Studie untersucht Antikörpertherapie für Tetraplegiker

Forscher aus der Schweiz und Heidelberg untersuchen die Wirksamkeit einer Antikörpertherapie bei Verletzungen des Halsmarks. (Foto: © opone Nawoot – stock.adobe.com)

Eine neue Therapie mit Antikörpern gibt Grund zur Hoffnung für Patientinnen und Patienten mit einer akuten Verletzung des Rückenmarks.

Die Erholung von Verletzungen des Rückenmarks ist leider sehr begrenzt, und aktuell gibt es keine wirksame medikamentöse Therapie des verletzten Rückenmarks. Bis heute ist die Rehabilitation immer noch die effektivste Behandlung für Patientinnen und Patienten mit einer Querschnittlähmung. Neue Medikamente mit Antikörpern könnten den Durchbruch bedeuten und die erste wirkliche Therapie für verletzte Nerven des Rückenmarks ermöglichen.

Zum ersten Mal scheint es möglich, dass die Erholung von Nervenfunktionen mit einem Medikament verbessert werden kann und sich Patientinnen und Patienten auch besser erholen können. Mit den neuen Antikörpern lässt sich ein körpereigener Hemmstoff (Nogo-A-Protein) im Menschen ausschalten. Nogo-A verhindert das Wachstum und die Regeneration von Nervenfasern. Die Therapie zielt darauf ab, Regeneration und Plastizität der Nervenfasern zu verbessern, so dass sie sich wieder verbinden können. Damit sollen sich die motorischen und sensorischen Nervenfunktionen und die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten deutlich verbessern.

Diese Antikörper-Therapie wird aktuell in einer breit angelegten europaweiten Studie (Nogo Inhibition in Spinal Cord Injury, NISCI) getestet, die Curt koordiniert. Die NISCI-Studie soll zeigen, ob mithilfe einer Antikörpertherapie die Körperfunktionen sowie die Lebensqualität von querschnittgelähmten Patienten verbessert werden kann.

In vorherigen Untersuchungen konnte bestätigt werden, dass die Behandlung sicher, erfolgsversprechend und gut verträglich ist. In der jetzt laufenden zweiten Phase wird 132 Patienten der im Labor entwickelte Antikörper oder ein Placebo injiziert. An der Studie können Patienten teilnehmen, die innerhalb der letzten 28 Tage eine Verletzung des Halsmarks erlitten haben.

Noch kann eine Querschnittlähmung nicht geheilt werden. Das Ziel der Behandlung ist jedoch, dass „Nerven wieder, zumindest im eingeschränkten Maße, spontan aussprossen und damit die neurologischen Beeinträchtigungen geringer ausfallen”, erklärte Prof. Norbert Weidner, Ärztlicher Direktor der Klinik für Paraplegiologie – Querschnittzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg, der die NISCI-Studie gemeinsam mit Curt durchführt.