Studie zu COVID-19 bei Rheuma gibt Patienten Sicherheit bei der Einnahme von immunsupprimierenden Medikamenten5. Juni 2020 Foto: joyfotoliakid, AdobeStock Zur Behandlung von rheumatischen Erkrankungen werden verschiedene Medikamentengruppen eingesetzt. Sie sollen das fehlgeleitete Immunsystem unterdrücken, das den eigenen Körper angreift. Ob der Einsatz von Immunsuppressiva das Risiko für einen schweren Verlauf bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 erhöht, ist bisher unklar. Daten über den Verlauf einer Erkrankung an COVID-19 bei Menschen mit rheumatischen Erkrankungen sind nach wie vor rar und auf kleine Fallzahlen beschränkt. Patientinnen und Patienten mit Rheuma sind besorgt darüber, inwieweit ihre Erkrankung das Risiko für einen schweren Verlauf erhöht und welchen Einfluss die Einnahme ihrer Immunsuppressiva darauf hat. „Es herrscht eine große Unsicherheit über das Medikamentenmanagement bei rheumatischen Erkrankungen“, erklärt EULAR-Präsident Prof. Iain B. McInnes, The University of Glasgow, Schottland, Großbritannien. Wissenschaftler sind nun der Frage nachgegangen, inwieweit die unterschiedlichen Medikamentengruppen die Wahrscheinlichkeit für einen Krankenhausaufenthalt bei Rheumakranken mit einer COVID-19-Infektion erhöhen. Hierfür wurde eine Fallserie von Personen mit rheumatischen Erkrankungen und COVID-19 aus dem „EULAR and Global Rheumatology Alliance COVID-19“-Register vom 24. März 2020 bis 20. April 2020 analysiert. Insgesamt gingen 600 Fälle aus 40 Ländern in die Studie ein. Die Forscher analysierten Alter, Geschlecht, Raucherstatus, Diagnose rheumatischer Erkrankungen, Komorbiditäten und Medikamente gegen rheumatische Erkrankungen, die unmittelbar vor der Infektion eingenommen wurden. Das Ergebnis: Die Einnahme konventioneller krankheitsmodifizierender Antirheumatika (csDMARDs) – wie Anti-Malaria-Mittel oder Medikamente aus der Krebstherapie – allein oder in Kombination mit Biologika oder die Einnahme von nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) war nicht mit einem Krankenhausaufenthalt assoziiert. Die Einnahme von TNF alpha-Hemmern war mit einer verringerten Wahrscheinlichkeit eines Krankenhausaufenthalts verbunden, während kein Zusammenhang mit der Einnahme von Malariamitteln beobachtet wurde. Eine Behandlung mit mehr als 10 mg Prednison pro Tag – das entspricht einer mäßigen bis hohen Kortisondosis – war mit einer höheren Wahrscheinlichkeit eines Klinikaufenthalts verbunden. Prednison ist ein Glukokortikoid, das in der Rheumatologie häufig als schnell wirksamer Entzündungshemmer eingesetzt wird. Weniger als die Hälfte der Patienten mussten ins Krankenhaus eingewiesen werden (277; 46 %), während 55 Todesfälle (9 %) auftraten. Dies sollte nicht als die tatsächliche Rate von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, interpretiert werden. Aufgrund des Mechanismus, mit dem Falldaten gesammelt werden, ist es wahrscheinlicher, dass schwere Fälle an die Datenbank gemeldet werden (d. h. milde oder asymptomatische Fälle werden seltener gemeldet), wodurch die Rate der Krankenhauseinweisungen/Todesfälle in der Gruppe der gemeldeten Patienten künstlich erhöht wird. „Die Studie zeigt, dass sich die meisten Patientinnen und Patienten mit rheumatologischen Erkrankungen – unabhängig davon, welche Medikamente sie erhalten – von COVID-19 erholen“, so Prof. John Isaacs, The University of Newcastle, Großbritannien, Vorsitzender des wissenschaftlichen Programm-Komitees beim EULAR. „Dennoch ist es notwendig, mehr Wissen über den Verlauf einer Infektion mit dem neuen Corona-Virus bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Erkrankungen zusammenzutragen.“ Innerhalb von nur wenigen Wochen haben sich daher Rheumatologen weltweit zusammengeschlossen, um ein internationales COVID-Register aufzubauen (www.rheum-covid.org). Die Europäische Liga gegen Rheuma (EULAR) unterstützt das Projekt und hat im März bereits eine europäische Forschungsdatenbank eingerichtet (www.eular.org/eular_covid19_database.cfm). „Es besteht ein dringender Bedarf, die Ergebnisse von Patienten zu verstehen, die an SARS-CoV-2 erkrankt sind und gleichzeitig Steroide, synthetische oder biologische krankheitsmodifizierende Antirheumatika und nicht steroidale Entzündungshemmer erhalten“, betont Dr. Pedro Machado, Vorsitzender des Ständigen Ausschusses für Epidemiologie und Forschung im Gesundheitswesen der EULAR und Co-Autor der Studie. „Dies wird Rheumatologen und andere Kliniker, wie zum Beispiel Fachkrankenpflegepersonal, bei der Beratung ihrer Patienten unterstützen und deren Betreuung verbessern.“ Literatur:Gianfrancesco M, Hyrich Kl, Al-Adely S et al.: Ann Rheum Dis 2020. [epub ahead of print.] doi:10.1136/ annrheumdis-2020-217871.
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