Studie: Dualer Konsum mit geringerer Wahrscheinlichkeit der Entwöhnung von der Zigarette assoziiert

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Laut einer neuen Untersuchung steigen Personen, die sowohl vapen als auch herkömmliche Zigaretten konsumieren, mit höherer Wahrscheinlichkeit auf ausschließliches Rauchen um.

Die Autoren der Arbeit glauben, dass ihre Forschungsergebnisse darauf hindeuten, dass es Konsumenten möglicherweise nicht hilft mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie nur teilweise auf das Vapen umsteigen und dabei parallel noch herkömmliche Zigaretten rauchen. Die Forschenden um Josef Hamoud vom Institut für Medizinische Statistik der Universitätsmedizin Göttingen hatten eine systematische Literaturdurchsicht und Metaanalyse durchgeführt. Beteiligt an der Arbeit waren neben weiteren Kollegen aus Deutschland auch Wissenschaftler aus den USA und aus Dänemark. „Vaping ist inzwischen unter Heranwachsenden und Erwachsenen weltweit verbreitet“, sagt Hamoud. „Vor dem Hintergrund der extensiven Vermarktung von Vapes als gesündere Alternativen zum herkömmlichen Rauchen haben sie an Popularität bei Menschen gewonnen, die versuchen mit dem Rauchen aufzuhören. Manche verwenden sie zusätzlich zu konventionellen Zigaretten, was sie zu Konsumenten mit ‚dualem Konsum‘ macht. Es gibt immer noch viel, was wir über die langfristigen Effekte des Vapings auf die Gesundheit nicht wissen“, erklärt der Mediziner. „Allerdings haben glaubwürdige Studien bereits besorgniserregende Resultate geliefert, die darauf hindeuten, dass der duale Konsum möglicherweise noch schädlicher ist als das konventionelle Rauchen.“

Auswertung von 16 Studien zu dualem Konsum und anschließender Abstinenz

Die Autoren des Reviews schlossen 16 Studien in ihre Analyse ein. In diesen war untersucht worden, ob „Dual Users“ schließlich mit dem Rauchen aufhörten, auf ausschließliches Vaping umstiegen, am Ende nur noch rauchten oder beim dualen Konsum blieben. In die Auswertung flossen Daten zu 9337 Personen ein, darunter 2432 „Dual Users“.

Als die Wissenschaftler die Personen mit dualem Konsum mit Menschen verglichen, die entweder nur vapten oder rauchten, stellten sie fest, dass die „Dual Users“ mit geringerer Wahrscheinlichkeit ganz auf das Vapen und das Rauchen verzichteten. Über die Zeit betrachtet ergab die Analyse, dass die Mehrheit der Personen mit dualem Konsum irgendwann wieder nur noch Zigaretten rauchten. Der Anteil der „Dual Users“, die sowohl das Vapen als auch das Rauchen sein ließen, lag über einen Betrachtungszeitraum von vier bis acht Monaten bei nur drei Prozent und nach acht bis 16 Monaten bei fünf Prozent. Nach 26 bis 24 Monaten betrug der Anteil derjenigen mit vollständiger Abstinenz 13 Prozent und nach zwei bis vier Jahren 24 Prozent. Die entsprechenden Anteile von Personen, die ausschließlich rauchten, bezifferten die Autoren des Reviews auf sechs Prozent, sieben Prozent beziehungsweise 17 Prozent und 25 Prozent. Für ausschließlich Vaping errechneten die Forschenden entsprechende Anteile von acht Prozent, 19 Prozent, 26 Prozent und 35 Prozent.

Über einen Zeitraum von acht Monaten stiegen 30 Prozent der „Dual Users“ auf den ausschließlichen Konsum herkömmlicher Zigaretten um. Nach acht bis 16 Monaten rauchten 47 Prozent der Personen mit vorher dualem Konsum nur noch Zigaretten. Ihr Anteil lag nach 26 bis 24 Monaten bei 58 Prozent und nach zwei bis vier Jahren bei 55 Prozent.

Über die betrachteten Zeiträume rauchten die meisten „Dual Users“ weiterhin herkömmliche Zigaretten. Kombinierte man diejenigen mit fortgesetztem dualen Konsum mit Personen, die später nur noch rauchten, betrug der Anteil von Zigarettenrauchern zwischen 90 und 63 Prozent.

Als Ausstiegsstrategie nicht empfehlenswert

Die Wissenschaftler heben auch hervor, das über den mittleren Zeitraum (acht bis 16 Monate) 38 Prozent der „Dual Users“ immer noch sowohl Vapes als auch Zigaretten konsumierten. „Dies kann nicht einfach als ‚Übergangsstatus‘ betrachtet werden, sondern vielmehr als Risiko für eine längere duale Exposition“, unterstreicht Hamoud. „Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse gehen wir davon aus, dass sich der duale Konsum als großes Hindernis beim Erreichen einer Zigarettenabstinenz erweisen könnte und dass diese Praxis zur Behandlung einer Nikotinabhängigkeit nicht empfohlen werden sollte. Zudem glauben wir, dass während die langfristigen Auswirkungen von Vapes auf die Gesundheit noch weiter erforscht werden müssen, und dass die duale Exposition gegenüber hohen Mengen an Nikotin und toxischen Substanzen sowohl durch konventionelle Zigaretten als auch Vapes eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellt.“

Weil sie unterschiedliche Studien mit leicht voneinander abweichenden Ansätzen zusammen betrachteten, war es den Autoren des Reviews nicht möglich, die „Dual Users“ in verschiedene Kategorien einzuteilen – wie beispielsweise solche, die hauptsächlich Zigaretten rauchen, aber gelegentlich vapen. Hamoud ergänzt: „Obwohl argumentiert werden könnte, dass starke Raucher von einem dualen Konsum profitieren könnten, indem sie ihren täglichen Zigarettenkonsum reduzieren, erhöht der hohe Nikotingehalt von E-Zigaretten das Risiko für eine anhaltende Nikotinsucht. Gegenstand zukünftiger Untersuchungen muss die weitere Stratifizierung von Personengruppen mit dualem Konsum sein, um die Auswirkungen auf die Gesundheit im Laufe der Zeit zu untersuchen.“

Dr. Filippos Filippidis vom Imperial College London (Großbritannien) ist Vorsitzender des Tobacco Control Committee der European Respiratory Society und erklärt in dieser Funktion: „Wir wissen, dass Vapen weit verbreitet ist und dass Menschen sowohl E-Zigaretten als auch herkömmliche Zigaretten konsumieren – häufig in der Hoffnung, das Rauchen einzuschränken oder diese Gewohnheit ganz aufzugeben. In dieser großen Studie wurde sämtliche verfügbare Evidenz für den dualen Konsum überprüft. Sie zeigte, dass dies für die meisten Menschen kein Sprungbrett zum Aufhören ist. Nikotin in E-Zigaretten macht stark abhängig, daher müssen wir alles tun, um Nichtraucher davon abzuhalten, mit dem Vapen anzufangen. E-Zigaretten können für manche Menschen eine Rolle bei der Raucherentwöhnung spielen, jedoch müssen wir sicherstellen, dass geeignete Unterstützung kostenlos verfügbar ist. Denn es ist klar, dass viele am Ende Doppelkonsumenten werden, was Versuche einer Raucherentwöhnung tatsächlich untergraben kann.“