Hernández betonte: „Unsere Studie zeigt, dass Empagliflozin strukturelle Veränderungen in Kardiomyozyten wie Zellatrophie und DNA-Schäden verhindert. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial von SGLT2-Hemmern nicht nur bei der Behandlung von Herzinsuffizienz, sondern auch als vorbeugende Therapie bei Krebspatienten, die Behandlungen erhalten, die mit schweren kardiovaskulären Nebenwirkungen verbunden sind.“

Die von der Europäischen Kommission (ERC-CoG 819775), dem spanischen Ministerium für Wissenschaft, Innovation und Universitäten sowie der Regionalregierung von Madrid finanzierte Studie ebnet den Weg für neue klinische Studien zu besonders gefährdeten Patienten.