Studien zu Riech- und Schmeckstörungen bei COVID-19

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Mediziner des Interdisziplinären Zentrums für Riechen und Schmecken des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden sind nicht nur an eine internationalen Online-Umfrage zur Riech- und Schmeckstörungen bei COVID-19 beteiligt. Sie sind auch Partner im Projekt „Smell-Tracker”.

Mit „Smell-Tracker” lässt sich die individuelle Riechwahrnehmung anhand von Haushaltsgegenständen online erfassen. So kann frühzeitig ein Verlust des Riechvermögens festgestellt werden, was als eines der frühen Symptome von COVID-19 gilt.

Ein trockener Husten und Fieber gelten als die typischsten Anzeichen für eine mögliche Infektion mit dem neuartigen Corona-Virus. Manche Menschen jedoch zeigen gar keine Symptome, obwohl sie sich mit dem Virus angesteckt haben – und ihn auch weiterverbreiten können. In den letzten Wochen tauchte immer wieder ein mögliches weiteres Symptom auf: Der plötzlich aufgetretene teilweise oder vollständige Verlust von Riech- und Schmecksinn.

Gesundheitsorganisationen in verschiedenen Ländern haben bereits empfohlen, den Riech- und Schmeckstörungen als Hinweis auf eine SARS-CoV-2-Infektion zu sehen, selbst wenn keine anderen Symptome vorliegen. Entsprechend wird Betroffenen geraten, sich vorsichtshalber freiwillig in Quarantäne zu begeben. Bisher gibt es jedoch keine breit angelegte wissenschaftliche Studie, die belegt, dass diese Art von Beeinträchtigung ein klares Anzeichen für eine Infektion ist. Schwierig ist dabei die Abgrenzung von andern Riechstörungen – in der Gesamtbevölkerung können etwa fünf Prozent gar nicht riechen.

Bisherige Berichte sind im Wesentlichen anekdotisch. Deshalb hat sich eine Gruppe internationaler Riech- und Schmeckforscher zusammengeschlossen, um zu untersuchen, wie, wann und warum diese Beeinträchtigungen auftreten – und was sie über das Corona-Virus aussagen. Das Global Consortium for Chemosensory Research (Globales Konsortium für chemo-sensorische Forschung), abgekürzt GCCR, besteht aus Teilnehmern der offenen Wissenschaft: Transdisziplinäre Wissenschaftler, Kliniker und Patientenvertreter aus der ganzen Welt. Das GCCR, zu dessen Führungsteam Hummel gehört, hat mehr als 500 Mitglieder aus 38 Ländern. Damit sollen weltweite, evidenzbasierte Informationen zu kurz- und langfristigen Folgen von COVID-19 gesammelt und im Vergleich zu anderen Atemwegserkrankungen analysiert werden.

Das GCCR hat deshalb eine weltweite Onlinebefragung zusammengestellt, um Antworten auf wichtige Fragen zu finden: Welche Auswirkungen hat das Corona-Virus? Ist der Verlust des Geruchssinns ein häufiges Symptom? Geht er mit einem Schmeckverlust einher? Wie lange halten die Symptome an? Haben Betroffene dauerhafte Störungen? Die Teilnehmer der Befragung sollen dabei ihre Riech- und Schmeckfähigkeit mithilfe von Computerskalen abschätzen und Fragen zu Ihrer Symptomatik, Gesundheit und zum Lebensstil beantworten.

Die Onlineumfrage wird in mehr als 20 Sprachen übersetzt und Einzelpersonen und Klinikern auf der Website des GCCR zur Verfügung gestellt.

Es ist auch bereits ein zweiter Teil des Projekts in Planung. Dabei wird es sich um einen praktischen Riech- und Schmecktest handeln, mit Anleitung für zu Hause. Dabei werden die Teilnehmer im Haushalt vorhandene Dinge (z.B. Shampoo, Zimt oder Knoblauch) riechen oder Zucker, Salz, Zitrone und Kaffee oder Tee schmecken und dann online beurteilen.

Smelltracker des Weizmann Institute of Science

Die Wissenschaftler des Weizmann Institute of Science in Rechovot bei Tel Aviv, Israel, erforschen den Geruchssinn des Menschen. Um eine große Zahl an Forschungsdaten zu erfassen, nutzen die Wissenschaftler den SmellTracker, der online die Riechwahrnehmung von Probanden erfasst. Dazu werden verschiedene gut verfügbare Lebens- und Hilfsmittel wie Gewürze, Essig, Zahnpasta oder Erdnussbutter genutzt. Die Plattform basiert auf einem Algorithmus auf der Basis eines mathematischen Modells, das als “Riechfingerabdruck” zur genauen Charakterisierung des Geruchssinns einer Person fähig ist. SmellTracker, in neun Sprachen verfügbar, fordert Benutzer auf, fünf gängige Lebens- und Hilfsmittel auszuwählen und diese anhand ihrer eigenen Geruchswahrnehmung anhand vorformulierter Fragen zu bewerten.

Die Forscher betonen, dass der SmellTracker keine offizielle medizinische Diagnose ersetzt. Dennoch hoffen sie, dass das Tool zumindest dabei hilft, den einzigartigen olfaktorischen Fingerabdruck zu charakterisieren, der zur Früherkennung der neuen Viruserkrankung führen könnte. Partner des Projekts in Deutschland ist Hummel.