Studie: Wie sich kindliche Ängste vor Spritzen verringern lassen21. August 2022 Spritzen sind unangenehm, besonders für Kinder. Spezielle Techniken könnten die kindlichen Ängste vor Spritzen jedoch abmildern. Foto: ©FAMILY STOCK/stock.adobe.com Tränen, Wutanfälle und Ängste – wenn es um Nadeln geht, haben viele Kinder damit zu kämpfen. Neue Forschungsergebnisse der University of South Australia (UniSA) zeigen, dass spezielle Techniken während des Impfvorganges die Angst der Kinder vor Impfungen und Nadeln verringern können. Bei der Arbeit mit Kindern im Alter von 8 bis 12 Jahren ergab die vorläufige Studie, dass zwei neue, vom Pflegepersonal geleitete Techniken die Angst vor der Nadel bei Kindern verringern können. Dabei handelt es sich einerseits um die Methode der „Geteilten Aufmerksamkeit“ – dabei werden die Aufmerksamkeit und die Erwartungen des Kindes von der Nadel abgelenkt. Die zweite Technik war die „positive Erinnerungsumgestaltung“ (positive Memory Reframing) – dabei werden die Übertreibungen der Kinder in Bezug auf die Angst und das Unbehagen vor der Nadel durch Gespräche über die positiven Elemente der Erfahrung ausgeglichen, so dass die Kinder realistischere Erinnerungen an das Ereignis entwickeln. Vorsorge für die Zukunft „Für viele Kinder kann ein Nadeleingriff schmerzhaft und belastend sein“, sagt die leitende Forscherin Felicity Braithwaite von der UniSA. Ihr zufolge ist angesichts der aktuellen COVID-19-Pandemie eine wichtige Forschungspriorität, Kindern zu helfen, die Angst und das Unbehagen im Zusammenhang mit Impfungen zu verringern. „Negative Erfahrungen mit Impfungen in der Kindheit führen oft dazu, dass sie bis ins Erwachsenenalter hinein Ärzte meiden und Impfungen zögern, was verheerende Folgen haben kann, wenn es zu Ausbrüchen vermeidbarer Krankheiten kommt“, erläutert die Studienautorin. „Indem wir mehr Zeit in Techniken investieren, die Kindern helfen, ihre Angst vor Nadeln zu bewältigen, hoffen wir, diese Ergebnisse zu ändern und bessere Gesundheitsergebnisse für die nächste Generation zu erzielen.“ Schmerzen bleiben gleich aber Ängste nehmen ab An der randomisierten, kontrollierten Studie nahmen 41 Kinder und ihre Eltern teil, wobei die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip einer von vier Gruppen zugeteilt wurden: übliche Behandlung, geteilte Aufmerksamkeit, positive Erinnerungsumgestaltung oder eine Kombination der beiden letztgenannten Maßnahmen. Die klinischen Ergebnisse wurden zu Studienbeginn, unmittelbar nach der Impfung sowie zwei Wochen später untersucht, wobei eine Bewertung sowohl durch die Kinder als auch durch die Eltern vorgenommen wurde. Erste Analysen zeigten keine Unterschiede im Hinblick auf die direkten Schmerzbewertungen durch die Kinder oder Eltern zwischen den Gruppen. Allerdings hatten Kinder, bei denen die Techniken in Kombination angewandt wurden, eine geringere Erinnerung an die Angst (p=0,008), und sowohl das positive Reframing (p=0,025) als auch die Maßnahmenkombination (p=0,003) führten zu einer geringeren Angst vor zukünftigen Spritzen. Auch die Bewertungen der Eltern über die Angst des Kindes waren unmittelbar nach der Impfung bei beiden Techniken geringer (jeweils p=0,035). Die Studie erschien im „European Journal of Pain“. Details zu den Techniken Bei der Technik der Geteilten Aufmerksamkeit handelte es sich um ein ein- bis zweiminütiges Ablenkungsspiel, bei dem ein Pfleger oder eine Pflegerin den Arm des Kindes in zufälliger Reihenfolge über und unter der Impfstelle berührte, während das Kind seine Aufmerksamkeit darauf konzentrierte, zu erraten, welche Stelle jedes Mal berührt wurde. Dieses Spiel macht sich die potenziell schmerzlindernde Wirkung von Ablenkung zunutze. Bei der Technik der positiven Erinnerungsumgestaltung wird mit den Kindern über eine vergangene Injektion gesprochen und es werden positive Aspekte hervorgehoben, z. B. wie mutig das Kind war, und es werden bestimmte Strategien gelobt, die es zur Verringerung seines eigenen Leidensdrucks eingesetzt hat, z. B. tiefes Atmen und Wegschauen. Ziel ist es, das Gefühl der Selbstwirksamkeit zu fördern, damit die Kinder die Situation besser bewältigen können. Beide Strategien wurden in nichtklinischen Umgebungen (z. B. in Schulen) getestet, um das Potenzial breit angelegter Impfprogramme zu maximieren, die für die Kinder möglichst wenig Stress bedeuten. (ah)
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