Tag der Organspende: Bayerns Gesundheitsministerin wirbt für Widerspruchslösung

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Bayerns Gesundheits- und Präventionsministerin Judith Gerlach wirbt mit Blick auf den bundesweiten „Tag der Organspende“ am 7. Juni für eine Änderung des Transplantationsrechts und die Einführung der Widerspruchslösung.

Die zentrale Veranstaltung zum bundesweiten Tag der Organspende findet in diesem Jahr in Regensburg statt. Gerlach betonte im Vorfeld anlässlich einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) am 04. Juni in München: „Aktuell warten knapp 8.100 Menschen deutschlandweit auf ein lebenswichtiges Spenderorgan. Die Zahl der postmortalen Organspender lag im vergangenen Jahr hingegen bei nur 953. Die Widerspruchslösung könnte helfen, diesen Organmangel zu lindern.“

Die Ministerin erklärte: „Organspende wäre damit der Normalfall – und jeder und jede wäre bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen Organspender, könnte dem aber aktiv widersprechen. Denn obwohl laut einer 2024 durchgeführten Umfrage des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit 85 Prozent der Menschen in Deutschland dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüberstehen, hat nach eigenen Angaben nach wie vor nur etwa ein Drittel einen Organspendeausweis. Ich setze mich deshalb klar für die Einführung der Widerspruchslösung ein und appelliere an den Bundestag, das Thema wieder aufzugreifen.“

Und sie ergänzte: „Zwar hat jeder der 953 Organspender im vergangenen Jahr nach seinem Tod durchschnittlich rund drei schwer kranken Patienten die Chance auf ein längeres und besseres Leben ermöglicht. Aber viele Menschen auf der Warteliste sterben, bevor sie eine Transplantation bekommen.“

Abschließend stellte sie klar: „Die Widerspruchslösung allein wird das Problem nicht lösen. Wir brauchen eine Kultur der Organspende, die wir nur gesamtgesellschaftlich etablieren können. Wichtig bleiben daher auch weitere Maßnahmen wie die Aufklärung der Bevölkerung und Schulungen der Mitarbeitenden in den Kliniken. Ich appelliere daher an alle, sich mit dem Thema Organspende auseinanderzusetzen und die selbstbestimmte Entscheidung zu dokumentieren.“

Weitere Positionen zum Thema

Ebenfalls bei der Pressekonferenz im Deutschen Museum vertreten waren der Medizinische Vorstand der DSO, der stellvertretende Vorsitzende des Bundesverband Niere e.V. sowie zwei Betroffene, die das Thema Organspende aus persönlicher Sicht beleuchteten.

Dr. Axel Rahmel, Medizinischer Vorstand der DSO, betonte: „Die Entscheidung zur Organspende zu Lebzeiten ist wichtig. Denn der häufigste Grund, warum in Deutschland mögliche Organspenden nicht durchführbar sind, ist eine fehlende Zustimmung. Nach wie vor lag in den letzten Jahren bei nur rund 15 Prozent aller an die DSO gemeldeten Spender tatsächlich eine dokumentierte Entscheidung des Verstorbenen vor und Angehörige haben dann häufig die Sorge, etwas falsch zu machen. Die Konsequenz: Wenn Angehörige nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen oder gar nach eigenen Wertvorstellungen entscheiden müssen, sinkt die Zustimmungsrate dramatisch – im letztgenannten Fall sogar auf rund 25 Prozent. Liegt jedoch ein schriftlicher Wille vor, erreicht die Zustimmungsrate über 75 Prozent.“

Stefan Mroncz, stellv. Vorsitzender des Bundesverbands Niere e.V., erhielt vor 22 Jahren – am 2. Juni 2003 – eine Spenderniere. Er unterstrich: „Ich weiß um die unvorstellbaren Ängste und Sorgen eines Dialysepatienten, der auf der Warteliste für ein Spenderorgan steht, und wie sich das Leben nach einer Transplantation grundlegend zum Positiven verändert. Dafür bin ich dem Spender oder der Spenderin zutiefst dankbar und wünsche mir, dass mehr Wartepatienten diese Chance erhalten. Die Widerspruchslösung ist ein wichtiges Element, um die Organspende in Deutschland voranzubringen.“

Aktuelle Zahlen zur Organspende

In diesem Jahr gab es nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in den ersten fünf Monaten bislang 426 postmortale Organspender in Deutschland (Stand 3. Juni 2025). Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 382. Bayernweit wurden bislang 61 postmortale Organspender verzeichnet – 6 mehr als im Vorjahreszeitraum. Damit zeichnet sich für das laufende Jahr zwar eine leicht positive Tendenz ab, die Zahlen lassen jedoch noch keine Rückschlüsse auf einen allgemeinen Trend zu.