Studie: Warum manche Lungenkrebstherapien nicht mehr wirken – und mögliche Lösungen

An dem als „molekulare Wippe“ bezeichneten Mechanismus, der zur Entstehung einer Therapieresistenz bei Lungenkrebs beiträgt, sind zwei Proteine in Krebszellen beteiligt: AXL und FN14. (Foto: © pixeltrap/stock.adobe.com)

US-Forscher haben einen bisher unbekannten Mechanismus hinter der Arzneimittelresistenz bei bestimmten Lungenkrebsarten entdeckt. Mit dieser Erkenntnis kommt die Hoffnung auf wirksamere Therapien.

Die grundlegende Entdeckung der Wissenschaftler von der University of Missouri könnte dazu beitragen, eines der größten Probleme in der Behandlung von Lungenkrebs zu lösen: warum manche Lungenkrebspatienten zunächst auf eine medikamentöse Behandlung ansprechen, die Therapie aber 18 Monate später nicht mehr wirkt.

Blockade der Proteine AXL und FN14

Das Team unter der Leitung von Dhananjay Suresh, Anandhi Upendran und Raghuraman Kannan an der Mizzou School of Medicine ist auf einen Mechanismus gestoßen, den sie als „molekulare Wippe“ bezeichnen. Daran sind den Wissenschaftlern zufolge zwei Proteine in Krebszellen beteiligt – AXL und FN14. Blockierten die Forschenden eines der Proteine, um die Krebserkrankung zu stoppen, übernahm das andere und half dem Tumor, zu überleben.

Zunächst hatte man vermutet, dass die Blockade eines einzigen Proteins – AXL – die Lösung für dieses Problem darstellen könnte. Im Jahr 2019 entwickelte Suresh, damals Doktorand an der Mizzou School of Medicine, eine Therapie, die sich darauf konzentrierte – doch der Tumor wuchs trotzdem weiter. Nun haben Suresh, inzwischen Assistenzprofessor für Radiologie an der Mizzou School of Medicine, und seine Kollegen eine neue Lösung entwickelt: ein gelatinebasiertes Nanopartikel, das beide Proteine gleichzeitig blockieren kann.

Die Forschenden Dhananjay Suresh, Anandhi Upendran und Raghuraman Kannan (v.l.n.r.) von der University of Missouri School of Medicine. (Foto: © Abbie Lankitus/University of Missouri)

Die bisherigen Ergebnisse bezeichnen die Wissenschaftler als vielversprechend: Diese Nanopartikel transportieren das Medikament direkt zum Tumor. In ersten Untersuchungen an Mäusen reagierten die Tumoren auch tatsächlich auf die duale Zieltherapie.

„Wenn wir beide Seiten der Wippe stoppen können, wären wir möglicherweise endlich in der Lage, die Wirksamkeit dieser Medikamente zu erhalten“, erklärt Kannan, Inhaber des Michael J. und Sharon R. Bukstein-Lehrstuhls für Krebsforschung. „Unsere Studie zeigt, dass der Tumor erfolgreich auf die Behandlung anspricht. Diese Ergebnisse bilden daher eine solide Grundlage für weitere Untersuchungen.“

Forschung, um dem Krebs immer einen Schritt voraus zu sein

Kannans Forschung erscheint als besonders wichtig für eine Untergruppe von Patienten, deren Tumor eine Mutation in einem Gen aufweist, die in etwa einem Viertel der Fälle vorhanden ist. Während diese Patienten zunächst gut auf Tyrosinkinase-Inhibitoren ansprechen, können sich die Tumoren anpassen: „Der Tumor entwickelt intelligente Mechanismen, um der Behandlung zu widerstehen und trotz fortgesetzter medikamentöser Therapie weiterzuwachsen“, erläutert Kannan. Obwohl die gegen zwei Ziele gerichtete Therapie des Mizzou-Teams noch nicht bereit für den klinischen Einsatz ist, stellt sie nach Auffassung der Beteiligten einen wichtigen Fortschritt im Verständnis der Entstehung von Arzneimittelresistenzen und deren Bekämpfung dar. In weiteren Studien soll untersucht werden, ob dieser molekulare Wippeffekt auch bei anderen Proteinarten auftritt, so Upendran. „Dies trägt dazu bei, eine große Lücke in unserem Verständnis von Arzneimittelresistenzen zu schließen“, unterstreicht Kannan. „Es eröffnet uns einen neuen Weg – und neue Hoffnung, dass Lungenkrebs zu einer beherrschbaren, chronischen Krankheit werden kann, anstatt lebensbedrohlich zu sein.“