Studie vergleicht Bewegungsverhalten in Berlin und Singapur23. Juli 2025 Bild (KI-generiert): Татьяна Евдокимова -stock.adobe.com Ein internationales Forschungsteam hat das Bewegungsverhalten von Studienteilnehmenden aus Berliner Innenstadtbezirken und Singapur unter die Lupe genommen: Aktiver waren die Teilnehmenden aus Singapur. Die Studie soll helfen, Risikogruppen besser zu erkennen, und die Entwicklung von Bewegungsstrategien in Städten zu unterstützen. Körperliche Aktivität senkt nachweislich das Risiko für Krankheiten. Weltweit erreicht dennoch rund ein Drittel der Erwachsenen nicht die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Mindestwerte für die tägliche Bewegung. Eine aktuelle Studie hat die Aktivitätslevel von 1195 Personen in Singapur und 2060 Personen aus Berliner Innenstadtbezirken verglichen. In die Analysen des Forschungsteams flossen gemessene und selbstberichtete Informationen der Teilnehmenden der NAKO Gesundheitsstudie und den Singapore Population Health Studies ein. Bewegungssensor am Hüftgurt Gemessene Daten zur körperlichen Aktivität lieferte ein Akzelerometer. Die Teilnehmenden trugen den Bewegungssensor für eine Woche an einem Hüftgurt. Die Aktivität wurde in verschiedene Kategorien eingeteilt: inaktiv, leicht sowie moderat bis intensiv. „Bei Inaktivität handelt sich in der Regel um sitzende oder ruhende Positionen, aber keine Schlafenszeiten; leichte Bewegung entsteht bei Alltagstätigkeiten und moderate bis intensive Bewegung beschreibt Aktivitäten, bei denen man ins Schwitzen kommt, z.B. beim Joggen“, erklärt Privatdozentin Dr. Lilian Krist vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Leiterin des NAKO-Studienzentrums Berlin-Mitte. Zusätzlich berücksichtigten die Forschenden weitere Informationen der Studienteilnehmenden zu Lebensstil, Körpermaßen, Alter, Bildungsstand und chronischen Erkrankungen. Menschen in Singapur aktiver Die Analyse zeigte, dass die Teilnehmenden aus Singapur sich täglich 14 Minuten mehr moderat bis intensiv bewegten und über 60 Minuten mehr leicht körperlich aktiv waren als die Berlinerinnen und Berliner. Verglich man die inaktiven Zeiten, dann waren die Teilnehmenden in Singapur 80 Minuten weniger inaktiv als die Berliner. Selbst wenn soziodemografische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand oder Body-Mass-Index berücksichtigt wurden, blieben die Unterschiede zwischen den Städten für die drei Aktivitätslevel bestehen. Die Forschenden richteten die Aufmerksamkeit außerdem auf einzelne soziodemografische Faktoren. „Männer in Singapur waren aktiver als Frauen in allen drei Bewegungsintensitäten, während es unter den Berliner Teilnehmenden keinen solchen Unterschied zwischen den Geschlechtern gab. Unter den Berliner Teilnehmenden war moderate bis intensive Aktivität mit niedrigerem Alter, Berufstätigkeit, Normalgewicht und Nichtrauchen assoziiert“, berichtet Krist. „Wir identifizierten zudem verschiedene Risikogruppen mit geringerer Aktivität in beiden Städten. So bewegten sich etwa Übergewichtige und adipöse Menschen, Arbeitslose und Ältere tendenziell weniger. In Berlin war zudem der Bildungsstand, mit einem niedrigeren Aktivitätsniveau verknüpft und die jüngste Altersgruppe zwischen 20 und 34 Jahren zeigte die wenigste leichte Aktivität.“ Denkanstöße für die Gesundheitspolitik Die höheren Aktivitätswerte in Singapur könnten möglicherweise mit einer gezielteren Gesundheitspolitik zusammenhängen, diskutieren die Forschenden. Darüber hinaus unterscheiden sich die klimatischen Bedingungen und die stadtplanerischen Konzepte der beiden Städte deutlich voneinander. „Körperliche Aktivität ist einer der wichtigsten Faktoren, für eine gesunde Bevölkerung. Eine effektive Gesundheitspolitik sollte daher Maßnahmen auch zur Bewegungsförderung umfassen. Das Beispiel Singapur zeigt, dass Programme wie die, seit 2015 laufende National Steps Challenge, dazu beitragen können, die Bevölkerung zu mehr Bewegung zu motivieren. Eine langfristige und umfassende Planung von Parks und Grünflächen hat zudem in Singapur dazu beigetragen, die Infrastruktur für körperliche Aktivität zu verbessern“, sagt Prof. Falk Müller-Riemenschneider, von der Saw Swee Hock School of Public Health der National University of Singapore. Die aktuelle Studie weist auch Einschränkungen auf, darunter Unterschiede im Trageprotokoll des Beschleunigungsmessers zwischen den beiden Studien. Zudem sind die beschriebenen Korrelationen nicht geeignet, kausale Zusammenhänge zu identifizieren. Die Studienergebnisse liefern dennoch wichtige Grundlagen für weiterführende Studien und richten den Blick auf Lösungen anderer Länder zur Förderung von körperlicher Aktivität.
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