Studie: Entzündungshemmende Medikamente schützen vor COVID-19

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Patienten mit Immunkrankheiten, die Zytokin-Hemmer einnehmen, zeigen offenbar keine Anzeichen einer SARS-CoV-2-Infektion.

COVID-19 führt zu einer ähnlichen überschießenden Immunreaktion in der Lunge wie Rheuma, Schuppenflechte oder Darmentzündungen in den jeweiligen betroffenen Organen. Ein Forschungsteam der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat nun in einer Studie gezeigt, dass die gegen Autoimmunerkrankungen eingesetzten Zytokin-Hemmer SARS-CoV-2-Infektionen hemmen, bevor die Viren sich im Körper ausbreiten können.

COVID-19 verursacht eine überschießende Immunreaktion, die zu einer Entzündung der Lungenbläschen führt, was wiederum den Gasaustausch in der Lunge empfindlich stört. Diese Entzündungsreaktion wird durch Zytokine ausgelöst, die von den Lungen- und Immunzellen produziert werden. Mehrere dieser Botenstoffe, wie Tumornekrosefaktor alpha (TNFα), Interleukin-6 und Interleukin-1, spielen auch bei Erkrankungen wie Rheuma, Darmentzündung sowie Schuppenflechte eine wesentliche Rolle und werden mit Zytokin-Hemmern behandelt.

Prof. Georg Schett (Lehrstuhl für Innere Medizin III am Universitätsklinikum Erlangen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg), Prof. Michael Sticherling (Lehrstuhl für Haut- und Geschlechtskrankheiten) und Prof. Markus Neurath (Lehrstuhl für Innere Medizin I und Sprecher des Deutschen Zentrums Immuntherapie [DZI])   haben in den vergangenen drei Wochen 1000 Probanden auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 untersucht. Unter den Testpersonen waren Patienten mit Immunerkrankungen, die Zytokin-Hemmer einnehmen, sowie Kontrollpersonen aus dem medizinischen Bereich. Das Ergebnis: Während circa vier Prozent der medizinisch-tätigen und zwei Prozent der nicht medizinisch tätigen Kontrollpersonen Antikörper gegen SARS-CoV-2 nachwiesen, hatte niemand der an Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte leidenden Patienten Antikörper gegen SARS-CoV-2 im Blut. „Es scheint, dass die Zytokin-Hemmer die Infektion mit SARS-COV-2-Viren von Anfang an einschränken, sodass keine Antikörper gebildet werden“, sagt Schett.

Personen mit Rheuma, Darmentzündung oder Schuppenflechte sind somit nicht als Risikogruppe für COVID-19 zu betrachten, sondern dürften aufgrund ihrer Therapie vor der Krankheit geschützt sein, heißt es in einer Mitteilung der Universität Erlangen-Nürnberg. Derzeit sind Zytokin-Hemmer, die bei Immunkrankheiten eingesetzt werden, in Erprobung zur Behandlung von Patienten mit COVID-19. Die Ähnlichkeiten der molekularen Mechanismen von COVID-19 und chronischen Entzündungen hat das Forschungsteam bereits im Fachjournal „Nature Review Immunology“ beschrieben.