Studie: Lungenrundherde bei einem hohen Prozentsatz von Nichtrauchern zu finden

Repräsentative Niedrigdosis-CT-Bilder des Thorax zeigen Lungenrundherde (Pfeile). (A) Ein solider Lungenrundherd, 82 mm3, bei einem 77-jährigen männlichen Teilnehmer. (B) Ein klinisch relevanter Rundherd, 174 mm3, bei einer 55-jährigen Teilnehmerin. (C) Ein behandlungsbedürftiger Rundherd, 422 mm3, bei einer 79-jährigen Frau. (D) Ein typischer perifissuraler Rundherd, 183 mm3, bei einem 46-jährigen Mann. (Abbildung: © Radiological Society of North America)

In einer neuen Studie mit mehr als 10.000 Nichtrauchern haben die Autoren bei gut elf Prozent der Teilnehmenden mit traditionell geringem Risiko klinisch relevanter Rundherde entdeckt.

Lungenrundherde sind häufige Zufallsbefunde bei der Computertomographie (CT) des Thorax und stellen in Hochrisikogruppen eher ein Anzeichen für Lungenkrebs im Frühstadium dar. Da die meisten bisherigen Untersuchungen zur Prävalenz und Größe von Lungenrundherden in der Regel aus Studien zum Lungenkrebs-Screening bei Rauchern mit starkem Tabakkonsum stammen, basieren Empfehlungen zur Behandlung von Rundherden meist auf dieser Patientengruppe. Daher, so erklärt die Radiological Society of North America in ihrer aktuellen Mitteilung, könnten ihre aktuellen Leitlinien zur Nachsorge entdeckter Rundherde – die sich größtenteils auf Hochrisikopatientengruppen beziehen – zu vielen unnötigen Nachsorgeuntersuchungen bei Personen mit geringem Risiko und zufällig entdeckten Rundherden führen.

Prof. Rozemarijn Vliegenthart, Radiologin und Professorin für kardiothorakale Bildgebung am Universitätsklinikum Groningen (Niederlande) und Seniorautorin der Studie erklärt: „Diese Studie ist bahnbrechend, da sie die erste umfassende Analyse der Prävalenz und Größenverteilung von soliden Lungenrundherden in einer bevölkerungsbasierten nordeuropäischen Nichtraucherkohorte liefert. Im Gegensatz zu früheren Studien, die sich hauptsächlich auf Hochrisikokohorten, die an einem Lungenkrebs-Screening teilnahmen, oder asiatische Kohorten konzentrierten, liefert diese Forschungsarbeit grundlegende Daten für die allgemeine Nichtraucherbevölkerung in Nordeuropa.“

An der Studie nahmen 10.431 Nichtraucher oder ehemalige Raucher im Alter von 45 Jahren und älter aus der ImaLife-Studie (Imaging in LifeLines) teil. Dabei handelt es sich um die erste bevölkerungsbasierte Bildgebungsstudie, die die Referenzwerte von Bildgebungs-Biomarkern für frühe Stadien von koronarer Herzkrankheit, Lungenkrebs und Chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) in einer Allgemeinbevölkerung von überwiegend Nichtrauchern ermitteln sollte.

Von den Teilnehmern der aktuellen Studie waren 56,6 Prozent Frauen (medianes Alter 60,4 Jahre), 46,1 Prozent waren Nichtraucher und 53,9 Prozent ehemalige Raucher. „Durch die Einbeziehung einer großen Kohorte nichtrauchender Männer und Frauen im Alter von 45 Jahren und älter bietet diese Studie Einblicke in die Prävalenz und Merkmale von Lungenrundherden in einer Bevölkerungsgruppe, die bisher nicht untersucht wurde“, erläutert Vliegenthart.

Die Teilnehmer unterzogen sich einer Niedrigdosis-CT-Untersuchung, die von sieben speziell geschulten Untersuchern auf das Vorhandensein und die Größe solider Lungenrundherde hin ausgewertet wurden. Neben der Häufigkeit und Größe der Lungenrundherde dokumentierten sie auch klinisch relevante und behandlungsbedürftige Rundherde. Bei 4377 (42,0%) der Studienteilnehmer (47,5% der Männer; 37,7% der Frauen) wurde mindestens ein Lungenrundherd gefunden. Die Häufigkeit von Lungenrundherden nahm mit dem Alter zu. Klinisch relevante Rundherde (Größe 6-8 mm) waren bei 11,1% der Probanden zu beobachten, wobei die Häufigkeit ebenfalls mit dem Alter zunahm. Männer wiesen häufiger Lungenrundherde auf als Frauen und ebenso häufiger mehrere.

„Unsere Studie ergab, dass bei 11,1 Prozent einer Kohorte von Nichtrauchern, bei denen man traditionell von einem geringen Risiko ausgeht, klinisch relevante Rundherde vorhanden waren“, fasst Vliegenthart zusammen. „Das ist ein höherer Anteil, als wir erwartet hatten, und sogar ähnlich der Häufigkeit, die für Hochrisikopopulationen von Rauchern angegeben wird.“

In den vergangenen Jahren sei der Anteil der Raucher in der westlichen Bevölkerung aufgrund des Erfolges von Raucherentwöhnungsprogrammen zurückgegangen, unterstreicht Vliegenthart. „Dieser Wandel macht unsere Studie, die grundlegende und umfassende Daten zu Lungenrundherden bei Nichtrauchern liefert, noch wichtiger. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass diese zufällig entdeckten Rundherde angesichts der zunehmenden Anzahl von Thorax-CT-Scans im Kontext verschiedener klinischer Indikationen die Anzahl der Folge-Scans und -untersuchungen erhöhen werden, wenn die aktuellen Leitlinien zur Nachbeobachtung von Rundherden angewendet werden. Da die Patienten in der LifeLines-Kohorte über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, können wir mehr Daten sammeln, um festzustellen, ob eine Patientenpopulation mit geringerem Risiko möglicherweise eine anders nachbeobachtet werden muss.“ Vliegenthart fährt fort: „Wir wissen, dass die Inzidenz von Lungenkrebs in dieser Population (LifeLines-Kohorte) sehr gering (0,3%) ist, was darauf hindeutet, dass die meisten klinisch relevanten und sogar behandlungsbedürftigen Rundherde in einer Nichtraucherkohorte gutartig sind. Zukünftige Daten zur Lungenkrebsdiagnose bei ImaLife-Teilnehmern mit klinisch relevanten und behandelbaren Rundherden können dazu beitragen, die Empfehlungen zur Rundherdbehandlung bei Personen mit geringem Risiko zu optimieren.“