Süßungsmittel in der Schwangerschaft: Möglicherweise nachteiliger Effekt auf Darmmikrobiom des Nachwuchses14. Januar 2022 Foto: © Towfiqu/stock.adobe.com In einer neuen Studie haben deren Autorinnen und Autoren den Zusammenhang zwischen dem Konsum von Süßungsmitteln während der Schwangerschaft und dem Adipositasrisiko des Nachwuchses in einem Tiermodell untersucht. Die Ergebnisse deuten auf einen erheblichen Einfluss hin. Können künstliche Süßstoffe in der Ernährung von Müttern das spätere Adipositasrisiko ihrer Kinder erhöhen und sogar das bakterielle Gleichgewicht in deren Darm verändern? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer neuen Studie an Ratten, die gerade in „Frontiers in Nutrition“ publiziert worden ist. Auswirkungen von Süßstoffen auf die Nachkommen Viele Menschen verwenden kalorienarme Süßstoffe als vermeintlich gesündere Alternative zu Zucker, was aber den Forschenden zufolge einige unerwartete Auswirkungen in der Schwangerschaft haben kann. Während diese Süßungsmittel bei Erwachsenen weitgehend ungiftig sind, deuten ältere Untersuchungen darauf hin, dass ihr Konsum während einer Schwangerschaft das Adipositasrisiko und das Mikrobiom von Säuglingen beeinflussen kann. Bisher, so erklären die Autorinnen und Autoren der neuen Studie, sei dies allerdings noch nicht im Detail untersucht worden und die spezifischen Veränderungen im Darmmikrobiom und die potenzielle Verbindung zu Adipositas noch nicht gut verstanden. „Wir wissen, dass die Ernährung einer Mutter während der Schwangerschaft eine äußerst wichtige Rolle dabei spielt, ob ihre Nachkommen später im Leben bestimmte Krankheiten entwickeln werden“, erklärt Prof. Raylene Reimer von der University of Calgary (Kanada), Seniorautorin der Studie. „In dieser Studie interessierte uns, wie sich der Konsum von kalorienarmen Süßungsmitteln während der Schwangerschaft, insbesondere des künstlichen Süßungsmittels Aspartam oder der natürlichen Alternative Stevia, auf die Darmbakterien und das Übergewichtsrisiko der Nachkommen auswirkt.“ Um dies zu untersuchen, versorgten die Forschenden trächtige Ratten mit Aspartam, Stevia oder einfachem Wasser. Nach der Geburt der Jungtieren wurden diese gewogen und ihr Darmmikrobiom untersucht, um zu beurteilen, wie sich die Süßungsmittel ausgewirkt hatten. Minimale Auswirkungen bei den Muttertieren Auffallend war, dass die Süßstoffe nur minimale Auswirkungen auf die Muttertiere hatten, signifikante Auswirkungen allerdings auf deren Nachkommen. Die Jungen von Ratten, die während ihrer Trächtigkeit Süßungsmittel erhalten hatten, nahmen stärker zu, hatten einen höheren Körperfettanteil und zeigten wichtige Veränderungen im Darmmikrobiom: Propionat und Butyrat produzierende Mikroben nahmen zu, während Lactose fermentierende Arten abnahmen. Diese Veränderungen in der mikrobiellen Fermentation im Darm könnten eine Gewichtszunahme bei den Jungtieren verursacht haben. „Obwohl der Nachwuchs nie selbst kalorienarme Süßstoffe aufgenommen hatte, wurden ihre Darmbakterien und ihr Übergewichtsrisiko durch die Süßungsmittel beeinflusst, die die Muttertieren während ihrer Trächtigkeit konsumiert hatten“, sagt Reimer. „Wir fanden heraus, dass bestimmte Bakterien und ihre Enzyme damit in Verbindung standen, wie viel Gewicht die Nachkommen zunahmen und wie viel Körperfett sie ansammelten.“ Was bedeuten die Ergebnisse also für werdende Mütter? Die Studie wurde an Ratten durchgeführt und ist daher nicht direkt auf den Menschen übertragbar. Ältere Studien am Menschen haben jedoch einen ähnlichen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Süßstoffen während der Schwangerschaft und einem höheren Body-Mass-Index von Säuglingen gezeigt. Es müsse zwar zu diesem Zusammenhang noch weiter geforscht werden, erklären die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, doch im Moment wäre es wahrscheinlich gut, auf Süßstoffe während der Schwangerschaft zu verzichten.
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