Studie mit Organtransplantierten: RSV-Impfung wirkt auch bei immungeschwächten Menschen sehr gut

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Das respiratorische Synzytialvirus (RSV) kann insbesondere für Neugeborene, ältere Menschen und solche mit geschwächtem Immunsystem gefährlich werden. Für Letztere ‒ unter anderem Organtransplantierte ‒ gab es bislang keine verlässlichen Daten dazu, ob und wie eine Impfung gegen RSV wirkt.

Diese Forschungslücke haben Wissenschaftler der Universität des Saarlandes nun schließen können. Ihre Studie wurde im „American Journal of Transplantation“ veröffentlicht.

„Die Impfung, die erst vor einer Saison zugelassen wurde, wird von der Ständigen Impfkommission für gesunde Menschen ab 75 Jahren empfohlen, für Menschen mit schweren Grunderkrankungen wie beispielsweise geschwächtem Immunsystem ab 60 Jahren“, erklärt Martina Sester, Professorin für Transplantations- und Infektionsimmunologie an der Universität des Saarlandes. Die meisten Erwachsenen hätten bereits mindestens eine Infektion in ihrem Leben durchgemacht, und eine Impfung in fortgeschrittenem Alter helfe dem Immunsystem dabei, die Abwehrkräfte gegen das Virus nochmals zu verstärken.

„Aber insbesondere bei denjenigen, die den Schutz am dringendsten benötigen, den Immungeschwächten, gab es bisher keine verlässlichen Daten zur Schutzwirkung der Impfung“, erläutert Sester weiter. Es liegt zwar nahe, dass auch Menschen mit geschwächtem Immunsystem, etwa nach einer Organtransplantation oder aufgrund einer chronischen Erkrankung, von der Impfung profitieren, aber genaue Kenntnisse hatte man bisher nicht.

Vergleich der Wirkung eines Impfstoffes bei Personen mit und ohne Immunsuppression

Gemeinsam mit ihrer Doktorandin Saskia Bronder und weiteren Kollegen aus dem Homburger Transplantationszentrum hat Sester daher erforscht, wie eine Impfung bei immungeschwächten Personen wirkt und wie sie darauf reagieren.

Neben einer Kontrollgruppe mit intaktem Immunsystem (52 Personen) untersuchten sie zusammen mit der Arbeitsgruppe die Wirksamkeit und Verträglichkeit eines gängigen Impfstoffes an immunsupprimierten Personen nach Nieren- (46 Personen) beziehungsweise Lungentransplantation (30 Personen) sowie solchen, die an einer chronischen Nierenkrankheit litten (19 Personen).

Zunahme von CD4-T-Zellen nach der Impfung

Saskia Bronder (Foto: © Universität des Saarlandes/Thorsten Mohr)

„Die Studienteilnehmer hatten bereits vor der Impfung eine messbare Basisimmunität“, berichtet Bronder. Dies liege daran, dass alle Menschen im Laufe ihres Lebens bereits mit RSV in Kontakt gekommen seien. Nach der Impfung beobachteten die Forschenden insbesondere einen Anstieg der CD4-T-Zellen bei den geimpften Personen. Auch die Zahl der Antikörper gegen ein Protein, mit dem das Virus an eine Zelle andockt, war nach der Impfung im Vergleich zur Kontrollgruppe bei allen Gruppen fast doppelt so hoch.

Die Nebenwirkungen fielen dabei nach Auskunft der Wissenschaft sehr moderat aus. Am häufigsten berichteten die Patienten über leichte Schmerzen um die Einstichstelle herum. Schwerwiegendere Komplikationen traten nicht auf.

„Zusammenfassend konnten wir feststellen, dass eine Impfung gegen das RS-Virus auch bei der besonders gefährdeten Gruppe von immungeschwächten Personen eine sehr gute Immunantwort auslöst, und das bei einer sehr hohen Verträglichkeit“, fasst Sester die Ergebnisse zusammen.