Studie zur Akzeptanz von Patienteninformationen mittels Tablet oder Roboter2. Juli 2021 Studie: Wie hoch die Akzeptanz der Informationsvermittlung im Vorfeld einer MRT-Untersuchung mittels Roboter “Pepper” oder einem Tablet? (Foto: Universitätsmedizin Halle/Michael Wolf) Erstmals haben WissenschaflterInnen der Universitätsmedizin Halle/Saale im klinisch-radiologischen Kontext untersucht, wie hoch die Akzeptanz einer Informationsvermittlung mittels Tablet oder humanoidem Roboter bei Patientinnen und Patienten ist. In der Studie zeigte sich, dass sowohl Informationen auf einem Tablet als auch erzählt von einem Roboter durchaus auf Akzeptanz bei den PatientenInnen stoßen. Das stehe im Gegensatz zu anderen Studien zur generellen Haltung gegenüber solchen Hilfsmitteln im Gesundheitswesen, die offenbarten, dass eine Mehrheit diesen skeptisch gegenübersteht, so die Forschenden. „Wir erklären uns den Unterschied damit, dass der Einsatz von Tablet und dem Roboter ‚Pepper‘ in unserer Studie in einem konkreten praktischen Anwendungsfall erfolgte, nämlich als Informationsquelle im Vorfeld einer MRT-Untersuchung“, sagt Prof. Walter A. Wohlgemuth, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Radiologie der Universitätsmedizin Halle, an der die Studie durchgeführt wurde. Bisher seien humanoide Roboter hauptsächlich im Rahmen von Begrüßungen, spielerischer Anregung oder als Therapiebegleiter bei Kindern erforscht worden. Von 135 angesprochenen Patientinnen und Patienten im Vorfeld einer elektiven Untersuchung hatten 117 Menschen an der Anwendungsstudie der Universitätsmedizin Halle teilgenommen. Nach ihrer Einwilligung waren sie per Zufallsprinzip entweder der Tabletgruppe oder der Robotergruppe zugeordnet worden. Sowohl das Tablet als auch der humanoide Roboter „Pepper“ wurden dafür eingesetzt zu erklären, wie eine solche Untersuchung abläuft und was in ihrem Zusammenhang beachtet werden muss. Untersucht wurden die Akzeptanz des Roboters als Informationsgeber, die Unterschiede in der Benutzerfreundlichkeit des Roboters im Vergleich zum Tablet sowie der Wissenstransfer, das heißt, ob die Informationen, die beide Gruppen bekommen hatten, auch korrekt verstanden worden waren. Mehr als 75 Prozent der Probandinnen und Probanden erklärten, dass sie sich in der Situation wohlgefühlt hätten. Eine Mehrheit beider Gruppen steht einer Information mit elektronischen Mitteln positiv gegenüber und würde auf eine persönliche Information verzichten. Die Information ersetzte dabei den Informationsbogen in Papierform; sie ersetzte aber nicht das ärztliche Aufklärungsgespräch. „In unserer Befragung derjenigen, die nicht an der Studie teilnehmen wollten, zeigte sich, dass eine der Ängste ist, dass Menschen von der Technik abgelöst werden könnten. Das ist jedoch nicht der Fall. Das ärztliche Aufklärungsgespräch erfolgt nach wie vor, aber es können dann ganz gezielt Fragen oder Unklarheiten besprochen werden“, so Radiologe Dr. Dietrich Stoevesandt, Leiter des Dorothea-Erxleben-Lernzentrums der Medizinischen Fakultät Halle und des Erxleben Digital HealthCare Hubs sowie Erstautor der Studie. Die 18 Menschen, die einer Teilnahme an der Studie nicht zustimmten, konnten Angaben machen, warum sie nicht bei der Studie mitmachen wollten. Das nahmen 14 Menschen in Anspruch. Hierbei stellten die Forschenden fest, dass der Altersdurchschnitt von 51,3 Jahren bei den Teilnehmenden sich signifikant vom Altersdurchschnitt der Nichtteilnehmer (63,9 Jahre) unterschied. „Wir vermuten daher, dass es bei älteren Menschen auch mehr Vorbehalte gegenüber der Technik gegeben haben könnte“, so Stoevesandt, wobei nur vier der Nichtteilnehmenden laut Befragung vollständig oder teilweise wegen des Roboters die Teilnahme ablehnten. In der Studie waren aus ethischen Gründen Menschen mit schweren psychiatrischen Erkrankungen, Schmerzen oder unzureichendem Sprachniveau von der Teilnahme an der Studie ausgeschlossen. „Perspektivisch könnten jedoch gerade für durch verschiedene Faktoren eingeschränkte Menschen oder Nicht-Muttersprachlerinnen und -sprachler Informationen per Tablet oder Roboter besonders geeignet sein, da Informationen audio-visuell transportiert werden oder in anderen Sprachen erfolgen können“, sagt Stoevesandt. In der gleichen Studie ist nach entsprechendem Einverständnis zudem begleitend per Video- und Tonaufzeichnung eine Interaktionsanalyse zwischen den Probandinnen und Probanden und dem Roboter durchgeführt worden. „Die Ergebnisse dieser Studie werden noch gesondert veröffentlicht“, so Versorgungsforscher Prof. Patrick Jahn, einer der Mitautoren der Studie. Die Studie ist in der Fachzeitschrift RöFo – Fortschritte auf dem Gebiet der Röntgenstrahlen und der bildgebenden Verfahren veröffentlicht (DOI: 10.1055/a-1382-8482).
Mehr erfahren zu: "Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen" Zwei große Schritte zum aufrechten Gang des Menschen Eine neue internationale Studie konnte nun die Schritte entschlüsseln, die das menschliche Becken im Laufe von Millionen von Jahren so veränderten, dass zweibeiniges Gehen möglich wurde.
Mehr erfahren zu: "Genetische Schwachstelle bei Synovialsarkomen erkannt" Genetische Schwachstelle bei Synovialsarkomen erkannt Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass der Einsatz eines kleinen Moleküls als Blocker zur Hemmung des SUMO2-Proteins eine erfolgreiche Strategie gegen Synovialsarkome sein könnte.
Mehr erfahren zu: "KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen" KI in der Medizin: Wie Patienten darüber urteilen Was denken Patienten über Künstliche Intelligenz (KI) in der Medizin? Eine internationale Studie liefert eine Antwort. Zentrales Ergebnis: Je schlechter der eigene Gesundheitszustand, desto eher wird der Einsatz von KI […]