Studie: Antigen-Schnelltests erkennen nur zwei von drei SARS-CoV-2-Ansteckungen26. August 2021 Michael Nagler, Leitender Arzt, Universitätsinstitut für Klinische Chemie, Inselspital, Universitätsspital Bern (Foto: © Insel Gruppe AG) Schweizer Forschende schlussfolgern aus einer aktuellen Studie, dass Antigen-Schnelltests nur bedingt geeignet sind, um eine SARS-CoV-2 Infektion zuverlässig auszuschließen. Das Forschungsteam aus dem Universitären Notfallzentrum, der Universitätsklinik für Infektiologie und des Universitätsinstitutes für Klinische Chemie des Universitätsspitals Bern sowie dem Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern hat deshalb nach eigenen Angaben erstmals einen systematischen Vergleich von PCR- und Antigen-Schnelltests unter realen Bedingungen im Institut für Infektionskrankheiten vorgenommen. Insgesamt fand der PCR-Test 141 infizierte Personen (9,6%) in der Stichprobe von 1465 Tests. Der Antigen-Schnelltest stellte lediglich 95 Infektionen (6,4%) fest, das heißt, von drei PCR-positiven Personen wurden nur zwei mit dem Antigen-Schnelltest identifiziert. Noch deutlicher war der Fehler bei symptomfreien Personen: Lediglich 44 Prozent der PCR-positiven Personen konnten ermittelt werden. Die Resultate der Studie weichen damit laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern erheblich von den Herstellerangaben ab. Systematischer Vergleich der beiden Methoden Die Berner Studie wendete strenge Maßstäbe an: Die Entnahme wurde von Fachleuten am Inselspital durchgeführt, die eine spezielle Ausbildung in der Handhabung der Tests hatten. Als Antigen-Schnelltest wurde ein Produkt mit bekannt guter Qualität verwendet. Die Tests wurden parallel für die PCR-Bestimmung und die Antigen-Schnelltests im Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern durchgeführt. In der Praxis sei davon auszugehen, dass bei der Probeentnahme eher schlechtere Werte erzielt würden, so die Forschenden. Aktuell würden in der Schweiz geschätzte 130.000 Schnelltests pro Woche durchgeführt. Bei etwa 18 Prozent positiven Resultaten würden 23.400 korrekt als positiv identifiziert, 12.400 Personen aber nicht. „Diese 12.400 Personen fühlen sich sicher, da sie ja negativ getestet sind, und besuchen Familienfeiern, Konzerte und Fußballspiele. Potenziell besteht somit das Risiko, dass Antigentests die Pandemie verstärken anstatt sie zu bremsen“, erklärt Studienleiter Prof. Michael Nagler. „Aus mikrobiologisch-infektiologischer Sicht lässt sich feststellen, dass Antigen-Tests bei hoher Viruslast besser funktionieren als bei tiefer Viruslast. Die Infektiosität einer Person mit einer tiefen Viruslast ist sicherlich geringer als bei einer Person mit einer hohen Viruslast“, sagt Franziska Suter-Riniker vom Institut für Infektionskrankheiten der Universität Bern, Ko-Erstautorin der Studie. „Hoch infektiöse Personen werden also eher positiv getestet.“ „Die Studie zeigt aber auch, dass Antigen-Schnelltests nur bedingt geeignet sind, um eine SARS-CoV-2 Infektion zuverlässig auszuschließen. Die heute zur Verfügung stehenden Antigen-Schnelltests sollten daher nur mit Vorbehalt im Rahmen der COVID-19-Maßnahmen eingesetzt werden“, gibt Nagler zu bedenken.
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