Symptome einer Essstörung häufig auch bei Menschen mit insulinabhängigem Diabetes

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Einer an der Universität von Ostfinnland, Finnland, durchgeführten Metaanalyse zufolge weist einer von vier Patienten mit insulinabhängigem Diabetes im Alter von 16 Jahren und älter auch Essstörungssymptome auf.

Zusätzlich zu den typischen Symptomen einer Essstörung, wie Essanfälle und Einschränkung der Nahrungsaufnahme, wird insulinabhängiger Diabetes auch mit Insulinunterlassung in Verbindung gebracht, d. h. einer besonderen Form der Essstörung, bei der die Insulindosis absichtlich eingeschränkt oder ganz ausgelassen wird, weil man eine Gewichtszunahme befürchtet. „Das absichtliche Auslassen oder die Einschränkung von Insulindosen führt zwar zu einer Gewichtsabnahme, hält aber auch einen hohen Blutzuckerspiegel aufrecht und bringt das Diabetesmanagement aus dem Gleichgewicht“, kommentiert Pia Niemelä von der University of Eastern Finland.

In der Analyse, die in der Fachzeitschrift „Eating Behaviors“ veröffentlicht wurde, wurden Ergebnisse aus 45 früheren Studien zusammengefasst. Die Daten umfassten insgesamt 11.592 Personen mit insulinabhängigem Diabetes, von denen 2.521 Symptome einer Essstörung aufwiesen. Der Meta-Analyse zufolge gab einer von fünf Patienten an, absichtlich Insulin wegzulassen.

Symptome bei Frauen häufiger als bei Männern

Die Symptome einer Essstörung traten bei Frauen häufiger auf als bei Männern, eine Beobachtung, die auch schon bei Jugendlichen gemacht wurde. Das Alter war jedoch kein signifikanter Faktor, da Essstörungen unabhängig von der Altersgruppe auftraten.

„Man geht oft davon aus, dass die Symptome einer Essstörung Jugendliche und junge Erwachsene betreffen. Unsere Meta-Analyse zeigt jedoch, dass auch Erwachsene unter Essstörungssymptomen leiden, weshalb es wichtig ist, zu lernen, Patienten mit Essstörungen zu erkennen. Hier in Finnland beispielsweise gibt es derzeit keinen Behandlungspfad für Patienten, die sowohl an Diabetes als auch an Essstörungen leiden. Die Kenntnis des Krankheitsbildes und seiner Prävalenz ist der erste Schritt zur Entwicklung von Behandlungs- und Betreuungspfaden“, so Niemelä.

Diabetiker mit Essstörungssymptomen haben ein höheres Risiko für Komorbiditäten und Komplikationen im Zusammenhang mit Diabetes. Essstörungssymptome werden mit verschiedenen Erhebungen erfasst, darunter der am häufigsten verwendete DEPS-R, der in der aktuellen Metaanalyse bei 27 Prozent der Probanden positiv war.