Studie: Niedrige Lipoprotein(a)-Werte führen nicht zu Typ-2-Diabetes10. September 2024 Foto: © PRO-Balance-1/stock.adobe.com Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass ‒ anders, als es in einigen Studien in der Vergangenheit dargestellt wurde ‒ niedrige Lipoprotein(a)-Werte keine Ursache für Typ-2-Diabetes sind. Basierend auf früheren Analysen existiert die Befürchtung, Medikamente zur Senkung von Lipoprotein (a) (Lp(a)) könnten das Diabetesrisiko von Patienten erhöhen. Dass es sich hierbei wohl um einen Trugschluss handelt, deuten Daten an, die von Prof. Tadeusz Osadnik von der Medizinischen Universität Schlesien in Katowice, Polen, auf der diesjährigen Tagung der European Society of Cardiology (ESC Congress 2024) vorgestellt und in der Fachzeitschrift „Cardiovascular Diabetology“ veröffentlicht wurden. In der Studie konnten die Forscher mithilfe der Mendelschen Randomisierung (MR) zeigen, dass eine Hyperinsulinämie die beobachtete Verringerung des Lp(a) verursachen. Osadnik erklärte auf dem Kongress: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine durch Insulinresistenz ausgelöste Hyperinsulinämie die umgekehrte Beziehung zwischen niedrigen Lp(a)-Konzentrationen und einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes teilweise erklären kann. Sie zeigen, dass körpereigenes Insulin eine leichte Tendenz zur Senkung der Lp(a)-Konzentration hat.“ Verlauf der Untersuchungen Osadnik und Prof. Maciej Banach von der Universität Lodz, Polen, veröffentlichten Anfang dieses Jahres eine Studie, in der sie mithilfe der MR nachweisen konnten, dass es keinen Zusammenhang zwischen genetisch vorherbestimmten Lp(a)-Konzentrationen und dem Auftreten von Typ-2-Diabetes gibt. Sie wollten jedoch weitere Untersuchungen durchführen, da es einige Hinweise darauf gab, dass andere Faktoren eine Rolle spielen könnten. Die Forscher nutzten Informationen aus der UK Biobank, um Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs), zu identifizieren, die stark mit dem Nüchterninsulinspiegel assoziiert sind. Sie führten mehrere statistische Analysen durch, um die Beziehung zwischen den SNPs und dem Nüchterninsulin zu verstehen. Banach, der ebenfalls am ESC-Kongress teilnahm, berichtet: „Unsere Analysen zeigen, dass höhere genetisch vorhergesagte Nüchterninsulinspiegel eine Abnahme der Lp(a)-Konzentration bewirken, und es gibt keinen Hinweis auf eine reverse Kausalität, bei der es umgekehrt wäre.“ Er ergänzt: „Die Frage ist nun, ob diese Beobachtungen eine wichtige klinische Relevanz haben könnten. Erstens können wir bestätigen, dass es einen Zusammenhang zwischen Lp(a) und Diabetes gibt, aber es ist unwahrscheinlich, dass Lp(a) ein Risikofaktor für die Entwicklung von Diabetes ist, unabhängig von bereits bestehender Hyperinsulinämie und Insulinresistenz. Zweitens lässt sich der beobachtete Zusammenhang zwischen niedrigem Lp(a) und Diabetesrisiko möglicherweise nicht auf mögliche nachteilige Auswirkungen von Therapien übertragen, die den Lp(a)-Spiegel senken. Um dies weiter zu untersuchen, sind weitere Forschungsarbeiten erforderlich.“ Senkung von erhöhtem Lp(a) Osadnik verdeutlicht: „Obwohl Therapien zur Verringerung der Insulinresistenz, hoher Insulinspiegel im Blut und hoher Blutzuckerspiegel das Lp(a) erhöhen können, ist es fast sicher, dass ihre kardiometabolischen Vorteile das erhöhte kardiovaskuläre Risiko durch einen Anstieg des Lp(a) überwiegen. Dies wird durch die Tatsache belegt, dass eine gute Kontrolle des Blutzuckerspiegels das Überleben der Patienten verbessert. Da erhöhtes Lp(a) ein unabhängiger und zusätzlicher Risikofaktor für die Ergebnisse von Patienten mit koronarer Herzkrankheit, mit und ohne Diabetes, ist, sollten wir unser Bestes tun, um erhöhtes Lp(a) zu senken.“ Die Studie zeige auch deutlich, dass die Fälle komplex sein können und die Betroffenen oft gleichzeitig auch noch andere Risikofaktoren und Erkrankungen haben, betonte Banach. „Wir sollten immer einen ganzheitlichen Ansatz für ihre Gesundheit wählen und auch all diese anderen Faktoren berücksichtigen. Wir sollten uns nicht nur auf das Lp(a), den Cholesterinspiegel oder Diabetes konzentrieren, sondern versuchen, alle anderen kardiovaskulären Risikofaktoren zu ermitteln. Wir müssen den Patienten als Ganzes betrachten; nur so können wir Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei unseren Patienten wirksam reduzieren.“ Einschränkungen der Studie Die Forscher betonen, dass die Studie einige Einschränkungen hatte: Sie stützte sich auf zusammengefasste Daten aus der UK Biobank, so dass es nicht möglich war, den Einfluss nichtgenetischer Faktoren zu analysieren, die den Lp(a)-Wert beeinflussen könnten, wie zum Beispiel Geschlecht, Hormone oder Ernährung. Es könnte zu Verzerrungen gekommen sein, weil Patienten mit Diabetes einbezogen wurden. Außerdem stammten die Daten von Menschen europäischer Herkunft, sodass es nicht möglich ist, die Ergebnisse zu verallgemeinern. Und Insulin- und Blutzuckerspiegel sind komplex und miteinander verbunden, sodass weitere Forschung erforderlich ist, um zu verstehen, ob indirekte Auswirkungen von Insulin auf den Lp(a)-Wert bestehen.
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