Studie: Gefühl sozialer Isolation hat Einfluss auf die Antikörperantwort nach COVID-19-Impfung

Foto: © Maridav/stock.adobe.com

Eine Studie aus Irland zeigt, dass ein geringer sozialer Zusammenhalt im näheren Umfeld und sozialer Stress Faktoren für ein vermindertes Ansprechen auf die Impfung ist.

Wie die Studienautoren in „Brain, Behaviour and Immunity“ darlegen, führte ein empfundener geringerer Zusammenhalt auch zu einem stärkeren Gefühl der Einsamkeit, was laut den Forschenden einen weiteren Faktor bei der Minderung des Ansprechens auf COVID-19-Impstoffe darstellte.

Als sozialen Zusammenhalt bezeichnen die Wissenschaftler das Ausmaß sozialer Verbundenheit und Solidarität zwischen verschiedenen Gruppen innerhalb einer Gesellschaft, was den Grad von Vertrauen und Verbundenheit sowohl zwischen einzelnen Personen als auch in der Gruppe einschließt. Laut Prof. Stephen Gallagher von der Universität Limerick, Hauptautor der Studie, stellte ein geringer sozialer Zusammenhalt einen sozialen Stressor dar. „Wir wissen schon lange, dass diese psychosozialen Stressoren einen negativen Effekt auf die Immunität im Allgemeinen, aber auch auf die Antikörperantwort nach einer Impfung haben können. Das haben wir in der Vergangenheit schon gezeigt. Deshalb erschien es uns sinnvoll, die Antikörperantwort nach COVID-19-Impfungen zu untersuchen.“

Die Arbeitsgruppe verwendete für ihre Studie Daten von mehr als 600 Personen, die im März 2021 an der britischen „Understanding Society COVID-19 Antibody Study“ teilgenommen hatten. Die Autoren der aktuellen Arbeit untersuchten, ob Faktoren wie sozialer Zusammenhalt und Einsamkeit einen negativen Einfluss auf die Antikörperantwort nach COVID-19-Impfung hatten. Sie stellten fest, dass ein geringerer sozialer Zusammenhalt ein vermindertes Ansprechen auf eine einzelne COVID-19-Impfung vorhersagte. Personen, die sich mit ihrer nächsten Umgebung („neighbourhood“) weniger verbunden fühlten, weniger Vertrauen in ihre Nachbarn hatten, sich von diesen weniger unterstützt oder sich ihnen weniger gleich fühlten und weniger Antikörper bildeten als Personen, die über einen starken sozialen Zusammenhalt in ihrer Umgebung berichteten. Zudem gaben diejenigen, die einen geringeren sozialen Zusammenhalt in ihrem Umfeld empfanden, mit höherer Wahrscheinlichkeit an, dass sie sich einsamer fühlten – was wiederum ihre Antikörperantwort minderte.

Laut Prof. Orla Muldoon, Co-Autorin der Studie, unterstreichen diese Erkenntnisse noch einmal, wie relevant öffentliches Vertrauen und sozialer Zusammenhalt für den Erfolg der Reaktionen auf die Pandemie sind. „Öffentliches Vertrauen und Vertrauen in das nähere Umfeld, sozialer Zusammenhalt sind während der Pandemie ins Blickfeld geraten. So war das Empfinden, dass wir alle gemeinsam betroffen sind, während der ersten Lockdowns ein oft wiederholtes Mantra. In Großbritannien wurde für Beschäftigte im Gesundheitswesen geklatscht, in Italien von den Balkonen gesungen, in Dublin wurde in den Wohnungen Bingo gespielt – all das stärkte den sozialen Zusammenhalt und das öffentliche Vetrauen.“ Muldoon fährt fort: „Dieses Empfinden eines sozialen Zusammenhalts und des Vetrauens währten aber nur kurz – britische Forschende sprechen dabei vom ‚Dominic-Cummings-Effekt‘. Cummings hatte während seiner Tätigkeit als politischer Berater des britischen Premiers Boris Johnson während eines strikten Lockdowns im März 2020 mindestens eine längere Inlandreise unternommen. Daran nahmen auch an COVID-19 erkrankte Familienmitglieder teil. Das führte zu einem massiven Verlust des Vertrauens der Öffentlichkeit in die Regierung, was sogar in einer Studie untersucht wurde. „Auch in den USA wurde zu dieser Zeit ähnliche Vertrauensverluste beobachtet“, ergänzt Muldoon. Parallel dazu brachten die Lockdowns soziale Risiken mit sich, wie ein geringeres Maß an sozialer Interaktion und ein höheres Risiko für Isolation.“

„Neben den Ergebnissen dieser Studie, die ihre Rolle bei Antikörperreaktionen zeigen, hat sich auch gezeigt, dass Vertrauen und Zusammenhalt die Einhaltung von Richtlinien für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Gesundheit und die Bereitschaft zu Impfungen fördern“, erklärt Muldoon.

Dr. Siobhán Howard, eine Mitautorin der Studie, fügt hinzu, dass Einsamkeit ein „gut etablierter Risikofaktor für eine Reihe von Erkrankungen ist, wobei wahrscheinlich eine Immunsuppression ein zugrunde liegender Mechanismus ist. Somit mehrt diese Studie die zunehmenden Hinweise, die Einsamkeit mit schlechter Gesundheit in Verbindung bringen.“