Studie: Chronische Lärmbelastung könnte Bluthochdruck begünstigen

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Eine Studie aus Bangladesh zeigt, dass chronische Lärmbelastung nicht nur den Blutdruck insgesamt erhöht, sondern dass auch die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck zu leiden, mit jedem Jahr der Lärmbelastung um 10 Prozent steigt.

„Der Mechanismus ist zwar noch nicht gut erforscht, aber man nimmt an, dass die Stressreaktion des Körpers auf chronische Lärmbelastung ein hormonelles Ungleichgewicht verursacht, das allmählich zu einer dauerhaften Erhöhung des Blutdrucks führt“, berichtet Golam Dastageer Prince, Hauptautor der Studie. Die Forschung des Directorate General of Health Serviceser (DGHS) in Bangladesh wurde auf der ACC Asia 2024-Konferenz vorgestellt.

Die Forscher des DGHS untersuchten 289 erwachsene Arbeiter in ausgewählten Webereien im Unterbezirk Araihazar von Narayanganj, Bangladesch, im Zeitraum Januar bis Dezember 2023. Die Teilnehmer füllten in einem persönlichen Gespräch einen Fragebogen aus, der soziodemografische Variablen, Verhaltensweisen, Ernährungsgewohnheiten und die medizinische Familienanamnese umfasste. Blutdruck, Größe, Gewicht und Lärmintensität wurden von den Forschern nach Standardverfahren gemessen.

Die Studienkohorte war überwiegend männlich und verheiratet und im Durchschnitt etwa 34 Jahre alt. Den Forschern zufolge war ein beträchtlicher Anteil der Gruppe Analphabeten. Die durchschnittliche Dauer der Exposition am Arbeitsplatz betrug fast 16 Jahre, wobei die Lärmintensität zwischen 96 und 111 Dezibel lag. In den Vereinigten Staaten hat das National Institute for Occupational Safety and Health die empfohlenen Grenzwerte für die Lärmbelastung am Arbeitsplatz auf durchschnittlich 85 Dezibel an einem achtstündigen Arbeitstag festgelegt. Geräusche bei oder unter 70 Dezibel gelten im Allgemeinen als sicher. Laut Prince trug keiner der Studienteilnehmer eine persönliche Schutzausrüstung für das Gehör.

„Wir hoffen, dass wir das Bewusstsein nicht nur für lärmbedingten Gehörverlust schärfen können, sondern auch für die Auswirkungen von Lärm auf den Blutdruck sowie für das Verhalten und die Einstellung der Arbeitnehmer zur Verwendung persönlicher Schutzausrüstung“, kommentiert Prince.

Ergebnis der Studie

Die Studienpopulation wies eine Bluthochdruckrate von 31,5 Prozent auf, weitere 53,3 Prozent waren prähypertensiv. Die Studie ergab auch eine positive Korrelation zwischen Blutdruck und Dauer der Lärmexposition. Mit jedem Jahr der Lärmexposition stieg die Wahrscheinlichkeit, an Bluthochdruck zu erkranken, um 10 Prozent, selbst nach Berücksichtigung von Alter, Body-Mass-Index und Raucherstatus.

„Da sich die Studie auf Arbeitnehmer konzentrierte, die über lange Zeiträume hinweg einer Lärmbelastung von mehr als 85 Dezibel ausgesetzt waren, könnte jeder Beruf, in dem die Arbeitnehmer einer ähnlichen Belastung ausgesetzt sind, ähnliche Auswirkungen auf den Blutdruck haben“, erläutert Prince.

Einschränkungen der Studie

Jüngste Studien hätten bereits gezeigt, dass das Leben in der Nähe von Lärmbelastung, einschließlich Autobahnen, Zügen und Flugverkehr, Auswirkungen auf die kardiovaskuläre Gesundheit haben kann, betonen die Autoren. Die aktuelle Studie bezieht sich jedoch möglicherweise nicht auf Lärm, der im täglichen Leben auftritt. Die Lärmbelastung in der Nähe des eigenen Zuhauses schwankt in der Regel, während die industrielle Belastung in der Studie aufgrund der Maschinen typischerweise kontinuierlich ist und auf einem konstanten Schallpegel bleibt, betont Prince. „Wir brauchen auf jeden Fall weitere explorative Studien, um mehr Informationen über die möglichen Mechanismen und die langfristigen gesundheitlichen Folgen zu erhalten“, sagt er abschließend.