TALAPRO-2-Studie zu fortgeschrittenem Prostatakrebs: Zusatztherapie verzögert Krankheitssymptome

3D-Struktur von Talazoparib. Grafik: ibreakstock – stock.adobe.com

Die Hinzunahme von Talazoparib zur Enzalutamid-Erstlinientherapie bei metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakarzinom mit HRR*-Defizienz zögert die die Verschlechterung der Lebensqualität hinaus. Dies ergibt eine aktuelle Auswertung der TALAPRO-2-Studie.

In der Phase-III-Studie TALAPRO-2 verbesserte der Zusatz von Talazoparib zu Enzalutamid das radiologisch progressionsfreie Überleben bei Männern mit metastasiertem kastrationsresistenten HRR-defizienten Prostatakarzinom signifikant, verglichen mit Placebo plus Enzalutamid. Nun haben Wissenschaftler um Prof. Andre P. Fay vom Hospital Nora Teixeira in Porto Alegre, Brasilien, die Ergebnisse aus Patientensicht (patient-reported outcomes, PROs) dazu vorgestellt. Demnach verzögert sich mit dem Zusatz von Talazoparib (0,5 mg 1-mal täglich) vs. Placebo, jeweils zu Enzalutamid (160 mg 1-mal täglich) die definitive ­Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustands/der Lebensqualität (GHS/QoL)**, von Harnwegssymptomen*** und anderen Funktions- und Symptomskalen.

TALAPRO-2 ist eine randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Phase-III-Studie, die an 223 Einrichtungen in 26 Ländern weltweit durchgeführt wurde. Geeignet waren Männer, die eine Androgendeprivationstherapie erhielten, an asymptomatischem oder leicht symptomatischem, metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs litten, einen ECOG****-Status von 0 oder 1 aufwiesen und zuvor keine lebensverlängernde systemische Therapie gegen (metastasierten) kastrationsresistenten Prostatakrebs erhalten hatten.

Im Zeitraum 18.12.2018 bis 20.01.2022 konnten die Autoren 399 Patienten mit HRR-defizientem, metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom in die Studie aufnehmen und randomisieren, 197 für Talazoparib plus Enzalutamid (T+E) und 197 für Placebo plus Enzalutamid (P+E). Die mediane Nach­beobachtung beziffern sie auf 22,2 Monate (Interquartile Range [IQR] 13,8–27,7) in der T+E-Gruppe und 20,2 Monate (IQR 13,5–26,6) in der P+E-Gruppe. Die mediane Zeit bis zur endgültigen Verschlechterung von GHS/QoL war in der T+E-Gruppe (27,1 Monate; 95%-Konfiidenzintervall [KI] 21,2 – nicht bestimmbar) länger als in der P+E-Gruppe (19,3 Monate; 95%-KI 16,6 – 23,0; Hazard Ratio [HR] 0,69; 95%-KI 0,49–0,97; pzweiseitig=0,032).

Ebenfalls länger fiel die mediane Zeit bis zur endgültigen Verschlechterung der Harnwegssymptome in der T+E-Gruppe aus (nicht bestimmbar; 95%-KI 32,2 – nicht bestimmbar), verglichen mit der P+E-Gruppe (30,2 Monate; 95%-KI 24,6 – nicht bestimmbar; HR 0,56; 95%-KI 0,34–0,93; pzweiseitig=0,022).

Die mediane Zeit bis zur Verschlechterung der Schmerzsymptome war für beide Gruppen nicht bestimmbar (HR 0,58; 95%-KI 0,33-1,01; p zweiseitig=0,051). Veränderungen der stärksten Schmerzen in den letzten 24 h (BPI-SF, Frage 3) und des allgemeinen Gesundheitszustandes (EQ-5D-5L) ab dem Ausgangswert sprachen für T+E vs. P+E, obwohl die Unterschiede klinisch nicht bedeutsam waren.

Die Unterschiede zwischen den Gruppen in den mittleren Veränderungen ab dem Ausgangswert bei GHS/QoL, Funktionsfähigkeit und Symptomen gemäß EORTC QLQ-C30 hätten nicht den klinisch bedeutsamen Schwellenwert von ≥10 Punkten erreicht, obwohl die körperliche, emotionale und kognitive Funktionsfähigkeit sowie Schmerzen für T+E gesprochen hätten, ergänzen die Wissenschaftler. Ebenso hätten die Unterschiede in den mittleren Veränderungen vs. Ausgangswert bei Harnwegs- und Darmsymptomen gemäß EORTC QLQ-PR25 für Talazoparib plus Enzalutamid gesprochen, seien aber klinisch nicht bedeutsam gewesen.

(sf)           

*homologe Rekombinationsreparatur

**gemäß dem Core Quality of Life Questionnaire (QLQ-C30) der European Organisation for Research and Treatment of Cancer (EORTC)

***Eastern Cooperative Oncology Group

****prostatakrebsspezifische Harnwegssymptome gemäß dem Quality of Life Questionnaire-Prostate (QLQ-PR25) der EORTC