Studie: Zusammenhang zwischen psychischer Gesundheit und chronischen Diabetes-Komplikationen

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Bei Personen, die chronische Diabetes-Komplikationen haben, ist es wahrscheinlicher, dass sie an einer psychischen Störung leidet und umgekehrt. Das ist das Ergebnis einer Studie der University of Michigan, USA.

„Wir wollten herausfinden, ob chronische Diabetes-Komplikationen zu psychischen Störungen führen oder ob psychische Störungen zu diesen Diabetes-Komplikationen führen – aber wir fanden heraus, dass beide Zusammenhänge zutreffen“, kommentiert Prof. Brian Callaghan, Hauptautor. Die Ergebnisse unterstreichen laut Callaghan die Notwendigkeit für Kliniker, bei Patienten mit Diabetes zusätzlich zum Screening auf chronische Komplikationen aktiv nach psychischen Störungen zu suchen.

Ergebnisse der Studie

Das Forschungsteam untersuchte Versicherungsdaten von mehr als 500.000 Personen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes und 350.000 Personen ohne Diabetes. Die in der Fachzeitschrift „Diabetes Care“ veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass Menschen mit chronischen Diabetes-Komplikationen ein bis zu dreimal höheres Risiko hatten, an einer psychischen Erkrankung wie Angst oder Depression zu leiden. Dieser Effekt verstärkte sich, je älter die Erwachsenen wurden.

Bei Personen mit psychischen Störungen war die Wahrscheinlichkeit, dass es zu anhaltenden Diabeteskomplikationen kam, bis zu 2,5 Mal höher. Bei Erwachsenen unter 60 Jahren war ein Typ-1-Diabetes stärker mit chronischen Komplikationen verbunden. Bei Menschen mit dem häufigeren Typ-2-Diabetes war die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie unter psychischen Problemen litten.

Kombination direkter und indirekter Effekte

Ein möglicher Grund für diese bidirektionale Beziehung, so die Forscher, könnte darin liegen, dass eine Diabeteskomplikation oder eine psychische Erkrankung direkte Auswirkungen auf die Entwicklung der jeweils anderen Komplikation hat. „Ein Schlaganfall zum Beispiel hat schädliche Auswirkungen auf das Gehirn, was direkt zu Depressionen führen kann“, so Callaghan. Und eine psychische Erkrankung und Diabetes können sich auf das Selbstmanagement einer Person auswirken – wie etwa eine schlechte Blutzuckerkontrolle oder die Nichteinnahme von Medikamenten – was wiederum das Risiko für Diabeteskomplikationen erhöhen kann, erklärt er weiter.

Der Zusammenhang kann auch weniger direkt sein. Diabetes-Komplikationen und psychische Erkrankungen haben gemeinsame Risikofaktoren: Fettleibigkeit, Probleme mit der Blutzuckereinstellung und soziale Determinanten der Gesundheit können die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung beider Komorbiditäten erhöhen. „Höchstwahrscheinlich ist eine Kombination aus direkten und indirekten Effekten und gemeinsamen Risikofaktoren für den Zusammenhang verantwortlich, den wir sehen“, sagt die Erstautorin Maya Watanabe.

Die Forscher betonen abschließend, dass zusätzliche Ressourcen für die Untersuchung und Behandlung psychischer Erkrankungen benötigt werden, da viele Ärzte, die sich mit Diabetes befassen, nicht ausreichend geschult sind, um diese Erkrankungen angemessen zu erkennen und zu behandeln.